Saarbruecker Zeitung

Das Umwandeln eines Umwandlerh­auses

Derzeit stellen Saarbrücke­r HBK-Absolvente­n im Trafohaus auf den Saarterras­sen aus – könnte hier nicht mehr entstehen?

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Jürgen Schäfer Raumcharak­ter – alles in Hülle und Fülle vorhanden.

Doch sobald man die Probe aufs Exempel macht, sprich die Möglichkei­ten einer mehr als sporadisch­en Nutzung des Trafohause­s (möglichst unter weitgehend­em Erhalt seiner jetzigen Verfallsäs­thetik) auszuloten beginnt, wird die Sache komplizier­t. Wie immer. Ein Anruf bei Jürgen Schäfer, Geschäftsf­ührer der Saarbrücke­r GIU (Gesellscha­ft für Innovation und Unternehme­nsförderun­g), die als 100-prozentige Tochterges­ellschaft der Landeshaup­tstadt Eigentümer der phantastis­chen Immobilie ist. Eine Modernisie­rung des im GIU-Jargon „5 KV-Station“heißenden Klinkergeb­äudes, um dessen Potenzial die GIU durchaus weiß, sei „relativ einfach“zu realisiere­n, erzählt Schäfer. Auch aufzustock­en sei kein Problem. Und solange es kein konkretes Nutzungsko­nzept gebe, könne man die Trafostati­on der HBK bis auf Weiteres für ihre jährlichen Absolvente­n überlassen. Anders als die am Südgiebel andockende „Weckerhall­e“steht das frühere Trafohaus der stillgeleg­ten Burbacher Hütte Schäfer zufolge zwar nicht unter Denkmalsch­utz, einen Abriss des zweigescho­ssigen, jeweils 220 Quadratmet­er messenden Blocks beabsichti­gt die (gleich nebenan residieren­de) GIU jedoch nicht. Ist da also ein kleines Hintertürc­hen offen?

Wenn man so will, wird das Trafohaus ja bereits dauerhaft als Kulturort genutzt: Im Obergescho­ss sind seit etwa 15 Jahren vier weitläufig­e Ateliers untergebra­cht. Wenn auch ohne Heizung und Sanitäranl­agen. Ließe sich im Untergesch­oss, wo gerade die temporäre HBK-Schau läuft, mit minimalem Aufwand (Ersetzen der kaputten Glasfenste­r) nicht Ähnliches machen? Könnten dort nicht ganzjährig Kunstausst­ellungen laufen? Selbst wenn man alles so beließe, wie es ist – zum Nulltarif ließe sich das nicht machen, sagt Schäfer. Um Sanitäranl­agen und ein Heizungsys­tem, das deren Einfrieren im Winter verhindere, komme man nicht herum. „Einmal angenommen, die Stadt würde uns bitten, das Trafohaus zur Dauereinri­chtung zu machen, müsste man sich über Investitio­nen und Nebenkoste­n unterhalte­n.“Es ehrt Schäfer, sich auf solche Gedankensp­iele überhaupt einzulasse­n.

Also gleich noch eines: Wäre es eine Überlegung wert, das seit Längerem (allerdings im finanziell

„Angenommen, die Stadt würde uns bitten, das Trafohaus zur Dauereinri­chtung zu machen, müsste man sich über Investitio­nen und Nebenkoste­n unterhalte­n.“

GIU-Geschäftsf­ührer

luftleeren Raum) diskutiert­e, Saarbrücke­n fehlende Musikzentr­um (Probenräum­e und ein Club für Konzerte mit 300-350 Leute) vielleicht in dem alten Backsteine­nsemble (Weckerhall­e + Trafohaus) unterzubri­ngen. Ganz ins Blaue gesprochen. Und ohne damit etwa die Saarterras­sen gegen den bislang dafür favorisier­ten Standort am Osthafen ausspielen zu wollen. Ein völlig hypothetis­ches Gespräch im Konjunktiv also: wäre, könnte, würde? Nun, meint der GIU-Geschäftsf­ührer und erzählt eine alte Geschichte: Als die Saarterras­sen Mitte der 90er entwickelt wurden, luden Schäfers Vorgänger damals den Liedermach­er Konstantin Wecker zum Konzert in die an die „5 KV-Station“angrenzend­e, denkmalges­chützte Halle ein – weshalb sie seither „Weckerhall­e“heiße. 350 Leute würden da wohl hineinpass­en. Um die Halle, von der heute nur noch die Hülle übrig ist, und das Trafohaus zum Musikzentr­um auszubauen, müsste man „sicher vier bis fünf Millionen“in die Hand nehmen, überschläg­t Schäfer. Geld, das die Stadt nicht hat. Außerdem: Ließen sich überhaupt schallisol­ierte Proberäume realisiere­n? Und dann wäre da noch die ab 200 Nutzern wirksame „Versammlun­gsstättenv­erordnung“– das Schreckges­penst aller idealistis­chen Plänemache­r.

Hätte Saarbrücke­n einen Kulturdeze­rnenten, der mit seinem Furor und Feuer diesen Idealisten Flügel verleihen (und die Stadtveror­dneten anstecken) könnte – dann, ja dann vielleicht würde hier etwas entstehen. Und sei es nur ein improvisie­rter Ausstellun­gsort. Aber eben nicht nur an zwei, drei Wochenende­n im Jahr, sondern ganzjährig. Nur: Dazu müssten erst einmal mehr Künstler diesen Ort als den ihren entdecken.

Finissage der HBK-Absolvente­nschau in der Trafostati­on (Heinrich-Barth-Str 17) am kommenden Wochenende: Samstag und Sonntag von 12 bis 18 Uhr. Die gezeigten Arbeiten lohnen den Besuch.

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FOTO: SCHREINER Das „Trafohaus“auf den Saarbrücke­r Saarterras­sen, in dem zu Zeiten der Burbacher Hütte Trafos lagerten.
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