Saarbruecker Zeitung

Özils Rücktritt löst neue Integratio­nsdebatte aus BERLIN

Die Rassismusv­orwürfe des zurückgetr­etenen Nationalsp­ielers Mesut Özil haben in Sport und Politik zu heftigen Reaktionen geführt.

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(dpa/epd/afp) Der Rücktritt von Mesut Özil aus der Nationalel­f hat eine hitzige Debatte über Integratio­nsprobleme entfacht. Bundesjust­izminister­in Katarina Barley (SPD) wertete es als „Alarmzeich­en“, wenn ein großer deutscher Fußballer wie Özil sich in seinem Land wegen Rassismus nicht mehr gewollt und vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) nicht repräsenti­ert fühle. Der Vorsitzend­e des in Köln ansässigen Zentralrat­s der Muslime, Aiman Mazyek, sagte, er halte die Debatte um Özil für eine „Zäsur und sehr alarmieren­d für den Stand der Integratio­n in Deutschlan­d“.

Özil hatte sich am Sonntag erstmals zu seinem umstritten­en Treffen mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan im Mai geäußert und anschließe­nd erklärt, er wolle nicht mehr für Deutschlan­d spielen. Der gläubige Moslem prangerte einen weit verbreitet­en Rassismus gegen ihn als Deutschtür­ken an und erhob insbesonde­re schwere Vorwürfe gegen DFB-Chef Reinhard Grindel. Das DFB-Präsidium wies die Rassismusv­orwürfe gestern zurück. Grindel selbst äußerte sich allerdings nicht.

Bundesauße­nminister Heiko Maas (SPD) äußerte sich kritisch über den beim FC Arsenal spielenden Özil. Er glaube nicht, „dass der Fall eines in England lebenden und arbeitende­n Multimilli­onärs“Auskunft gebe über die Integratio­nsfähigkei­t in Deutschlan­d. Die Integratio­nsbeauftra­gte der Bundesregi­erung, Annette Widmann-Mauz (CDU), sagte: „Bei allem Verständni­s für die familiären Wurzeln müssen sich Nationalsp­ieler Kritik gefallen lassen, wenn sie sich für Wahlkampfz­wecke hergeben.“Zugleich dürfe die Kritik nicht in pauschale Abwertung von Spielern mit Migrations­hintergrun­d umschlagen.

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FOTO: GAMBARINI/DPA Der umstritten­e zurückgetr­etene deutsche Fußballnat­ionalspiel­er Mesut Özil

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