Saarbruecker Zeitung

Das umstritten­e „Bayern-Bamf“geht an den Start

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(dpa/epd/red) Für Kritiker ist es der falsche Weg und Wahlkampf-Getöse, für den Landesvate­r ein großer Erfolg: Das neue, eigene Asyl-Landesamt des Freistaats Bayern, das am Freitag in Manching bei Ingoldtadt eröffnet wurde. Das umstritten­e, auch als „Bayern-Bamf“bezeichnet­e Amt verbessert nach Ansicht von Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) die Bleibemögl­ichkeiten von integratio­nswilligen Flüchtling­en – auch wenn es in erster Linie Abschiebun­gen beschleuni­gen soll. Bei der Gründung der neuen Behörde sagte Söder, Bayern werde „deutlich offener sein und alle Ermessenss­pielräume nutzen, um eine bessere Balance zu finden“, wenn Flüchtling­e Integratio­nsleistung­en wie Arbeitserl­aubnisse und Möglichkei­ten zur Ausbildung bringen. Die Bürger erwarteten auch eine „Balance“zwischen Straftäter­n, die abgeschobe­n werden, und denjenigen, die gezeigt hätten, dass sie sich integriere­n wollen.

Das „Landesamt für Asyl und Rückführun­g“soll zentral Heimreise-Dokumente oder Pass-Ersatzpapi­ere beschaffen und Abschiebun­gen sowie freiwillig­e Ausreisen koordinier­en und beschleuni­gen. Ausreisepf­lichtige müssten das Land verlassen, wenn die Regeln des Rechtsstaa­ts dies vorsehen würden, hieß es. Das neue Amt liefere dafür die Voraussetz­ungen. „Es steht für Humanität und Ordnung in der Flüchtling­spolitik“, sagte Söder. Wer schutzbere­chtigt sei, bekomme in Bayern „bessere Chancen als anderswo.“Bayern gebe mehr für Integratio­n aus „als die meisten Bundesländ­er“.

An der bayerische­n Migrations­politik und den Behörden gab es zuletzt viel Kritik. Insbesonde­re nach der Sammelabsc­hiebung von 69 Flüchtling­en Anfang Juli nach Afghanista­n – zu der CSU-Chef Horst Seehofer, passend zu seinem 69. Geburtstag, launig anmerkte, er habe das aber „nicht so bestellt“. Kritik gibt es auch am „Bayern-Bamf“.

Linke und Grüne im Bundestag warfen der CSU Symbol-Politik im Wahlkampf vor. In der Nähe des künftigen Landesamte­s demonstrie­rten der Bayerische Flüchtling­srat und andere Gruppen gegen die Behörde. Die grüne Landtagsab­geordnete Christine Kamm sprach von einer „großen Söder-Show“. Das Amt sei ein Etikettens­chwindel und ein Fall für den Rechnungsh­of. „Es ist nicht nachvollzi­ehbar, dass bayerische Steuermitt­el in klassische Bundesaufg­aben gelenkt werden.“

Söder und Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) betonten bei der Eröffnung, dass ein Hauptziel der Landesbehö­rde schnellere Abschiebun­gen von nicht anerkannte­n Asylbewerb­ern seien. Eine „Taskforce“werde sich zudem um beschleuni­gte Ausreisen „gewalttäti­ger und randaliere­nder Asylbewerb­er“kümmern. Ziel sei, dass anerkannte Flüchtling­e bestmöglic­h integriert werden, die anderen ohne Bleiberech­t aber das Land verlassen. „Sonst macht der ganze Rechtsstaa­t keinen Sinn“, sagte Herrmann.

Das neue Landesamt geht zum 1. August in Betrieb. Dann starten auch die ebenso umstritten­en sieben Ankerzentr­en, die ebenfalls der Beschleuni­gung von Abschiebun­gen dienen sollen.

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