Die Zwillingsmama möchte sich auch etwas beweisen
NÜRNBERG (sid) Ab und zu wundert sich Christina Schwanitz dann doch. „Es ist schon komisch, wenn ich bei einem Wettkampf als Zwillingsmama angekündigt werde“, sagt die Kugelstoß-Europameisterin: „Dabei stehe ich ja nicht im Ring, weil ich zwei Kinder geboren habe, sondern weil ich gute Leistungen bringe.“
Und das tut die 32-Jährige: Anfang Juli stieß sie in Biberach 19,78 Meter weit, gewann am vergangenen Wochenende das Diamond-League-Meeting in Rabat und liegt derzeit auf Platz eins der europäischen Jahresbestenliste. Zum Auftakt der deutschen Meisterschaften heute Abend auf dem Nürnberger Hauptmarkt (Kugelstoßen ist ausgelagert) ist Schwanitz, die im vergangenen Juli ihre Kinder zur Welt brachte, die klare Favoritin. „Dass es so gut und konstant läuft, hätte ich nicht gedacht“, gesteht sie.
Kein Wunder also, dass sie nach dem Ende ihrer Babypause bereits den Saisonhöhepunkt im Visier hat: Bei der Heim-EM in Berlin (6. bis 12. August) will sie als erste Kugelstoßerin überhaupt den dritten Europameister-Titel in Serie perfekt machen. „Das Allergrößte wäre es, wenn ich ganz oben auf dem Podest stehen könnte“, sagt sie.
Dabei war ihr derzeitiger Erfolg so nicht abzusehen. Zunächst hatte Schwanitz offen gelassen, ob sie nach der Geburt ihrer Zwillinge, die sie liebevoll „Krümel“nennt, überhaupt einen neuen Angriff auf die Weltspitze unternimmt. „Ich wollte weg vom Leistungssport. Einfach mal genießen, normal zu sein“, sagt sie. Doch letztlich entschied sie sich für eine Rückkehr. Der Grund: „Ich möchte mir etwas beweisen. Beweisen, dass man auch als Mutter Leistungssport machen kann.“