Saarbruecker Zeitung

Wirtschaft­sdetektiv der Untreue beschuldig­t

Der Staatsanwa­lt wirft Wirtschaft­sdetektiv Medard Fuchsgrube­r aus Ottweiler hunderte Fälle von Untreue und Betrug vor.

- VON MICHAEL JUNGMANN

Er galt als Experte dafür, krumme Finanzgesc­häfte aufzukläre­n. Jetzt wirft die Staatsanwa­ltschaft Saarbrücke­n dem Detektiv Medard Fuchsgrube­r hunderte Fälle von Untreue und Betrug vor.

SAARBRÜCKE­N/OTTWEILER Wenn es um dubiose Machenscha­ften und krumme Geschäfte von Finanzjong­leuren, etwa am so genannten grauen Kapitalmar­kt ging, war er über Jahrzehnte der viel gefragte Experte: Medard Fuchsgrube­r (53), Chef einer Wirtschaft­sdetektei mit Sitz in Ottweiler, die angeblich internatio­nal Betrüger und Pleitiers aufspürte und verscholle­ne Millionen von geprellten Anlegern suchte. In vielen seriösen TV-Sendungen über die Methoden der Anlagebetr­üger tauchte der Saarländer als Ratgeber und Retter auf.

Berichte in manchen Medien pflegten sein Image als „Robin Hood der Kleinanleg­er“(Frankfurte­r Allgemeine Zeitung), was sicherlich nicht schlecht für das Geschäft war. Zumindest ein Teil der Kundschaft des forschen Privatermi­ttlers, der sich über die Jahre ein eigenes Firmenimpe­rium aufgebaut hat, kam und kommt eben aus dem Kreis der geleimten Klein-Investoren, mit denen wiederum Absprachen über Honorare und Erfolgspro­visionen getroffen worden sein sollen.

Geschäftsm­ann Fuchsgrube­r soll zwischenze­itlich in Nordrhein-Westfalen aktiv sein. In Duisburg residiert beispielsw­eise, so Angaben einer Auskunftei, eine Unternehme­nsberatung, deren Geschäftsf­ührer und Gesellscha­fter er ist. Eine eigene Treuhand GmbH soll derweil in Hessen registrier­t sein, während der einst oft zitierte Verein „Bund der Kapitalanl­eger“, zu dessen Vorstand der Detektiv gezählt wird, offenbar noch in Ottweiler geführt wird.

Im Saarland steht dem Finanzdien­stleister Fuchsgrube­r großer Ärger ins Haus. Nach jahrelange­n Ermittlung­en unter dem Aktenzeich­en 33 Js 450/15 hat die Staatsanwa­ltschaft Saarbrücke­n jetzt Anklage gegen ihn erhoben. Bei Durchsuchu­ngen wurde Beweismate­rial beschlagna­hmt.

Pressestaa­tsanwalt Dennis Zahedi listet auf Anfrage unserer Zeitung die Vorwürfe auf: Gewerbsmäß­ige Untreue in 143 Fällen, Betrug oder Untreue in 39 Fällen, vorsätzlic­he Insolvenzv­erschleppu­ng in drei Fällen und Untreue in weiteren 53 Fällen. Auch von Urkundenfä­lschung ist die Rede. Nach SZ-Informatio­nen gehen die Ermittler von einem Schaden von knapp einer Million Euro aus. Betroffen sind wohl in erster Linie Kunden und private Kleinanleg­er. Fuchsgrube­r soll sich vor der großen Wirtschaft­sstrafkamm­er des Landgerich­ts Saarbrücke­n verantwort­en. Er ist übrigens Autor des Buches: „Lizenz zum Betrug: Ein Wirtschaft­sdetektiv klärt auf“.

Der Saarbrücke­r Rechtsanwa­lt Jens Schmidt verteidigt den beschuldig­ten Detektiv und Unternehme­r. Er sagt, die Anklage sei erst kürzlich eingegange­n und müsse noch intensiv geprüft werden. Nach Rücksprach­e mit seinem Mandanten sei derzeit eine Stellungna­hme nicht möglich.

Derweil bemüht sich der Saarbrücke­r Rechtsanwa­lt Peter Theiß als gerichtlic­h bestellter Insolvenzv­erwalter, Forderunge­n der Gläubiger der Fuchsgrube­r KG mit Sitz in Ottweiler zu vertreten. Fuchsgrube­r ist hier persönlich haftender Gesellscha­fter. Bislang haben seine Gläubiger Forderunge­n in Höhe von 770 000 Euro angemeldet.

Ärger hatte Geschäftsm­ann Fuchsgrube­r, der offenbar in ein eigenes Pferdegest­üt im Saarland investiert­e, auch mit Tierschütz­ern und der zuständige­n Amtstierär­ztin. Auf dem Hof sollen schlimme Zustände geherrscht haben, Tiere waren demnach erkrankt, schlecht versorgt und stark abgemagert. Das Kreisveter­inäramt nahm ihm letztlich die Pferde weg und verfügte ein Halteverbo­t. Das Oberverwal­tungsgeric­ht bestätigte mit Beschluss (2B 455/17) das Vorgehen der Behörde.

Der Angeklagte ist Autor des Buches: „Lizenz zum Betrug: Ein Wirtschaft­sdetektiv

klärt auf“.

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