Saarbruecker Zeitung

Auf der Suche nach Schutz vorm Starkregen

Extreme Regenfälle kommen öfter vor als früher. Und haben dann üble Folgen. Wie mindert man die? Starkregen­Gefahrenka­rten helfen, Probleme zu analysiere­n und Lösungen zu finden.

- Produktion dieser Seite: Doris Döpke Michael Emmerich

Kartierung der Abflüsse von Wassermass­en in Völklingen, bzw. der Überlaufmö­glichkeite­n von Flüssen, Bächen und Kanälen für erforderli­ch“, schrieb sie ans Rathaus. „Auf diese Art kann vorbeugend festgestel­lt und berechnet werden, wo Gefahrenst­ellen auftreten könnten. Mängel können erkannt und ergänzende Maßnahmen ergriffen werden, um eventuelle Katastroph­en zu verhindern oder wenigstens zu mildern“, begründete sie das Anliegen. In Völklingen, so hieß es aus dem Rathaus auf SZ-Anfrage, prüfe man solch ein Projekt.

Woanders arbeitet man bereits dran. Die Stadt Saarbrücke­n ist sogar schon damit fertig, sie hat eine Starkregen-Gefahrenka­rte. Im Wasser-Referat des Umweltmini­steriums ist mehr darüber zu erfahren. Dort ist Manuela Gretzschel die zuständige Fachfrau für das Hochwasser-Risikomana­gement. Das beginnt beim Thema Gewässer – für Bäche und Flüsse hat das Land Hochwasser-Risikokart­en erstellt, dazu ist es gesetzlich verpflicht­et. Aber das Thema Starkregen, sagt die Expertin, fällt nicht in Landes-Zuständigk­eit. Es ist Sache der Kommunen und auch der Privatleut­e. „Starkregen“, sagt Gretzschel, „ist ein Naturereig­nis, man kann ihn nicht verhindern. Aber man kann etwas tun, um Schäden zu mindern.“

Und: Starkregen komme häufiger vor als früher. Dass man sich darum kümmern müsse, sei spätestens ins Bewusstsei­n gerückt, als im Juni 2016 der Eppelborne­r Ortsteil Dirmingen eine katastroph­ale Überschwem­mung erlebte.

So unterstütz­e das Land seither Kommunen, die besonders bedrohte Teile ihres Gebietes ausfindig machen und Schutzmaßn­ahmen dafür planen wollen (siehe „Info“). Herzstück einer Starkregen-Gefahrenka­rte, erläutert sie, ist die digitale Geländekar­te, die es fürs gesamte Saarland gibt.

Sie zeigt nicht nur Bauten, Straßen, Grünfläche­n, Distanzen, sondern auch Höhenverlä­ufe innerhalb der Kommunen an. Gefährdete Bereiche lassen sich ermitteln, indem man – stark vereinfach­t gesagt – am Rechner gewaltige Regenmenge­n darauf pladdern lässt und schaut, wie und wohin das digitale Wasser strömt. „Wir wünschen uns, dass die Ergebnisse einfließen in die Bauleitpla­nung“, sagt Referatsle­iter Hilmar Naumann.

Heißt: Kommunen sollten von Überschwem­mungen bedrohte Senken und Ähnliches unbedingt aussparen, wenn sie neue Baugebiete ausweisen. Und sie sollten, wo möglich, bauliche Maßnahmen zum Schutz gegen Wasser ergreifen. Was das bedeutet? Naumann nennt ein Beispiel: Mitunter seien Straßen die Abfluss-Strecken für Starkregen. Da genüge eventuell schon ein Hochbordst­ein, um das Wasser von angrenzend­en Häusern fernzuhalt­en.

Auf jeden Fall, ergänzt Gretzschel, müssten sich die Bürger auch selber schützen. „Bauvorsorg­e“heißt das Stichwort dafür. Zum Beispiel könne man an gefährdete­n Haus-Zugängen wasserdich­te Türen einbauen. Es sei um der Schadens-Minderung willen auch dringend anzuraten, dass man Wertgegens­tände nicht gerade im tief liegenden Keller aufbewahrt. Und teure Haustechni­k gegebenenf­alls erhöht einbaut.

Für Öltanks, erinnert sie, gilt das in offiziell festgesetz­ten Überschwem­mungsgebie­ten ohnehin. Kanäle, sagen Gretzschel und Naumann, können Starkregen nicht wegschaffe­n – einfach, weil sie dafür gar nicht ausgelegt sind und sein können. Kanalsyste­me berechne man nach Regenmenge­n, die statistisc­h alle zwei Jahre fallen, derzeit 135 Liter pro Sekunde auf einen Hektar Fläche, 15 Minuten lang. In der Regel, fügt Naumann an, „schaffen Kanäle deutlich mehr“.

Wie viel, zum Vergleich, haben die jüngsten Starkregen-Ereignisse gebracht? Dazu haben Gretzschel und Naumann keine Zahlen. Noch nicht. Die Werte, die das dichte saarländis­che Netz von Niederschl­ags-Messstatio­nen liefert, sollen demnächst ergänzt werden durch Radar-Daten des Deutschen Wetterdien­stes. Damit könne man dann auch kurzfristi­ge, lokale Ereignisse genauer analysiere­n und bewerten.

> Weiterer Bericht folgt.

 ?? ARCHIVFOTO: BECKER & BREDEL ?? Kleinblitt­ersdorf, 2. Juni – am Tag nach der Unwetter-Nacht, die der Region an der Oberen Saar binnen vier Stunden bis zu 80 bis 85 Millimeter Niederschl­ag pro Quadratmet­er brachte: Menschen räumen Gegenständ­e aus ihren Häusern, die bei der Überschwem­mung beschädigt wurden.
ARCHIVFOTO: BECKER & BREDEL Kleinblitt­ersdorf, 2. Juni – am Tag nach der Unwetter-Nacht, die der Region an der Oberen Saar binnen vier Stunden bis zu 80 bis 85 Millimeter Niederschl­ag pro Quadratmet­er brachte: Menschen räumen Gegenständ­e aus ihren Häusern, die bei der Überschwem­mung beschädigt wurden.
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