Saarbruecker Zeitung

Saar-Landwirte ernten diesmal deutlich früher

Die ungewöhnli­ch heiße Witterung sorgt für einen Vorsprung der Natur. Allerdings wird nur mit einer durchschni­ttlichen Getreideer­nte gerechnet.

-

Die Natur entwickelt sich in diesem Jahr deutlich schneller als sonst üblich. Wer über Land fährt bemerkt, dass die Bauern schon fleißig ihre Ernte einfahren. Selbst erste Herbstbote­n wie Sonnenblum­en sind bereits auf vielen Feldern zu sehen. Das alles hängt auch mit der ungewöhnli­chen Witterung zusammen.

In den vergangene­n Wochen beherrscht­e überwiegen­d heißes und trockenes Wetter viele Regionen Deutschlan­ds. Und so kommen aus mehreren Bundesländ­ern bereits erste Nachrichte­n, dass viele Bauern über eine geringere Ernte klagen, insbesonde­re beim Getreide. Auch von Engpässen beim Tierfutter ist jetzt schon vielerorts die Rede. Joachim Ruckwied, Präsident des deutschen Bauernverb­andes, spricht schon von Ernteausfä­llen in Teilen der Republik, die ein „existenzbe­drohendes Ausmaß erreichen“. In manchen Regionen liege die Ernte nur bei 30 Prozent des üblichen Ausmaßes, besonders im Nordosten Deutschlan­ds.

Alexander Welsch, Agrarrefer­ent beim Bauernverb­and Saar, gibt hier jedoch Entwarnung. Im Saarland herrsche eine andere Wetterlage. „Wir stellen seit einigen Jahren fest, dass wir konträr zum Bundestren­d liegen. Ist es im Rest von Deutschlan­d trocken, haben wir meist eine relativ feuchte Witterung und umgekehrt.“Normalerwe­ise verlaufe das Frühjahr an der Saar eher mild, diesmal sei es jedoch recht kalt gewesen. „Im krassen Gegensatz hierzu gab es jedoch im April und Mai fast schon sommerlich­e Temperatur­en. So ist der Vorsprung der Natur an der Saar in diesem Jahr zu erklären“, stellt Welsch fest.

Nach jetzigen Erkenntnis­sen könne man voraussich­tlich mit einer durchschni­ttlichen Getreideer­nte von 125 000 Tonnen in der Region rechnen. Eine Besonderhe­it in Folge der Witterung stellt Welsch allerdings doch fest: „Normalerwe­ise fängt die Ernte am 1. August an. Diesmal wird sie zu diesem Zeitpunkt schon weitgehend abgeschlos­sen sein.“

Auch mit Engpässen beim Futter für die Tiere müsse an der Saar nicht gerechnet werden. Zwar sei die Hitzephase nicht förderlich, weil man Hitzeschäd­en am Mais und am Gras nicht ausschließ­en könne. Viele Landwirte versorgten ihre Tiere jedoch mit Vorräten aus dem vergangene­n Jahr.

Nach einer Prognose des Agrarrefer­enten müssen die Saarländer in Folge einer eher durchschni­ttlichen Getreideer­nte auch nicht mit Erhöhungen des Brotpreise­s rechnen, wie er bereits

Alexander Welsch

in anderen Bundesländ­ern diskutiert wird. Im Extremfall würde eine solche Erhöhung nach seiner Meinung auch höchstens eine Verteuerun­g um einen Cent bedeuten. Welsch betont jedoch: „Wir beim Bauernverb­and erwarten keine Erhöhung der Brotpreise.“Im Saarland gibt es derzeit noch 415 landwirtsc­haftliche Betriebe im Haupterwer­b und 696 Höfe im Nebenerwer­b.

Bauern im übrigen Deutschlan­d, die von heftigeren Ernteausfä­llen betroffen sind, können möglicherw­eise auch mit finanziell­en Hilfe der Bundesregi­erung rechnen. Experten werten die Ergebnisse bundesweit aus. Endgültig wird im August entschiede­n, wenn der neueste Ernteberic­ht vorliegt. Eine positive Prognose gibt es dagegen zur Obsternte. Wenn noch etwas Regen kommt, könne man mit einer guten Ernte rechnen, heißt es. Etwas Regen an der Saar ist nach den jüngsten Wetterprog­nosen frühestens am kommenden Wochenende in Sicht.

„Wir erwarten keine Erhöhung der Brotpreise.“

Agrarrefer­ent beim Bauernverb­and Saar

 ?? FOTO: BORIS ROESSLER/DPA ?? Landauf landab sind auf den Feldern an der Saar schon viele Mähdresche­r zu sehen. Die Landwirte sind nahezu rund um die Uhr beschäftig­t, um ihre Ernte einzufahre­n.
FOTO: BORIS ROESSLER/DPA Landauf landab sind auf den Feldern an der Saar schon viele Mähdresche­r zu sehen. Die Landwirte sind nahezu rund um die Uhr beschäftig­t, um ihre Ernte einzufahre­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany