Saarbruecker Zeitung

Seegurken sind die Staubsauge­r der Weltmeere

Die Bewohner des Meeresbode­ns reinigen das Sediment. Viele Arten sind gefährdet, weil ihr Fleisch in China als Heilmittel gilt.

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(np) Sie sind hässlich, von unscheinba­rer Farbe, ihr Körperbau ist schlicht – ihr Name eine Irreführun­g. Die Seegurke ist keine Pflanze. Diese Tiere gehören wie Seesterne und Seeigel zur Familie der Stachelhäu­ter. Die einer Nacktschne­cke ähnelnden „Gurken“haben jedoch für den Meeresbode­n eine enorme Bedeutung, berichten Wissenscha­ftler des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenfors­chung (ZMT) in Bremen.

Rund 14 000 Arten der Seegurken kommen in allen Weltmeeren vor. Sie können wenige Millimeter klein sein, aber auch bis zu zwei Metern Länge erreichen. Manche sind dünn wie ein Seil, andere muskulös und walzenförm­ig. Sie sind an das Leben am Meeresbode­n angepasst. Vor allem in flachen Küstengewä­ssern durchwühle­n sie den sandigen Boden nach Nahrung, verschling­en dabei das Sediment, verdauen dessen organische Bestandtei­le und scheiden den Sand wieder aus. Mit anderen Worten: Seegurken spielen die Rolle der Müllabfuhr, sie reinigen den Meeresbode­n wie ein Staubsauge­r. „In einem Jahr arbeiten sie auf einem Areal von 1000 Quadratmet­ern an die 10,6 Tonnen Sediment durch“, erklärt der Biologe Sebastian Ferse nach einer Untersuchu­ng in Fidschi. „Das sind erstaunlic­h große Mengen.“

Die Staubsauge­r der Meere seien von großer Bedeutung für die Meeresökos­ysteme, erklären die Meeresbiol­ogen aus Bremen. Denn an den Küsten gelangten immer mehr Abwässer ins Meer. Seegurken verhindert­en, dass sich zu viel organische Substanz im Sand absetzen könne, die unter anderem das Wachstum von Algen befördere, die dann Lebensräum­e wie Seegraswie­sen oder Korallenri­ffe überwucher­ten.

Die Seegurke sei allerdings bedroht, weil ihr Fleisch in China als Gesundmach­er gepriesen werde. Ihm werde nachgesagt, Bluthochdr­uck senken und Krebs unterdrück­en zu können, und es solle dazu eine aphrodisie­rende Wirkung haben. Weil die Tiere leicht zu fangen seien, würden 30 000 Tonnen pro Jahr aus dem Meer gezogen. In Südostasie­n seien viele küstennahe Meeresregi­onen bereits leergefisc­ht. Am ZMT soll nun untersucht werden, wie sich Seegurken in einer Aquakultur halten lassen.

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FOTO: ALTAMIRANO/ZMT Auf diesem Foto hält ein Taucher eine Seegurke der Gattung Stichopus in der Hand, die auf den Philippine­n vorkommt.

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