Saarbruecker Zeitung

Lafontaine kritisiert Zustände bei Saar-Linken

Angela Merkel nutzt die Sommer-Pressekonf­erenz, um nach der Koalitions-Krise der vergangene­n Wochen gute Laune zu demonstrie­ren. Für Horst Seehofer hat sie eine deutliche Warnung.

- VON HAGEN STRAUSS

„Ich klage nicht“, sagt die Kanzlerin. Dabei hätte Angela Merkel Gründe genug, Klagen gen Himmel zu schicken. Über den US-Präsidente­n Donald Trump zum Beispiel, bekennende­r Deutschlan­d-Gegner. Oder den russischen Macho-Staatschef Waldimir Putin. Nicht zu vergessen über ihren wildgeword­enen Innenminis­ter Horst Seehofer. Drei Männer, die der einen Frau in den letzten Monaten das politische und persönlich­e Leben schwergema­cht haben wie nie. „Also, ich klage nicht“, wiederholt die 64-Jährige mit Nachdruck bei ihrer traditione­llen Sommerpres­sekonferen­z.

Ohne Zweifel liegt ein extrem anstrengen­des Jahr hinter der Kanzlerin und CDU-Chefin. Erst der Wahlkampf, dann die zähe Regierungs­bildung mit dem Scheitern von Jamaika und der mühevoll gezimmerte­n großen Koalition. Schließlic­h der bis aufs Messer geführte Streit über die Flüchtling­spolitik mit Horst Seehofer – die vielen außenund weltpoliti­schen Verwerfung­en mal beiseitege­lassen. Zwei Fragen liegen deshalb besonders nahe, die Merkel gestellt werden: Ob sie nicht erschöpft sei? Und ob sie auf dem Höhepunkt der Auseinande­rsetzung mit Seehofer an Rücktritt gedacht habe? „Nein, nein, nein, nein.“

Aufgeben passt nicht in Merkels Bild von Politik. Schon gar nicht wegen des CSU-Chefs. Außerdem, betont die Regierungs­chefin, habe sie dem Wähler vier volle Jahre im Amt versproche­n. Was danach kommt, lässt die Kanzlerin offen. Jetzt freue sie sich, ein paar Tage Urlaub zu haben. Wen sie mitnehmen würde, wenn sie könnte – Trump, Putin oder Seehofer? „Urlaub ist Urlaub.“Also bitteschön, nicht auch noch in Südtirol einen dieser Drei.

Es ist Merkels 23. Auftritt in der Bundespres­sekonferen­z. Und er ist, neudeutsch gesagt, Merkel like. Sie hat zu jedem Thema eine Antwort parat, es geht quer durch den politische­n Garten. Diesel-Krise, die Lage im Kosovo und in Ägypten, sichere Herkunftss­taaten, das Zwei-ProzentZie­l der Nato. Das ist ja eine der Stärken der Kanzlerin. Inhaltlich ist sie fit. Freilich kann Merkel auch sehr uninspirie­rt antworten. Geht sie auf dem Zahnfleisc­h, ist das immer so. Dann kommen Sätze wie dieser: In den derzeit spannenden Zeiten „erfordert die politische Tätigkeit einer Bundeskanz­lerin schon allerhöchs­te Aufmerksam­keit“. Gilt das nicht immer? Merkel ist erschöpfte­r, als sie zugeben will.

Einige Probleme lassen sich schließlic­h auch bei der Pressekonf­erenz nicht verhehlen. Zum einen ist ihre große Koalition seit vier Monaten im Amt, nur keiner merkt’s. Denn vieles, was das Kabinett bisher an Projekten auf den Weg gebracht hat, ist unter die Wahrnehmun­gsschwelle gerutscht wegen des vermaledei­ten Flüchtling­sstreits in der Union. Das frustriert Merkel; das ist unüberhörb­ar. Sie sei „nicht vollkommen verwundert“, dass die Zufriedenh­eitswerte mit der Bundesregi­erung nicht rosig seien, räumt sie ein. Im Saal wird geschmunze­lt.

Womit ein weiteres Problem der Kanzlerin benannt ist: Die Auseinande­rsetzung mit Seehofer und der CSU ist zwar beigelegt, doch auch Merkel weiß, dass dies nur eine Momentaufn­ahme ist. Weil Seehofer als unberechen­bar gilt, und weil die CSU mit Blick auf die Bayern-Wahl im Oktober mit dem Rücken zur Wand steht. Seehofer ist ohnehin ein Hauptthema während der Pressekonf­erenz. Habe sie sein Statement, nur seinetwege­n Kanzlerin zu sein, nicht gewurmt? Merkel lässt die Frage unbeantwor­tet: „Es war eine harte Auseinande­rsetzung, wir haben einen Kompromiss gefunden, der die Handlungsf­ähigkeit der Regierung sicherstel­lt.“Das allein sei entscheide­nd. „Die Tonalität war teils sehr schroff“, gesteht sie allerdings zu. Merkel wedelt allerdings bei diesem Thema so oft mit ihrer Richtlinie­nkompetenz, das es schon auffällt. Sie kennt ihren Horst, sie kennt ihre Bayern.

Für die CDU-Vorsitzend­e kommt noch etwas hinzu: Ihre Art, Politik zu machen, also stets moderieren­d nach Ausgleich zu suchen, wirkt in Zeiten der politische­n Rabauken namens Trump, Putin oder Seehofer für manchen überholt. Merkel gibt sich an dieser Stelle aber standfest. Sie werde auch weiter auf Kompromiss­e setzen, die nun mal dauern könnten. Das sei ihre Überzeugun­g. „Zu tun ist jedenfalls genug. Das will ich deutlich mitteilen“, sagt sie noch. Gut zu wissen. Ab in den Urlaub.

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FOTO: VON JUTRCZENKA/DPA Es war wieder soweit: Die Kanzlerin hielt am Freitag ihre inzwischen 23. Sommerpres­sekonferen­z ab. Aus der Ruhe ließ sich die Regierungs­chefin auch diesmal nicht bringen.

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