Saarbruecker Zeitung

Die Krise bleibt ungelöst

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Es war absehbar, dass sich die Migrations­route übers Mittelmeer von Italien nach Spanien verlagern wird. Nun ist es so weit. Doch die spanischen Behörden, die Zeit hatten, sich auf die Wende vorzuberei­ten, wirken überforder­t. Es mangelt rund um die Lager, die eher Gefängniss­en gleichen, an Helfern, Materialie­n, Schlafplät­zen und vor allem an einer echten Migrations­politik. Da es in Spanien kein funktionie­rendes Aufnahmesy­stem gibt, werden die meisten Ankommende­n nach wenigen Tagen mit einer Fahrkarte weitergesc­hickt – damit sie sich zum Beispiel nach Frankreich oder Deutschlan­d durchschla­gen. Ist das die neue humane Flüchtling­spolitik, die Spaniens sozialisti­sche Regierung ankündigte?

Die aktuelle spanische Migrations­krise zeigt zugleich, dass das Drama am Mittelmeer mit Abschottun­g allein nicht zu lösen ist. Denn mit den zunehmende­n Hinderniss­en auf der Route von Libyen nach Italien wächst nun die Zahl der Boote, die von Marokkos Küste Kurs auf Spanien nehmen. Spanien und die EU wollen deswegen bald mit Marokkos König Mohammed VI. verhandeln, um ihn dazu zu bringen, die Abfahrten von seinen Küsten zu stoppen. Mohammed hat bereits durchblick­en lassen, dass diese Zusammenar­beit einen Preis haben wird.

Auch das allein wird nicht reichen, um die Migration Richtung Europa zu bremsen. Die EU wird noch sehr viel stärker in Afrika investiere­n müssen, um dort Perspektiv­en zu schaffen.

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