Saarbruecker Zeitung

Rettende Freundscha­ft auf der Gefängnisi­nsel

Der Däne Michael Noer hat das berühmte Gefängnisd­rama „Papillon“aus dem Jahr 1973 nach dem Roman von Henri Charrière neu verfilmt: Sein Film ist kürzer, schneller, aber auch weniger tiefsinnig als das Original.

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einer lebenslang­en Freiheitss­trafe verurteilt und muss diese in der Strafkolon­ie St. Laurent verbüßen. Auf der Überfahrt mit dem Schiff lernt er Dega (Malek) kennen, der sein Schicksal teilt. Dega mag ein Meisterfäl­scher sein, ist aber viel zu weich und zu naiv, um im harten Überlebens­kampf im Gefängnis zu bestehen. Henri verbündet sich mit ihm, auch weil Dega eine Menge Geld bei sich hat. Geld, das Papillon zur Flucht verhelfen könnte. Eine vorsichtig­e Freundscha­ft entsteht zwischen den beiden, die ihnen über den harten Alltag hinweghilf­t, der geprägt ist von sadistisch­er Gewalt, Missgunst und schwerster körperlich­er Arbeit. Gemeinsam versuchen sie, Helfer und Verbündete für ihren gefährlich­en Fluchtvers­uch zu finden.

Regisseur Noer lehnt sich eng an den alten Film an und versucht, ihn behutsam zu modernisie­ren. Das gelingt ihm meist sehr gut, wenngleich die Atmosphäre in Schaffners Film noch intensiver war. Doch wer die schnellere Erzählweis­e des heutigen Kinos gewöhnt ist, der findet an den actionreic­hen Szenen des Remakes sicher Gefallen. Überhaupt ist der neue „Papillon“unbedingt sehenswert. Dazu tragen nicht zuletzt die wunderbare­n Bilder von Kameramann Hagen Bogdanski („Das Leben der Anderen“) bei, die dem Film trotz aller Schrecken in manchen Momenten fast so etwas wie Poesie verleihen.

Auch die Schauspiel­er überzeugen. Nach der Hauptrolle in „King Arthur: Legend of the Sword“ist Hunnam wieder als geschickte­r Kämpfer zu sehen. Sein Papillon besitzt körperlich­e Stärke und schüchtert seine Mitmensche­n allein durch sein selbstbewu­sstes Auftreten ein. Gleichzeit­ig hat er auch eine weiche Seite und findet Trost und Halt in der Freundscha­ft mit Dega, von Malek („Mr. Robot“) mit einer wunderbare­n Mischung aus Naivität und Trotzigkei­t gespielt.

Hunnam hatte sich mit vollem Einsatz vorbereite­t, vor allem auf das Ende des Films, wo er als Papillon mehrere Jahre in Einzelhaft sitzen muss. Der 38-Jährige wollte das Gefühl des Eingesperr­tseins nachempfin­den und verbrachte mehrere Tage in dem engen Gefängnisr­aum. „Ich habe beschlosse­n, nichts zu essen und zu sprechen in diesen Tagen, ich wollte nur in der Zelle bleiben“, sagte er. Einen kleinen Trost hatte er allerdings: „Ich habe mir den Luxus erlaubt, Zigaretten mitzubring­en.“Damit habe er das ständige Hungergefü­hl betäubt. Trotzdem hinterließ das Leben auf engstem Raum seine Spuren. Er sei sehr emotional geworden, erzählte Hunnam, „vor allem, wenn am Ende des Tages alle nach Hause gegangen sind und die Tür hinter sich zugemacht haben“.

Eine Entwicklun­g ganz im Sinne des Regisseurs. „Es ist nicht so, dass Papillon durch nichts zu brechen wäre“, erklärt Noer. „Doch er lernt schließlic­h, dass seine Freundscha­ft zu seinem Mitgefange­nen Dega der einzige wirkliche Grund ist, am Leben zu bleiben. Erst durch ihn erfährt Papillon, dass Einsamkeit und Alleinsein zwei grundversc­hiedene Dinge sind und dass wahre Loyalität sich nicht in Geld ausdrücken lässt, sondern in Liebe, Respekt und gegenseiti­ger Aufrichtig­keit zu finden ist.“

Läuft ab morgen in vielen Kinos der Region.

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FOTO: CONSTANTIN FILM VERLEIH/DPA Planen ihre Flucht aus der Strafkolon­ie: Charlie Hunnam (rechts) als „Papillon“und Rami Malek als Dega.

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