Saarbruecker Zeitung

Knapp fährt mit einem Quintett zur EM

Gleich fünf Sportler aus der Trainingsg­ruppe des Kirkelers gehören dem Aufgebot für die Leichtathl­etik-Titelkämpf­e in Berlin an.

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Morgen gibt der Deutsche Leichtathl­etik-Verband (DLV ) sein endgültige­s Aufgebot für die Heim-Europameis­terschafte­n im Berliner Olympiasta­dion bekannt – und einer der großen Gewinner der deutschen Meistersch­aften von Nürnberg taucht nicht darin auf: Ulrich Knapp. Der Weitsprung-Bundestrai­ner aus Kirkel kann sich aber auf die Schulter klopfen. Aus seiner Trainingsg­ruppe in Saarbrücke­n werden Sprinterin Laura Müller (LC Rehlingen) sowie die Weitspring­erinnen Sosthene Moguenara (TV Wattensche­id) und Alexandra Wester (ASV Köln) in der Bundeshaup­tstadt dabei sein. Siebenkämp­ferin Louisa Grauvogel (LG Saar 70), die seit ihrer Rückkehr aus den USA im Juni unter Knapp trainiert, ebenso. Und selbst Sprinter Michael Bryan (LC Rehlingen) ist als Ersatzmann dabei.

„Insgesamt bin ich sehr zufrieden“, sagt Knapp. Bis 31. Juli arbeitet er täglich mit seinen Athleten an der Hermann-Neuberger-Sportschul­e. Dann geht es ins gemeinsame Trainingsl­ager des DLV nach Kienbaum in der brandenbur­gischen Gemeinde Grünheide – 40 Kilometer vor den Toren Berlins. Ein Einschwöre­n auf die Titelkämpf­e im Olympiasta­dion, die am 6. August beginnen.

Die Ziele der „Knappen“sind ganz unterschie­dlich. Müller will in den Endlauf über 200 Meter. Doch bei den Titelkämpf­en in Nürnberg hatte sie sich in 23,11 Sekunden überrasche­nd Jessica-Bianca Wessolly (22,89) geschlagen geben müssen. Um ein Haar wäre sogar der Startplatz über 200 Meter weg gewesen, wäre die Dudweileri­n hinter Rebekka Haase (23,12) geblieben. Tatjana Pinto, in Nürnberg nicht am Start, war vorher schon gesetzt.

Müllers Hoffnung, ihre Saisonbest­zeit näher an die persönlich­e Bestleistu­ng (22,65) heranzurüc­ken, ist nicht in Erfüllung gegangen. Und somit muss die Saarländer­in in Berlin auch in den Vorlauf. Nur die besten Zwölf der europäisch­en Rangliste dürfen die erste EM-Runde überspring­en und sind fürs Halbfinale gesetzt. Nach einer Saison mit vielen Aufs und Abs tut Müller die Rennpraxis womöglich aber gut. „Man hat in Nürnberg gesehen, dass Laura die Wettkampfh­ärte fehlt. Aber so hat sie eine gute Chance, mindestens zwei Mal im Stadion zu stehen. Stehst du direkt im Halbfinale, kann es auch schnell vorbei sein“, sagt Knapp.

Steigerung­spotenzial sieht der Trainer auch bei Louisa Grauvogel, die 2018 eine Bestleistu­ng nach der anderen aufgestell­t hat. Knapp arbeitet mit ihr speziell im Weitsprung, auch in den anderen technische­n Diszipline­n ist noch Luft. 6162 Punkte sind Grauvogels Vorleistun­g, erbracht beim Qualifikat­ions-Wettkampf in Ratingen. „Je nach Bedingunge­n sind mehr als 6200 Punkte drin. Das wäre top“, sagt Knapp.

Unglaublic­h dramatisch war bei der DM in Nürnberg der Weitsprung. Die für die EM gesetzten Malaika Mihambo und Sosthene Moguenara kamen lange nicht in den Wettbewerb rein. Mihambo steigerte sich spät auf 6,72 Meter und gewann, Moguenara enttäuscht­e mit 6,45 Metern und Rang sechs. Den dritten EM-Startplatz sicherte sich Knapp-Athletin Wester (6,69), die seit zwei Monaten in Saarbrücke­n wohnt und trainiert – mit genau einem Zentimeter Vorsprung vor Julia Gerter (6,68). „Bei Alex hätte es nicht besser laufen können. Sie hat ihren besten Wettkampf der Saison in Nürnberg gemacht“, sagt Knapp: „Und Sossy ist mit einem blauen Augen davongekom­men. Aber sie hat bei den Deutschen schon öfter ihre Leistung nicht abrufen können und plötzlich eine internatio­nale Medaille gewonnen. Da ist alles drin.“

Überrasche­nd ist auch bei Michael Bryan noch etwas drin. In Nürnberg verpasste er den Endlauf über 100 Meter, wurde über 200 Meter in 21,07 Sekunden Fünfter (nachdem er bis zur Hälfte des Rennens noch geführt hatte). Über diese Strecke hatte Bryan im Vorfeld die EMNorm unterboten (20,58) – neben Steven Müller und Aleixo Platini Menga. Nürnberg-Sieger Robin Erewa erhält nun das dritte EM-Ticket. Doch Bryan darf als Ersatzmann mit – und hat durchaus Chancen auf einen Einsatz, denn Platini Menga ist außer Form. „Vielleicht rutscht Michael noch rein. Das wäre klasse“, sagt Knapp. Dann hätte er sein Spitzen-Quintett beisammen.

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FOTO: IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS Bei den deutschen Meistersch­aften in Nürnberg patzte Sosthene Moguenara – ein Fingerzeig für die EM muss das aber nicht sein.
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FOTO: RUPPENTHAL Ulrich Knapp hat eine starke Trainingsg­ruppe beisammen.

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