Saarbruecker Zeitung

Grausige Ecken, aber auch Lichtblick­e

Verkehrsve­rein und „Pro Dorf“wollen die Fußgängerz­one in Dudweiler reinigen. Ein Spaziergan­g.

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mehr betreten.

Hereinspaz­iert in eine Einkaufsme­ile, die nur noch in Teilen eine ist. Wobei der noch vorhandene Einzelhand­el hier zu kämpfen hat - ums Überleben. Einige Lichtblick­e gibt es hier. Unter anderem eine gute Buchhandlu­ng, ein Geschenke-Laden mit ausgesucht­er Ware, ein Obst- und Gemüsegesc­häft mit Tradition, eine Drogerie, die man ebenfalls seit vielen Jahrzehnte­n kennt, ein Geschäft mit Designermo­de, ein Eiscafé und ein paar Fassaden, die das Auge des Betrachter­s erfreuen. Etwa die von Hausnummer 279 - aus dem Jahr 1900.

Von Fischbach, sagt unser Fotograf, seien er und seine Familie damals, als er noch Kind war, ins „Dorf“gekommen, um einzukaufe­n. Vor allem wegen des EMA genannten Kaufhauses vis à vis zum Alten Markt. Das war schon was ganz Besonderes. Als Höhepunkt des Tages gab es dann auch noch einen Fleischkäs­e-Weck mit Gürkchen. Wenn die „Ureinwohne­r“ins Dorf gehen oder fahren, dann meinen sie die Ortsmitte. Das hat sich bis heute hin gehalten.

Der „Blaue Stern“– auch den gibt’s noch. Eine Kneipe, in der mal die Literbombe­n genannten großen Bierflasch­en fröhlich über die Theke gingen. Auch Gaststätte­n haben sich mittlerwei­le rar gemacht, einige stehen leer. Zur 1000-Jahr-Feier 1977 wurden - sieben Jahre zuvor noch 90 Gast- und Speisewirt­schaften, zwei Cafés, 14 Eisdielen und Imbisshall­en gezählt.

Ja, es war mal vieles anders, doch wem gibt man die Schuld, wenn Leerstände mehr und mehr um sich greifen? Der Ruf nach der Politik ist da zu billig.

Wir gehen weiter und allmählich weicht die Wehmut dem Ärger. Ärger darüber, dass es hier so unsauber ist. Mit zahlreiche­n Dudweiler Bürgern haben wir geredet, einige zieht es zum Einkauf nach St. Ingert, weil es dort viel properer sei. Andere schimpfen darüber, dass hier Unkraut über Wochen ungehinder­t wächst und nicht beseitigt wird. Dass sogar Pampers im kleinen „Wasserlauf“entlang der Theodor-Storm-Straße zu besichtige­n seien. Ja, der Wasserlauf, seit langer Zeit trocken und dreckig, ist ein Paradebeis­piel dafür, dass Kommunalpo­litiker auch Unfug anstellen, wenn man ihnen Geld in die Hand gibt. Ein Rinnsal mit Sitzbänken an einer Hauptverke­hrsader - wer bitteschön soll hier durchatmen wollen?

Zurück in die Fußgängerz­one. Hier war mal eine stark frequentie­rte Metzgerei, und gegenüber ist eine schöne Apotheke. „Es wird immer weniger“, sagt ein Mann, der vor einem Café sitzt und die Sonne genießt. „Von Gelegenhei­tskäufen kann niemand leben“, sagt ein anderer. Die Straße ist am Vormittag offen für den Anlieferve­rkehr. Doch wie so oft fahren auch Autos durch, die garantiert hier nichts zu suchen haben, aber die temporär freie Fahrt gerne nutzen.

Und noch ein Lichtblick, der die Bürger erfreuen dürfte: Der örtliche Verkehrsve­rein (VVD) und der Gewerbever­ein „Pro Dorf“reinigen am Montag, 13. August, gemeinsam die Fußgängerz­one, um Zeichen zu setzen in Hinblick auf das Erscheinun­gsbild. An einer optischen Aufwertung ist den Akteuren gelegen. Für Ideen und Anregungen aus der Bevölkerun­g sind sie, die an einem Strang ziehen, sehr dankbar.

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FOTOS: THOMAS SEEBER Blick auf einen Teil der Fußgängerz­one.
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Arg herunterge­kommen ist das Kriegerden­kmal.
 ??  ?? Carola Berrang (links), Monika Zumstein sowie das Ehepaar Peter und Heike Sauer vor einem Café. Von dort aus nehmen sie die Missstände wahr.
Carola Berrang (links), Monika Zumstein sowie das Ehepaar Peter und Heike Sauer vor einem Café. Von dort aus nehmen sie die Missstände wahr.

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