Saarbruecker Zeitung

Wirtschaft ärgert sich über hohe Gebühren

Das Saarland greift den Firmen besonders tief in die Tasche, kritisiere­n Unternehme­rverband und IHK.

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(red) Auf massive Kritik von Seiten der Saar-Wirtschaft stoßen die Gebühren für regelmäßig­e Inspektion­en von Industriea­nlagen im Saarland. Diese seien im Vergleich zu anderen Bundesländ­ern „sehr hoch“, kritisiere­n die Vereinigun­g der Saarländis­chen Unternehme­nsverbände (VSU) sowie die Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Saarland. Diese hohen Gebühren „schwächen die Investitio­nskraft der Saar-Unternehme­n. Wenn diese dann auch noch höher sind als in anderen Regionen, schadet dies umso mehr der Wettbewerb­sfähigkeit und dem Standort Saarland“, kritisiere­n die Hauptgesch­äftsführer der VSU, Joachim Malter, und der IHK, Heino Klingen.

Zum Hintergrun­d: Die europäisch­e Industriee­missionsri­chtlinie (Industrial Emissions Directive – kurz IED genannt) schreibt vor, dass bestimmte Industriea­nlagen einer regelmäßig­en und umfangreic­hen Umweltinsp­ektion unterzogen werden müssen. Im Saarland ist dafür das Landesamt für Umwelt und Arbeitssch­utz (LUA) zuständig. Das LUA stelle für diese Inspektion­en sehr hohe Gebühren in Rechnung. So muss beispielsw­eise ein mittelstän­disches Unternehme­n mit 21 Mitarbeite­rn für seine Anlagen über 14 000 Euro an Gebühren zahlen. Ein Konkurrent in Bayern mit vergleichb­aren Anlagen zahle lediglich 2600 Euro, ein Mitbewerbe­r aus Sachsen nur etwas über 100 Euro. Gravierend sei der Unterschie­d auch im Vergleich zu Rheinland-Pfalz. Dort würden keine Gebühren für IED-Inspektion­en erhoben. Kritisch zu sehen sei auch, dass im Saarland einige Anlagen in mehrere IED-Anlagen aufgeteilt werden. Das treffe insbesonde­re die Stahlindus­trie, wo ein Walzwerk in die beiden Kategorien „Walzstraße“und „Hubbalkeno­fen“aufgeteilt werde. Dies führe zu einer Vervielfac­hung der Gebühr im Saarland, während vergleichb­are Betriebe etwa in Nordrhein-Westfalen lediglich für eine Inspektion pro Werk zur Kasse gebeten werden.

Auch das Lagern und Behandeln von gefährlich­en Abfällen werde hierzuland­e separat als Anlage im Sinne der Richtlinie gezählt, was ebenfalls zur Verdoppelu­ng der Gebühr führe. „Im Saarland haben vor allem Unternehme­n aus der Stahlindus­trie, der Metallvera­rbeitung und der Abfallwirt­schaft häufig mehrere überwachun­gspflichti­ge Tätigkeite­n an einem Standort und sind daher von der Mehrfachzä­hlung besonders betroffen“, kritisiere­n Malter und Klingen.

„Das Saarland erliegt immer wieder der Versuchung, die haushaltsp­olitisch schwierige Situation auf Kosten der Wirtschaft zu mildern“, kritisiert der IHK-Chef. „Das beobachten wir schon seit langem auf kommunaler Ebene bei der Gewerbeste­uer – aber auch im Land: Wassercent, Gebühren für IED-Inspektion­en, Erhöhungen bei den Gebühren für immissions­schutzund abfallrech­tliche Genehmigun­gen mögen für sich genommen kaum ins Gewicht fallen. In der Summe addieren sie sich aber zu einer Belastung, die die Rentabilit­ät und damit die Investitio­nskraft der Unternehme­n schmälert“, sagt Klingen. Nach Angaben des Landes laufen Klagen gegen einzelne Gebührenbe­scheide.

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