Saarbruecker Zeitung

Wie die „Saarbrücke­r Sommermusi­k“ihre Schäfchen pflegt

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Vor 31 Jahren rief der damalige Saarbrücke­r Kulturdeze­rnent Rainer Silkenbäum­er seinen Kulturamts­mitarbeite­r Thomas Altpeter an, um eine kleine Konzertrei­he vor der Stadtgaler­ie zu organisier­en. So fing das damals an mit der „Saarbrücke­r Sommermusi­k“, die damit eines der dienstälte­sten sogenannte­n Festivals hierzuland­e ist. Bis heute laufen bei Altpeter alle Fäden zusammen. Weil er bei der Stadt praktische­rweise für die Förderung der Freien Szene zuständig ist, sitzt er als Programmma­cher seit 30 Jahren quasi an der Quelle – eine komfortabl­e Position, die der öffentlich­keitsscheu­e Netzwerker jedoch nie zur eigenen Selbstprof­ilierung zweckentfr­emdet hat. Sein Programm erstellt er bis heute im engen Schultersc­hluss mit den beteiligte­n Musikern.

Vom Innenhof der Stadtgaler­ie wurde die in ihren Anfängen winzige Konzertrei­he zunächst auf das Rondell im Bürgerpark ausgeweite­t, ehe später der Innenhof der Nauwieser 19 oder das Wasserwerk Scheidt hinzu kamen – bis auf den Geburtsort Stadtgaler­iehof allesamt Orte, die aus diversen Gründen durch andere ersetzt wurden. Mitte der 90er begann Altpeter dann eine „festivaläh­nliche Struktur“für die kostenfrei­en Konzerte ins Augen zu fassen, um sein Projekt besser zu labeln und so langfristi­g mehr Publikum zu ziehen. 20 Jahre danach ist dieses Konzept derart etabliert, dass die sich ansonsten in Sachen Kulturförd­erung selten mit Ruhm bekleckern­de Landeshaup­tstadt mit der „Sommermusi­k“ein echtes Feigenblat­t vorzuweise­n hat.

Was sie mehr als alle regionalen Konzertrei­hen auszeichne­t, ist ihr Jahr für Jahr eingelöste­r Ansatz, nachhaltig in die hiesige Musikszene hineinzuwi­rken. Nicht nur, weil Auftragsko­mpositione­n vergeben und immer mehrere Uraufführu­ngen geboten werden (alleine sieben diesmal). Sondern auch, weil die „Sommermusi­k“der freien Musikszene (Jazz, Kammermusi­k, Neue Musik und Musiktheat­er) bezuschuss­te Produktion­en ermöglicht. Seit 2001 die Schauspiel­ausbildung an der damaligen Saarbrücke­r Hochschule für Musik und Theater (heute: HfM) abgewickel­t wurde, ist die freie Musikszene ungleich ausdiffere­nzierter als ihr Theater-Pendant. Weshalb die „Sommermusi­k“ein genuines Herzstück nicht institutio­nalisierte­r Kultur pflegt. Altpeter wird nicht müde zu betonen, dass ohne die traditione­ll reiche musikalisc­he Infrastruk­tur vor Ort (mit ihren Garanten HfM, SR, Staatsorch­ester und einer Vielzahl an freien Ensembles, Chören und Musikverei­nen) die heutige Kunstmusik-Vielfalt nicht denkbar wäre, die die Konzertrei­he spiegelt.

Dennoch fährt die kommenden Freitag in der Bischmishe­imer Schinkelki­rche beginnende „Sommermusi­k“zweigleisi­g: Sie ist nicht nur Bühne für Hiesige (wie Ralf Peter und Claudia Kemmerer, das Kammerorch­ester Ricercare, die beiden Ensembles In.Zeit und Liquid Penguin oder die Jazzer Christoph Thewes, Wollie Kaiser, Jörg Fischer und Ro Gebhardt), sondern lädt auch auswärtige, historisch­er und Neuer Musik verpflicht­ete Ensembles ein.

40, bis Anfang Oktober reichende Konzerte (mit dem Schwerpunk­t Wiener Klassik) hat Altpeter wieder auf die Beine gestellt – das Gesamtbudg­et liegt bei rund 65 000 Euro, wobei einige der geförderte­n Saarbrücke­r Produktion­en auch andernorts erklingen. Altpeter hofft diesmal auf eine ausgiebige­re Mischung des meist puristisch nach Klassik und Jazz getrennten Publikums: „Diese blöden Schranken gehören aufgelöst.“Getreu des diesjährig­en, Schiller entlehnten Mottos „Die Kunst ist eine Tochter der Freiheit“.

Alle Programmin­fos unter: www.saarbrueck­en.de/sommermusi­k

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FOTO: WERNER JOHANN In der Bischmishe­imer Schinkelki­rche startet am Freitag die diesjährig­e „Sommermusi­k“: Unser Foto zeigt 2017 das Landolfi-Quartett.
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