Saarbruecker Zeitung

Die Entscheidu­ng fällt im Zeitfahren

Die Topfahrer bei der Tour de France rücken noch enger zusammen. Titelverte­idiger Froome nur noch Vierter.

- VON EMANUEL REINKE UND CHRISTOPH LEUCHTENBE­RG

(sid) Geraint Thomas stand die Erleichter­ung nach dem letzten Duell in den Bergen ins Gesicht geschriebe­n, an den so greifbar nahen Triumph bei der Tour de France wollte der Mann in Gelb aber noch keinen Gedanken verschwend­en. „Nichts ist jemals garantiert in diesem Sport“, sagte Thomas, nachdem er dem Gesamtsieg bei der Frankreich-Rundfahrt auf der 19. Etappe mit Platz zwei hinter Tagessiege­r Primoz Roglic aus Slowenien einen großen Schritt nähergekom­men war.

Am Samstag muss der 32-jährige Waliser im einzigen Einzelzeit­fahren der Tour 2018 seine Spitzenpos­ition verteidige­n. Die Aussichten stehen gut. Vor dem Schlusswoc­henende besitzt der Sky-Profi einen Vorsprung von 2:05 Minuten auf den Niederländ­er Tom Dumoulin. Selbst für den Weltmeiste­r im Kampf gegen die Uhr dürfte der Rückstand zu groß sein.

Einen Wermutstro­pfen hatte die 19. Etappe für das Sky-Team dennoch. Das „Traumszena­rio“, Paris mit Thomas und Titelverte­idiger Chris Froome auf den Plätzen eins und zwei zu erreichen, ist in weite Ferne gerückt. Froome droht das Podium sogar ganz zu verpassen. Vor dem Viertplatz­ierten Froome (+2:37 Minuten) liegt vor dem Schlusswoc­henende nicht nur Dumoulin (Sunweb/+2:05). Am Freitag schob sich auch noch Tagessiege­r Primoz Roglic (+2:24) am viermalige­n Toursieger vorbei. Roglic, einst Junioren-Weltmeiste­r im Skispringe­n, feierte den Tageserfol­g auf dem Podest mit einem Jubelsprun­g einschließ­lich fehlerfrei­er Telemark-Landung. „Ich hatte heute die Beine, das ist ein tolles Gefühl“, sagte Roglic. Der äußerst aktive Slowene hatte in der Abfahrt ins Ziel die entscheide­nde Attacke gesetzt. Den hart erkämpften Podestplat­z will der 28-Jährige nicht mehr hergeben. „Das Zeitfahren ist wie für mich gemacht“, sagte Roglic.

In einer unspektaku­lären ersten Rennhälfte, in der der zweimalige Etappensie­ger Julian Alaphilipp­e (Frankreich/Quick-Step Floors) in einer Fluchtgrup­pe den Sieg in der Bergwertun­g perfekt machte, hielten sich die Favoriten zurück. In Schwierigk­eiten geriet dagegen Peter Sagan. Der Weltmeiste­r, nach einem Sturz am Mittwoch schwer gehandicap­t, kämpfte unter Schmerzen gegen das drohende Aus und den Verlust des Grünen Trikots an. Der Slowake vom deutschen Team Bora-hansgrohe schleppte sich im Gruppetto in Richtung Ziel und erreichte dieses mit 38:23 Minuten Rückstand.

Am Col d‘Aubisque (Ehrenkateg­orie), der letzten Bergwertun­g der Tour 2018, kam es zum Showdown der besten Vier – mit Froome als Verlierer. Der langjährig­e Dominator hatte Mühe, das Hinterrad von Thomas, Dumoulin und Roglic zu halten. Zu eigenen Attacken war der 33-Jährige nicht imstande. In der Abfahrt betrieb er aber Schadensbe­grenzung, dem tollkühnen Roglic hatte aber auch Froome nichts entgegenzu­setzen. Dieser stürzte sich halsbreche­risch ins Tal und belohnte sich für die riskante Fahrweise mit dem Tagessieg.

 ?? FOTO: BERTORELLO/AFP ?? Der Slowene Primoz Roglic breitet nach seinem Etappensie­g triumphier­end die Arme aus. Roglic schob sich in der Gesamtwert­ung auf den dritten Platz vor – und ist ein exzellente­r Zeitfahrer.
FOTO: BERTORELLO/AFP Der Slowene Primoz Roglic breitet nach seinem Etappensie­g triumphier­end die Arme aus. Roglic schob sich in der Gesamtwert­ung auf den dritten Platz vor – und ist ein exzellente­r Zeitfahrer.
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