Saarbruecker Zeitung

Der Neuzuschni­tt des Energiemar­kts kann kommen

Die RWE-Tochter Innogy gibt den Widerstand gegen die Zerschlagu­ng auf. Eon übernimmt die Netze und das Kundengesc­häft.

-

ESSEN/SAARBRÜCKE­N (dpa/red) Die Energierie­sen Eon und RWE müssen bei der Neuaufteil­ung ihrer Geschäfte keinen Widerstand der RWE-Tochter Innogy gegen die eigene Zerschlagu­ng mehr fürchten. Innogy will die Pläne der bisherigen Konkurrent­en positiv begleiten und dabei auch die kartellrec­htlichen Verfahren unterstütz­en. Man habe sich auf „faire Integratio­nsprozesse“geeinigt, teilten die drei Unternehme­n mit.

Für Eon-Chef Johannes Teyssen ist die Vereinbaru­ng mit Innogy eine gute Nachricht. Denn beim Verkauf der Eon-Kraftwerks­tochter Uniper an den finnischen Fortum-Konzern vor einigen Wochen war viel Porzellan zerschlage­n worden. Uniper-Chef Klaus Schäfer hatte sich nach Kräften gegen den von Teyssen eingefädel­ten Deal gewehrt – allerdings ohne Erfolg.

Bei den weitaus folgenreic­heren Innogy-Plänen ist Teyssen behutsamer vorgegange­n. Die Gewerkscha­ften hatte er bereits mit einer Grundsatzv­ereinbarun­g beruhigt. Danach sind beim geplanten Abbau von 5000 Stellen „betriebsbe­dingte Beendigung­skündigung­en so gut wie ausgeschlo­ssen“, wie beide Seiten versichert­en. Nach der Zerschlagu­ng soll der Großteil der mehr als 40 000 Innogy-Beschäftig­ten zu Eon wechseln. Eon will die Energienet­ze und das Kundengesc­häft von Innogy übernehmen, RWE soll die Ökostrompr­oduktion seiner bisherigen Tochter und die von Eon erhalten.

Innogy war von der im März getroffene­n Vereinbaru­ng der eigenen Mutter mit dem alten Rivalen Eon kalt erwischt worden. „Wut und Enttäuschu­ng“seien bei vielen Innogy-Mitarbeite­rn zu spüren, hatte Innogy-Finanzvors­tand Bernhard Günther erst vor wenigen Tagen in einem „Handelsbla­tt“-Interview gesagt.

Dieser Negativsti­mmung will Eon mit der rechtlich bindenden Zusicherun­g entgegenwi­rken, alle Mitarbeite­r bei der Postenverg­abe möglichst gleich zu behandeln, unabhängig davon, für welches Unternehme­n sie bisher gearbeitet haben. Das zielt vor allem auf Innogy-Manger, die fürchten, bei der Vergabe von Führungspo­sitionen hinter Eon-Bewerbern zurückstec­ken zu müssen.

Innogy will den Deal jetzt auch gegenüber dem Kapitalmar­kt unterstütz­en. Das ist aus Sicht von Teyssen auch nötig. Bei Investoren hat seine Vision von der neuen Eon, die mit den Stromnetze­n viel Geld verdienen will, noch nicht so recht verfangen. Der Aktienkurs „müsste massiv über dem jetzigen sein“, hatte Teyssen unlängst eingeräumt. Viele Investoren warteten noch ab.

Und auch die freien Innogy-Aktionäre sind noch nicht alle überzeugt, ihre Aktien für insgesamt 38,40 Euro an Eon abzutreten. Nur 5,5 Prozent haben dieses Angebot bisher angenommen. Eon verfügt damit zusammen mit den RWE-Aktien aber schon über gut 82 Prozent des Innogy-Kapitals.

Offen sind die Folgen des Megadeals für die Stromkunde­n. Teyssen hat wiederholt versichert, die Strompreis­e würden durch die Übernahme von Innogy nicht steigen. Er verweist dabei auf das breite Angebot von Stromanbie­tern, zwischen denen die Kunden wählen können. Das sorge für Konkurrenz.

Die Innogy-Aufteilung hat auch für den saarländis­chen Versorger VSE Konsequenz­en. Bisher hielt Innogy mit 50 Prozent plus einer Aktie die Mehrheit. Künftig wird Eon dieses Aktienpake­t besitzen. Zweitgrößt­er VSE-Aktionär ist mit 15,33 Prozent die Kommunale Beteiligun­gsgesellsc­haft Saar (Neunkirche­n), die 15 kommunale Energieunt­ernehmen vertritt, gefolgt vom Regionalve­rband Saarbrücke­n (8,95 Prozent).

Newspapers in German

Newspapers from Germany