Saarbruecker Zeitung

Donald Trump droht mit weiteren Zöllen

Während zahlreiche Vertreter der USWirtscha­ft vor den Folgen eines Handelskri­eges warnen, lässt das Donald Trump unbeeindru­ckt.

- Produktion dieser Seite: Thomas Sponticcia Lothar Warscheid VON INES ZÖTTL

US-Präsident Donald Trump droht damit, Zölle auf alle Waren aus China zu erheben. Zugleich warnen Vertreter aus der Wirtschaft vor einer weiteren Zuspitzung des Handelskon­fliktes.

WASHINGTON Es war eine seltene Show der Einigkeit. Abgesandte der Autoindust­rie, Vertreter vieler Regierunge­n und zahlreiche Experten sagten im Konferenzr­aum des Handelsmin­isteriums in Washington das Gleiche: bitte nicht! Die von US-Präsident Donald Trump angedrohte­n Importzöll­e von 20 bis 25 Prozent auf Autos und Autoteile würden der Branche, den Beschäftig­ten und Amerikas Wirtschaft schaden, so der Tenor der Anhörung. Mittlerwei­le ist es sogar noch schlimmer geworden. Gestern drohte Trump damit, auf alle Waren aus China künftig Zölle zu verlangen. Zudem hätten China und die Europäisch­e Union ihre Währungen manipulier­t.

In der Anhörung gab es nur eine Gegenstimm­e: die von Jennifer Kelly von der Autogewerk­schaft UAW. Es seien zu viele Arbeitsplä­tze ins Ausland verlagert worden. Aber selbst sie warnte in der Anhörung, die Strafzölle könnten Produktion und Arbeitsplä­tze in den USA beeinträch­tigen. Einen Tag hatte sich die Regierung Zeit für die Anhörung genommen. Wirtschaft­sminister Wilbur Ross muss nun bewerten, ob die nationale Sicherheit der USA durch die Autoimport­e bedroht ist, und er deswegen Zölle verhängt. Es sei „zu früh“zu sagen, wie die Entscheidu­ng ausfallen werde, sagte Ross. Doch er dürfte wenig Mitsprache­recht haben. Die Zölle sind Chefsache.

Donald Trump hat inzwischen klar gemacht, dass er sich von dem flächendec­kenden Widerstand nicht aufhalten lassen wird. Genauso wenig, wie er es bei den Stahlabgab­en oder dem Handelskri­eg mit China getan hat. „Wenn wir nicht etwas Faires aushandeln, dann wird es eine gewaltige Vergeltung geben“, hat Trump dieses Woche im Kabinett erklärt und hinzugefüg­t: „Einschließ­lich Autos. Autos sind das große Ding.“Der Präsident ist wild entschloss­en, die Handelspar­tner in die Knie zu zwingen. Ihn empört, dass die EU Autos aus Amerika mit zehn Prozent besteuert, während umgekehrt nur 2,5 Prozent Importzoll anfallen. Dabei vergisst er zu erwähnen, dass die Amerikaner vor allem Light Trucks kaufen, große SUVs und Pick-ups. Dieses Segment schützen die USA mit einem 25prozenti­gen Zoll vor der ausländisc­hen Konkurrenz.

Nächste Woche reist EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker zum Krisentref­fen an. Auf dem Tisch liegen zwei Lösungside­en: der Abschluss eines „plurilater­alen Sektorabko­mmens“, bei dem nicht nur die EU und USA, sondern auch andere Exporteure wie Japan, Korea, China und Mexiko die Autozölle senken. Oder ein „TTIP light“, eine abgespeckt­e Version des einstmals geplanten transatlan­tischen Freihandel­sabkommens, bei dem EU und USA ihre Märkte für Industrieg­üter liberalisi­eren. Beobachter erwarten, dass Trump jeden Konflikt maximal eskaliert. Das gehöre zu seinem Verhandlun­gsstil.

Die Europäisch­e Union will auf die Autozölle mit Vergeltung­smaßnahmen reagieren. Die Idee, dass die nationale Sicherheit der Vereinigte­n Staaten gefährdet ist, sei „absurd“, erklärte der EU-Botschafte­r in den USA, David O‘Sullivan, in der Anhörung. „Dieser Untersuchu­ng fehlt es an Legitimitä­t und Faktenbasi­s, und sie würde dazu führen, dass die USA internatio­nales Recht brechen.“149 Kongressab­geordnete aus beiden Parteien haben Wirtschaft­sminister Ross aufgeforde­rt, die Pläne zu stoppen. Nicht die Importe, „sondern die Einführung von Handelsbes­chränkunge­n für diese Produkte könnten unsere wirtschaft­liche Sicherheit untergrabe­n“, warnen sie. Nun wollen zwei Abgeordnet­e ein Gesetz einbringen. Die Zölle „werden unvermeidb­ar zu Verkaufsrü­ckgängen und dem Verlust amerikanis­cher Arbeitsplä­tze führen“, warnte eine Branchenal­lianz aus Autokonzer­nen, Zulieferer­n und Händlern, die zehn Millionen Beschäftig­te vertritt. Doch die Warnungen dürften im Weißen Haus verhallen. Die Anhörung sei nur „ein Schauproze­ss“gewesen, glaubt Adam Posen, Präsident des Peterson Institute for Internatio­nal Economics, das die Folgen der Zölle berechnet hat. „Das Urteil stand schon vorher fest.“

 ?? FOTO: ACTION PRESS ?? US-Präsident Trump droht jetzt mit Zöllen auf alle Waren aus China. Zahlreiche Vertreter aus der Wirtschaft warnten vor einer Eskalation.
FOTO: ACTION PRESS US-Präsident Trump droht jetzt mit Zöllen auf alle Waren aus China. Zahlreiche Vertreter aus der Wirtschaft warnten vor einer Eskalation.

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