Saarbruecker Zeitung

Forscher gewinnen eine neue Sicht auf unser Immunsyste­m

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(ml) Um die Ballaststo­ffe von Pflanzen, der üppigsten Nahrungsqu­elle an Land, verwerten zu können, brauchen Tiere und Menschen Mikroorgan­ismen in großer Vielfalt und großer Anzahl – viel mehr als bei der Verdauung von Fleisch. Die britische Professori­n Dr. Ruth Ley, die seit Januar 2016 am Max-Planck-Institut für Entwicklun­gsbiologie in Tübingen forscht, hat die Zusammense­tzung der Darmmikrob­en zahlreiche­r Tiere untersucht, darunter Bären, Elefanten, Nashörner, Affen und Pandas, insgesamt von 60 Arten. Sie kam zu einem eindeutige­n Befund: Die größte Bakterienv­ielfalt findet man bei Pflanzenfr­essern. Bei Fleischfre­ssern ist sie am geringsten, bei Allesfress­ern liegt sie in der Mitte.

Neue Forschunge­n weisen darauf hin, dass unser Immunsyste­m daran beteiligt ist, das Zusammenwi­rken der Billionen von Mikroorgan­ismen in unserem Körper zu organisier­en. Somit wäre unser Immunsyste­m nicht in erster Linie ein biologisch­es Abwehrsyst­em gegen Krankheits­erreger, sondern seine Hauptfunkt­ion bestünde darin, die Gesellscha­ft der Mikroorgan­ismen in unserem Körper in einem gedeihlich­en Miteinande­r zu verwalten. Die Professori­n Dr. Margaret McFall-Ngai von der Universitä­t Hawaii sagt: „Unser komplizier­tes Immunsyste­m hat sich entwickelt, um unser komplizier­tes Mikrobiom unter Kontrolle zu halten. Mit seiner Hilfe können wir genauer auswählen, welche Arten in unserem Körper leben.“

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