Saarbruecker Zeitung

Großer EM-Test für deutschen Leichtathl­eten

Dem Diskus-Star droht ein trauriges Karriere-Ende. Es sei denn, er überzeugt am Wochenende in Nürnberg.

- VON ANDREAS SCHIRMER

Die besten deutschen Leichtathl­eten testen am Wochenende ihre Form für die EM bei den Deutschen Meistersch­aften. Mit dabei sind auch elf saarländis­che Starter.

(dpa) Für die meisten Top-Leichtathl­eten sind die 118. deutschen Meistersch­aften in Nürnberg nur ein letzter Härtetest und die Generalpro­be für die HeimEM in Berlin. Schließlic­h sind schon 80 Athleten für die europäisch­en Titelkämpf­e nominiert. Weitere 30 bis 40 Asse und Talente sollen dazukommen, um das größte Aufgebot seit 2000 an den Start zu schicken. Ausgerechn­et einer der größten deutschen Sportler muss am Ende seiner Karriere um die letzte EM-Teilnahme zittern: Robert Harting.

Der 33 Jahre alte Diskus-Olympiasie­ger aus Berlin muss wohl schon den elften Meistertit­el holen, um bei der EM ein letztes Mal in den Ring steigen zu können. Bisher liegt er in der Bestenlist­e mit 65,13 Meter nur auf Platz fünf. Um ein EM-Ticket zu holen, müsste er zumindest den Olympia-Dritten von Rio, Daniel Jasinski (66,59 Meter), noch vom dritten Rang verdrängen oder siegen, da der deutsche Meister unabhängig von der Weite automatisc­h nominiert wird.

„Ich zweifle überhaupt nicht daran, dass ich mich qualifizie­re. Das ist in meinem Kopf einfach kein Szenario“, meinte Harting, der sich dafür eine schmerzend­e Sehne im rechten Knie „totspritze­n“ließ. „Robert Harting ist Robert Harting – mit viel Erfahrung und Motivation“, sagte Idriss Gonschinsk­a, Cheftraine­r des Deutschen Leichtathl­etik-Verbandes. Auch DLV-Präsident Jürgen Kessing wünscht sich, dass er es schafft: „Ich drücke ihm die Daumen, dass er bei der EM dabei ist.“

Im Berliner Olympiasta­dion begann 2009 mit dem ersten WM-Titel die Harting-Saga. Und dort soll sie bei der EM auch auf der großen Bühne enden. Doch seit seinem Kreuzbandr­iss im September 2014 plagt sich der einst Unbesiegba­re immer wieder mit Verletzung­en herum. Erst im Frühjahr war Harting die Quadrizeps­sehne im rechten Knie gerissen – Training war und ist nur eingeschrä­nkt möglich. „An die Beeinträch­tigungen durch Schmerzen habe ich mich gewöhnt“, sagte er.

So spannend wie im Diskuswurf wird es in anderen Diszipline­n nicht zugehen, wobei im Speerwurf immerhin Weltmeiste­r Johannes Vetter mit einer „adäquaten Leistungsd­arstellung“nachweisen muss, was er nach Verletzung­ssorgen draufhat – obwohl er mit 92,70 Metern die Nummer eins auf der Welt ist vor seinen deutschen Rivalen Andreas Hofmann (92,06) und Thomas Röhler (91,78). „Ich bin guter Dinge, dass Johannes eine gute Leistung abliefert“, sagte Bundestrai­ner Boris Obergföll über seinen Schützling, der zuletzt mehrere Auftritte absagen musste. Eine konkrete Weitenvorg­abe gibt es für Vetter bei seiner Formüberpr­üfung allerdings nicht. „So weit, wie es geht“, sagt Obergföll.

Allerdings müssen auch die schon nominierte­n Athleten zeigen, was sie kurz vor der Heim-EM zu leisten vermögen. „Ich glaube, dass man 14 Tage vor einem internatio­nalen Event die Form haben muss“, sagte Gonschinsk­a. Steigerung­en seien danach „mehr auf mentaler Ebene“und weniger durch „klassische­s Aufbautrai­ning“zu erreichen. Auch der Verbandsch­ef erwartet im Max-Morlock-Stadion gute Leistungen. „Man muss schon zeigen, was man draufhat und ein gewisses Level haben“, sagte Kessing: „Nürnberg ist in der Tat die Generalpro­be für die EM.“

Sie soll aber auch Talenten des DLV wie Claudine Vita (Diskus), Konstanze Klosterhal­fen (5000 Meter) oder Bo Kanda Lita Baehre (Stabhoch) die Chance bieten, sich fit für die Zukunft zu machen. „Für junge Athleten macht es Sinn, dass sie früh internatio­nale Luft schnuppern“, meinte Kessing. „2019 gibt es schon die WM in Doha und 2020 die Olympische­n Spiele in Tokio.“

„Ich zweifle überhaupt nicht daran, dass ich mich qualifizie­re.“Diskuswerf­er Robert Harting über die Heim-EM in Berlin

 ?? FOTO: THISSEN/DPA ?? Kurz vor dem Karriere-Ende muss Diskus-Star Robert Harting seinen Verletzung­en Tribut zollen. Bei den deutschen Meistersch­aften in Nürnberg zählt nur eine Topleistun­g, um bei der Heim-EM in Berlin dabei zu sein.
FOTO: THISSEN/DPA Kurz vor dem Karriere-Ende muss Diskus-Star Robert Harting seinen Verletzung­en Tribut zollen. Bei den deutschen Meistersch­aften in Nürnberg zählt nur eine Topleistun­g, um bei der Heim-EM in Berlin dabei zu sein.

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