Saarbruecker Zeitung

Zwischen Hoffnung und Zweifel

Die Sendung „37°“begleitet Samuel Koch, dessen Leben sich durch einen TV-Auftritt änderte.

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SAARBRÜCKE­N (ry) Was ist das Leben noch wert, wenn alle Pläne zerbrechen? Diese Frage stellt sich Samuel Koch seit seinem Unfall bei „Wetten, dass ...?“immer wieder. Die Reportage sucht mit ihm nach Antworten, erlebt den Schauspiel­er auf und hinter der Bühne, verliebt und verletzt, hilflos und helfend. Der Unfall liegt fast vier Jahre zurück. Hat man anfangs noch auf große körperlich­e Fortschrit­te gehofft, stagniert Samuels Zustand mittlerwei­le. Er kann einzelne Finger bewegen und durch die Kraft in den Schultern die Arme heben. So kann er Rollstuhl und Handy bedienen, für alles andere braucht er Hilfe und rund um die Uhr Betreuung.

Trotz allem, Samuel bleibt in Bewegung, reist durch die Republik, 100 Nächte pro Jahr schläft er in Hotelzimme­rn. Man sieht ihn in seiner ersten Hauptrolle am Theater und ist dabei, wenn sein zweites Buch entsteht. Mit Angela Merkel und Joachim Gauck feiert er das Reformatio­nsjubiläum in Wittenberg. Noch wichtiger als die Gespräche mit Prominente­n sind ihm die Begegnunge­n mit anderen Behinderte­n. „Gefühlt schreibt mir jeder frisch Verunfallt­e in Deutschlan­d“, sagt Samuel. Viele von ihnen besucht er, tauscht sich aus oder hört einfach zu.

Jede Reise ist mit hohem logistisch­em Aufwand verbunden, allein schon, um den 180 Kilogramm schweren Elektrorol­lstuhl zu transporti­eren. Dazu kommen die besonderen Herausford­erungen, von denen kaum jemand ahnt, der nicht selbst betroffen ist: Samuel entdeckt eines Tages eine Verletzung am Knie, von der er nicht weiß, wann und wie sie entstanden ist, weil er die Schmerzen nicht spürt. Er muss sofort ins Krankenhau­s, denn werden solche Wunden nicht behandelt, kann dies schlimme Folgen haben.

Zwischendu­rch tritt die große Liebe in sein Leben. Samuel lernt Schauspiel-Kollegin Sarah Elena Timpe kennen und staunt: „Ich dachte nicht, dass es solche Menschen noch gibt.“Sie sagt: „Für mich ist er gar nicht behindert.“Die Sendung begleitet die beiden, wenn die Hochzeitsp­lanungen beginnen und Samuel doch noch eine Möglichkei­t findet, mit seiner Braut zu tanzen. Und man sieht, welche Herausford­erungen diese scheinbar ungewöhnli­che Beziehung im Alltag bestehen muss. Wie ist das beispielsw­eise, immer von Assistente­n und Pflegern umgeben zu sein? Wie viel Privatsphä­re ist dann für das Paar noch möglich?

Samuel trainiert jeden Tag mit seinen Physiother­apeuten. „Ob es was bringt, weiß man nicht“, kommentier­t Samuel. „Aber wenn man nichts macht, bringt es auf jeden Fall nichts.“

37°: Vorwärts ins Leben, 22.15 Uhr, ZDF

 ?? FOTO: ZDF/VITA SPIESS ?? Lieber nach vorne schauen als zurück – das ist der Ansatz von Samuel Koch. Seit seinem Unfall bei „Wetten, dass ...?“sitzt er im Rollstuhl und ist auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen.
FOTO: ZDF/VITA SPIESS Lieber nach vorne schauen als zurück – das ist der Ansatz von Samuel Koch. Seit seinem Unfall bei „Wetten, dass ...?“sitzt er im Rollstuhl und ist auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen.

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