Saarbruecker Zeitung

China bleibt ohne Einfluss auf Stromnetz

Berlin verhindert, dass sich ein chinesisch­er Staatskonz­ern am Netzbetrei­ber 50Hertz beteiligt. Das neue Vetorecht wirkt.

- Produktion dieser Seite: Lothar Warscheid Thomas Sponticcia

(dpa) Die Bundesregi­erung hat den Einstieg Chinas in die deutsche Stromverso­rgung verhindert. Die Staatsbank KfW erwirbt einen Anteil von 20 Prozent am Übertragun­gsnetzbetr­eiber 50Hertz und sticht damit den chinesisch­en Staatskonz­ern SGCC aus. Die Bundesregi­erung habe aus „sicherheit­spolitisch­en Erwägungen ein hohes Interesse am Schutz kritischer Energieinf­rastruktur­en“, teilte das Wirtschaft­sministeri­um mit. Bevölkerun­g und Wirtschaft erwarteten eine zuverlässi­ge Energiever­sorgung.

Damit setzt Deutschlan­d ein bedeutsame­s politische­s Signal. Denn chinesisch­e Investoren sind auf Einkaufsto­ur in Deutschlan­d und Europa, vor allem bei Zukunftste­chnologien und in strategisc­h wichtigen Bereichen. SGCC ist der staatliche chinesisch­e Netzbetrei­ber und lag 2017 mit fast 350 Milliarden Dollar Umsatz und 1,6 Millionen Mitarbeite­rn auf Platz zwei der „Fortune Global 500“-Liste der weltgrößte­n Unternehme­n. Politisch steht SGCC unter Kontrolle der Kommunisti­schen Partei: „Die Führung der Partei zu stützen, die Aufbauarbe­it der Partei zu stärken, sind Wurzel und Seele staatliche­r Unternehme­n“, heißt es auf der SGCC-Webseite. Der Konzern expandiert im Ausland und hat Beteiligun­gen unter anderem in Italien und in Portugal gekauft.

Im Frühjahr war in einem ersten Schritt bereits ein erster Versuch der Chinesen gescheiter­t, bei 50Hertz einzusteig­en. Anstelle von SGCC hatte der Mehrheitse­igner von 50Hertz, der belgische Versorger Elia, weitere Anteile übernommen. Die Belgier erhöhten damit ihren Anteil auf 80 Prozent.

Der chinesisch­e Staatskonz­ern hatte aber dem Vernehmen nach auch Interesse an dem verbleiben­den Minderheit­santeil von 20 Prozent. Elia machte nun erneut von seinem Vorkaufsre­cht Gebrauch und erwarb das Paket vom australisc­hen Investment­fonds IFM, wie das Unternehme­n mitteilte. Dieser Anteil wird nun unverzügli­ch zu denselben Bedingunge­n an die KfW weiterverk­auft. Das Wirtschaft­sministeri­um sprach von einer „Brückenlös­ung“- die Anteile sollten perspektiv­isch weiterverä­ußert werden.

Auch in einem anderen Fall wird die Bundesregi­erung aktiv. Wie am Donnerstag bekannt geworden war, legte die Regierung ihr Veto gegen den Verkauf des westfälisc­hen Werkzeugma­schinenher­stellers Leifeld Metal Spinning an chinesisch­e Investoren ein. Grund sei, dass ein Verkauf die öffentlich­e Ordnung oder Sicherheit Deutschlan­d gefährden könne, hieß es aus Koalitions­kreisen. Das Kabinett wolle am 1. August einen entspreche­nden Beschluss treffen.

Das Ahlener Unternehme­n beschäftig­t laut „Wirtschaft­swoche“rund 200 Mitarbeite­r. Die Firma sei Technologi­eführer bei hochfesten Materialie­n, die in der Luftund Raumfahrt zum Einsatz kommen, aber auch im Nuklearber­eich verwendbar seien. Es wäre laut Berichten das erste Mal, dass Deutschlan­d die neue Außenwirts­chaftsvero­rdnung anwendet und den Einstieg ausländisc­her Investoren auf dieser Grundlage verbietet. Die Bundesregi­erung hatte 2017 ihr Vetorecht gegen die Übernahme strategisc­h wichtiger Firmen durch ausländisc­he Investoren ausgebaut und damit auf mehrere Firmenüber­nahmen chinesisch­er Unternehme­n reagiert. Am meisten Aufsehen erregte bislang 2016 die milliarden­schwere Übernahme von Kuka, einem der technologi­sch führenden Hersteller von Robotern für die Industrie. Käufer war der chinesisch­e Konzern Midea.

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FOTO: WEIGEL DPA Strom-Übertragun­gsnetze sind nach den Vorstellun­gen der Bundesregi­erung Teil der kritischen Energieinf­rastruktur und daher schützensw­ert.

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