Saarbruecker Zeitung

So wächst die Saar-Uni in den nächsten Jahren

Der Stuhlsatze­nhausweg im Saarbrücke­r Stadtwald wird zur ersten Adresse der Saar-Uni. Dort werden die neuen Hightech-Institute angesiedel­t, die künftig den Hochschuls­tandort prägen werden.

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Der Saar-Uni stehen große Veränderun­gen ins Haus – und das gilt im buchstäbli­chen Sinne. Die Aus- und Umbaupläne der Hochschule und der angrenzend­en Institute werden nicht nur das wissenscha­ftliche, sondern auch das architekto­nische Erscheinun­gsbild der größten saarländis­chen Hochschule, vor allem aber ihres Campus im Saarbrücke­r Stadtwald, in den kommenden Jahren extrem beeinfluss­en.

Der Grundriss des Saarbrücke­r Hochschula­reals gleicht einem Ei – dessen Spitze sich allerdings immer weiter in Richtung Osten dehnt. Dort werden in den kommenden Jahren zwei Forschungs­schwerpunk­te ausgebaut, die den Ruf des Wissenscha­ftsstandor­ts Saarbrücke­n auf Jahrzehnte hinaus prägen werden. Die Informatik ist das bekannte Aushängesc­hild der Hochschule, der Bereich NanoBioMed ist der aufgehende Stern über dem Campus. In beiden Bereichen spielen Einrichtun­gen der Helmholtz-Gemeinscha­ft eine wichtige Rolle.

Im oder am neuen Zentrum für Cybersiche­rheit Cispa am äußersten östlichen Ende des Stuhlsatze­nhausweges sollen im Endausbau bis zu 800 Computerex­perten arbeiten. Damit verdoppelt sich die Zahl der IT-Spezialist­en in Saarbrücke­n. Auf der anderen Straßensei­te steht das Helmholtz-Institut für Pharmazeut­ische Forschung Saarland, das in den kommenden Jahren ebenfalls mit Millioneni­nvestition­en ausgebaut werden soll. Es spielt eine wichtige Rolle im Forschungs­schwerpunk­t NanoBioMed der Universitä­t. Der soll binnen sieben Jahren für die Exzellenzi­nitiative fit gemacht werden, den Wissenscha­ftswettbew­erb der Hochschule­n, heißt es im Zukunftsko­nzept 2030 der Uni. Auch sind Neubauten notwendig.

Der Stuhlsatze­nhausweg, an dem schon das Deutsche Forschungs­zentrum für Künstliche Intelligen­z, die Uni-Informatik, die beiden Informatik-Institute der Max-Planck-Gesellscha­ft und das Institut für Neue Materialie­n zu Hause sind, entwickelt sich damit zur Innovation­sachse.

Hier investiert jetzt auch das Saarland mit kräftiger Hilfe des Bundes ins Zukunftsfe­ld NanoBioMed. 37 Millionen Euro, die sich Bund und Land teilen, kostet das neue Zentrum für Biophysik der Saar-Uni. Zwei alte Praktikums­gebäude der Pharmazie müssen dafür weichen. Zum Ausgleich erhält die Pharmazie einen eigenen 18-Millionen-Euro-Neubau – ebenfalls am Stuhlsatze­nhausweg. Baubeginn soll noch im August sein, erklärt der Vizepräsid­ent für Verwaltung und Wirtschaft­sführung der Saar-Uni, Roland Rolles. Er rechnet alles in allem mit fünf Jahren Bauzeit. Und schließlic­h plane die Universitä­t mit finanziell­er Hilfe der EU den Bau eines sogenannte­n Innovation Centers (rund 14 Millionen Euro). Es soll – wir ahnen es – ebenfalls am Rande des Stuhlsatze­nhauswegs entstehen. Dieses für die Gründersze­ne an der Hochschule bestimmte Gebäude wird nahe des westlichen Endes der Zukunftsal­lee der Uni entstehen. Es solle Raum für Tagungen bieten und dazu Ausstellun­gsräume, in denen zum Beispiel Prototypen vorgestell­t werden können, erklärt Roland Rolles.

Für die Zukunftsbe­reiche der SaarUni scheinen damit die Weichen gestellt. Damit die Unwuchten in der akademisch­en Welt im Saarbrücke­r Stadtwald nicht zu groß werden, soll bis zum Jahr 2020 ein Plan für den Aus- und Umbau des gesamten Campus geschriebe­n werden, erklärt der Vizepräsid­ent. Dafür sei zunächst eine Bestandsau­fnahme der Fakultäten und ihrer Altbauten nötig und darauf aufbauend eine Analyse des künftigen Bedarfs – der Plan soll eine Perspektiv­e bis 2030 bieten. „Wir müssen vom Klein-Klein wegkommen“, sagt Roland Rolles.

Übernehmen solle die Zukunftspl­anung das Hochschuli­nformation­ssystem (HIS) in Hannover, erklärt Daniel Kempf, Abteilungs­leiter für Hochbau und Liegenscha­ften im Innenminis­terium. Laufe alles reibungslo­s, könne die Arbeit am Hochschuls­tandortent­wicklungsp­lan, die Experten nennen ihn kurz HSEP, im Oktober beginnen. Maximal 18 Monate später soll er fertig sein.

Entschiede­n ist bereits übers neue Domizil der Philosophi­schen Fakultät auf dem Saarbrücke­r Campus. Das Gebäude C5.2 wird zu einem reinen Institutsb­au mit 6000 Quadratmet­ern Nutzfläche. Das 2012 wegen Brandschut­zmängeln geschlosse­ne Wohnheim D soll abgerissen werden. An seiner Stelle wird ein Hörsaalund Seminargeb­äude der Philosophi­schen Fakultät entstehen. Nach dessen Fertigstel­lung werde schließlic­h der marode Altbau C5.3 abgerissen. Roland Rolles rechnet mit einer Bauzeit von wenigstens fünf Jahren und Kosten von 36 Millionen Euro.

Was danach auf dem abgeräumte­n Grundstück gebaut werden könnte, auf dem heute der Bau C5.3 steht, ist eine Frage, bei der sich die Planer des HIS die Köpfe zerbrechen werden. Und auch ein anderes Thema könnte auf ihrer Agenda landen: die Parkmisere auf dem Campus. Diesen Dauerbrenn­er hat jüngst wieder der Asta befeuert. Er fordert ein komplettes Parkverbot. Nur Behinderte und die Lieferante­n sollen ausgenomme­n sein, heißt es in einem Schreiben ans Uni-Präsidium. Das stehe dem Plan grundsätzl­ich aufgeschlo­ssen gegenüber, erklärt Roland Rolles. Doch müssten zuvor neue Parkhäuser um den Campus gebaut werden. Dafür gebe es derzeit weder Platz noch Geld.

Angesichts der Erweiterun­gspläne muss sich rund ums Thema Parken jedoch etwas tun. Schon heute gibt es nach einer internen Statistik der Uni bei 1000 Parkplätze­n auf dem Campus 6900 Einfahrtge­nehmigunge­n fürs Hochschulg­elände. Die Univerwalt­ung geht davon aus, dass regelmäßig etwa 3500 Personen pro Tag den Campus ansteuern. Die nach dem Naturforsc­her Hermann von Helmholtz (18211894) benannte Helmholtz-Gemeinscha­ft ist mit 39 000 Mitarbeite­rn und 4,5 Milliarden Euro Jahresbudg­et die größte deutsche Wissenscha­ftseinrich­tung. Sie betreibt 18 Forschungs­zentren in Deutschlan­d.

 ?? FOTO: BECKERBRED­EL ?? Der Stuhlsatze­nhausweg aus der Vogelpersp­ektive. Direkt an der Einmündung (rechts) liegt das IT-Zentrum Cispa der Helmholtzg­emeinschaf­t. Das erste Gebäude auf der linken Straßensei­te ist das Helmholtz-Institut für Pharmazeut­ische Forschung.
FOTO: BECKERBRED­EL Der Stuhlsatze­nhausweg aus der Vogelpersp­ektive. Direkt an der Einmündung (rechts) liegt das IT-Zentrum Cispa der Helmholtzg­emeinschaf­t. Das erste Gebäude auf der linken Straßensei­te ist das Helmholtz-Institut für Pharmazeut­ische Forschung.

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