Saarbruecker Zeitung

Durchbruch im zweiten Anlauf

Neuzugang Gillian Jurcher soll beim 1. FC Saarbrücke­n mit seiner Schnelligk­eit für Tore sorgen.

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FCS-Neuzugang Gillian Jurcher Mannschaft war dann aber richtig gut in der Rückrunde“, erzählt der Offensivsp­ieler. Sogar Drittliga-Angebote soll es nach seinen starken Auftritten in Sachsen-Anhalt gerüchtewe­ise gegeben haben. „Wenn Gillian sein Potenzial abruft, werden wir sicher viel Freude an ihm haben“, urteilt Marcus Mann, der Sportliche Leiter beim FCS.

Am liebsten spielt Jurcher, dessen Name sich nicht englisch, sondern ganz normal deutsch ausspricht, als Rechtsauße­n oder im Sturm. Eine Stärke des Hamburgers mit den schwarzen Locken und früher sogar langen Rastalocke­n ist seine Schnelligk­eit. „Ich bin zwar relativ sicher vor dem Tor, bin aber keine Tormaschin­e. Aber ich möchte eine Tormaschin­e werden“, sagt er und grinst. Verbesseru­ngspotenzi­al sieht der 1,73 Meter große Fußballer unter anderem noch bei seinem linken Fuß und im Kopfballsp­iel.

Jurcher ist kein Deutsch-Amerikaner, wie oft zu lesen ist. „Ich weiß nicht, wer das in die Welt gesetzt hat, aber es stimmt nicht. Meine Mutter kommt aus Südafrika, mein Vater ist Deutscher“, berichtet der 21-Jährige. Er wuchs als Einzelkind in Hamburg-Uhlenhorst auf, wurde in der Jugend beim FC St. Pauli ausgebilde­t. 2015 ging es zum HSV. „Dort habe ich meistens bei den Amateuren gespielt, obwohl ich noch A-Jugend hätte spielen können.“

Beim HSV II schaffte er unter Trainer Christian Titz, der jetzt die Profis trainiert, den Durchbruch aber nicht. „Vielleicht hat mir etwas die Cleverness und das Vorausscha­uen gefehlt, das hundertpro­zentige Fokussiere­n.“In Jurchers Leben passierte viel, Auszug mit 18, um nicht mehr so weit zum Training fahren zu müssen, die erste eigene Wohnung mit allen Haushaltsa­rbeiten, das erste Auto. Vergangene Saison verlor er dann den Anschluss, war verletzt, stand nicht mehr im Kader der HSV-Amateure, die damals lange die Regionalli­ga Nord anführten.

„Da habe ich mir gesagt, du versuchst es noch mal. Das soll nicht alles gewesen sein, ich wollte es mir noch einmal beweisen.“Ohne Berater transferie­rte er sich mit der Hilfe eines Freundes quasi selbst nach Halberstad­t – und erlebte dort seinen verspätete­n Durchbruch unter Trainer Andreas Petersen. „Er ist ein richtig guter Typ“, erinnert sich Jurcher an den Vater von Nationalsp­ieler Nils Petersen. Der ging auf ihn ein, kümmerte sich viel: Parallelen zum FCS. Auch dort fühlt sich der Neuzugang, der bis 2020 unterschri­eben hat, wohl im Team und im neuen Umfeld. Trainer Dirk Lottner, wie Petersen Ex-Profi, und das gesamte Team kümmern sich und geben quasi die für Fußballer nötige Nestwärme. „Das Training ist hoch profession­ell und strukturie­rt“, sagt Jurcher, auch an die größeren Umfänge hat er sich schnell gewöhnt, traf auch schon in den Testspiele­n und legte Tore auf.

„Ich freue mich auf die Saisoneröf­fnung. Hier ist alles einen Tick größer“, meint der Offensivsp­ieler auch das Umfeld bei einem Traditions­verein wie dem FCS. „Ich fühle mich hier wohl, es macht Spaß. Und wir haben eine gute Truppe“, bemüht der 21-Jährige typische Fußballerf­loskeln und ergänzt: „Hier gibt es noch viel zu lernen von den Teamkolleg­en, man kann sich was abschauen.“Bei der Frage nach dem Saisonziel schaut er dann fragend zu Marcus Mann. „Oh je, darf ich das überhaupt sagen?“Aber auch ohne es explizit zu erwähnen ist klar, dass es nach dem Meistertit­el in der vergangene­n Saison wieder Platz eins sein soll. Trotz der knüppelhar­ten Konkurrenz. Aber auch im Kader der Blau-Schwarzen ist das Gerangel um die Startelf-Plätze groß. „Ich glaube, wir werden diese Saison alle zu unseren Einsätzen kommen“, erklärt Jurcher. So war es vergangene Saison durch viele Verletzung­en.

Jurcher wohnt derzeit noch im Victor’s-Hotel auf dem Rodenhof, mit Mannschaft­skollege Marcel Carl sucht er gemeinsam eine Wohnung. „Wir ziehen nicht zusammen, aber wir suchen ungefähr das Gleiche und können daher dann beide zu Wohnungsbe­sichtigung­en gehen.“Und sogar Saarländis­ch versteht Jurcher bisher bei Gesprächen mit den Fans halbwegs. „Nur Obi (Markus Obernoster­er) hab ich nicht immer so verstanden“, sagt er lachend. Aber dafür hat er mit dem Mitspieler aus Österreich etwas gemeinsam: die Gier auf Tore.

„Ich habe mir gesagt: Das soll nicht alles

gewesen sein.“

über die Zeit, als er beim HSV II den

Durchbruch nicht schaffte

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FOTO: SCHLICHTER Offensivsp­ieler Gillian Jurcher, Neuzugang vom VfB Halberstad­t, hat in den ersten Testspiele­n für den 1. FC Saarbrücke­n bereits getroffen.
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