Lange Wartezeiten und höhere Kfz-Steuern
Das neue M essverfahren zur Ermittlung des Normverbrauchs bringt Autohersteller in die Bredouille.
STUTTGART (np) Viele Autokunden ärgern sich derzeit über extrem lange Lieferzeiten oder gar nicht lieferbare Modelle. Das liege am neuen Messverfahren zur Ermittlung des Normverbrauchs und des Schadstoffausstoßes, berichtet die Zeitschrift Auto, Motor und Sport. Das neue Testverfahren heißt WLTP: Worldwide harmonized Light Vehicles Test Procedure – weltweit einheitliches Testverfahren für leichte Fahrzeuge.
Das neue Prüfverfahren ist wesentlich aufwendiger als frühere Tests, weil es sehr ins Detail geht. Für jedes Ausstattungsteil, das entweder Gewicht oder Aerodynamik verändert und daher Einfluss auf den Verbrauch hat, muss der CO2Ausstoß berechnet werden. Das betrifft zusätzliche Ausstattungen vom Schiebedach bis zum Kabelstrang für eine Anhängerkupplung. „Im Fall des Golf spricht VW von zwei Millionen möglichen Varianten“, berichtet die Zeitschrift.
Daher bereitet die WLTP-Abgastestnorm den Herstellern große Probleme. Viele Marken sind gezwungen, bei ihren Zulassungsanträgen strenge Prioritäten zu setzen. Wenig gefragte Modelle fliegen sogar ganz aus dem Programm, andere sind erst im kommenden Jahr wieder lieferbar.
Vorteile haben dagegen zum Beispiel Ford, Kia, Opel, Peugeot oder Volvo, die ihre Modelle verstärkt mit festen Ausstattungspaketen oder -linien anbieten. Denn weniger Einzeloptionen verringern die Varianten, die getestet werden müssen. Diese Hersteller schaffen die Umstellung aller Modelle auf die WLTP-Norm bis zum Stichtag am 1. September.
Die Umstellung auf WLTP hat auch zur Folge, dass die Kfz-Steuern zum Teil drastisch steigen werden. Bei einem ab 1. September zugelassenen, aktuellen BMW 320d beispielsweise um gut 30 Prozent im Vergleich zu einem früher zugelassenen, exakt baugleichen Modell. „Entgegen der Forderung der Verbraucherschützer hat der Gesetzgeber die Kfz-Steuer nicht angeglichen“, berichtet Auto, Motor und Sport. „Der Staat rechnet mit Mehreinnahmen bis 2022 von rund 1,1 Milliarden Euro.“