Auf der Suche nach Schutz vorm Starkregen
Extreme Regenfälle kommen öfter vor als früher. Und haben dann üble Folgen. Wie mindert man die? StarkregenGefahrenkarten helfen, Probleme zu analysieren und Lösungen zu finden.
Kartierung der Abflüsse von Wassermassen in Völklingen, bzw. der Überlaufmöglichkeiten von Flüssen, Bächen und Kanälen für erforderlich“, schrieb sie ans Rathaus. „Auf diese Art kann vorbeugend festgestellt und berechnet werden, wo Gefahrenstellen auftreten könnten. Mängel können erkannt und ergänzende Maßnahmen ergriffen werden, um eventuelle Katastrophen zu verhindern oder wenigstens zu mildern“, begründete sie das Anliegen. In Völklingen, so hieß es aus dem Rathaus auf SZ-Anfrage, prüfe man solch ein Projekt.
Woanders arbeitet man bereits dran. Die Stadt Saarbrücken ist sogar schon damit fertig, sie hat eine Starkregen-Gefahrenkarte. Im Wasser-Referat des Umweltministeriums ist mehr darüber zu erfahren. Dort ist Manuela Gretzschel die zuständige Fachfrau für das Hochwasser-Risikomanagement. Das beginnt beim Thema Gewässer – für Bäche und Flüsse hat das Land Hochwasser-Risikokarten erstellt, dazu ist es gesetzlich verpflichtet. Aber das Thema Starkregen, sagt die Expertin, fällt nicht in Landes-Zuständigkeit. Es ist Sache der Kommunen und auch der Privatleute. „Starkregen“, sagt Gretzschel, „ist ein Naturereignis, man kann ihn nicht verhindern. Aber man kann etwas tun, um Schäden zu mindern.“
Und: Starkregen komme häufiger vor als früher. Dass man sich darum kümmern müsse, sei spätestens ins Bewusstsein gerückt, als im Juni 2016 der Eppelborner Ortsteil Dirmingen eine katastrophale Überschwemmung erlebte.
So unterstütze das Land seither Kommunen, die besonders bedrohte Teile ihres Gebietes ausfindig machen und Schutzmaßnahmen dafür planen wollen (siehe „Info“). Herzstück einer Starkregen-Gefahrenkarte, erläutert sie, ist die digitale Geländekarte, die es fürs gesamte Saarland gibt.
Sie zeigt nicht nur Bauten, Straßen, Grünflächen, Distanzen, sondern auch Höhenverläufe innerhalb der Kommunen an. Gefährdete Bereiche lassen sich ermitteln, indem man – stark vereinfacht gesagt – am Rechner gewaltige Regenmengen darauf pladdern lässt und schaut, wie und wohin das digitale Wasser strömt. „Wir wünschen uns, dass die Ergebnisse einfließen in die Bauleitplanung“, sagt Referatsleiter Hilmar Naumann.
Heißt: Kommunen sollten von Überschwemmungen bedrohte Senken und Ähnliches unbedingt aussparen, wenn sie neue Baugebiete ausweisen. Und sie sollten, wo möglich, bauliche Maßnahmen zum Schutz gegen Wasser ergreifen. Was das bedeutet? Naumann nennt ein Beispiel: Mitunter seien Straßen die Abfluss-Strecken für Starkregen. Da genüge eventuell schon ein Hochbordstein, um das Wasser von angrenzenden Häusern fernzuhalten.
Auf jeden Fall, ergänzt Gretzschel, müssten sich die Bürger auch selber schützen. „Bauvorsorge“heißt das Stichwort dafür. Zum Beispiel könne man an gefährdeten Haus-Zugängen wasserdichte Türen einbauen. Es sei um der Schadens-Minderung willen auch dringend anzuraten, dass man Wertgegenstände nicht gerade im tief liegenden Keller aufbewahrt. Und teure Haustechnik gegebenenfalls erhöht einbaut.
Für Öltanks, erinnert sie, gilt das in offiziell festgesetzten Überschwemmungsgebieten ohnehin. Kanäle, sagen Gretzschel und Naumann, können Starkregen nicht wegschaffen – einfach, weil sie dafür gar nicht ausgelegt sind und sein können. Kanalsysteme berechne man nach Regenmengen, die statistisch alle zwei Jahre fallen, derzeit 135 Liter pro Sekunde auf einen Hektar Fläche, 15 Minuten lang. In der Regel, fügt Naumann an, „schaffen Kanäle deutlich mehr“.
Wie viel, zum Vergleich, haben die jüngsten Starkregen-Ereignisse gebracht? Dazu haben Gretzschel und Naumann keine Zahlen. Noch nicht. Die Werte, die das dichte saarländische Netz von Niederschlags-Messstationen liefert, sollen demnächst ergänzt werden durch Radar-Daten des Deutschen Wetterdienstes. Damit könne man dann auch kurzfristige, lokale Ereignisse genauer analysieren und bewerten.
> Weiterer Bericht folgt.