Fachkräftemangel lähmt schon Betriebe
Vier von zehn Betrieben müssen schon Aufträge ablehnen, weil Fachkräfte fehlen, warnt der Deutsche Industrie- und Handelskammertag.
(kna) Wegen eines bereits in zahlreichen Unternehmen spürbaren Fachkräftemangels dringt der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, Eric Schweitzer, auf eine zügige Einführung des Fachkräftezuwanderungsgesetzes. „60 Prozent, also mehr als die Hälfte aller deutschen Unternehmen, sagt, das Thema Fachkräftemangel ist für uns Kernthema Nummer eins“, sagte Schweitzer gestern dem Deutschlandfunk. Der Koalitionsvertrag von Union und SPD sieht ein Fachkräftezuwanderungsgesetz vor. Vier von zehn Unternehmen in Deutschland müssten jetzt schon Aufträge ablehnen, weil sie nicht ausreichend Fachkräfte hätten. „Das ist so die Höchststrafe, die Sie einem Unternehmer antun können“, so Schweitzer. Jede zweite offene Stelle könne zudem langfristig nicht besetzt werden. „Das ist unser zentrales Problem.“
Zurzeit verlassen nach Schweitzers Worten pro Jahr 700 000 Schüler die Schule, etwa eine Million Menschen gehen in Rente. In zwei Jahren seien es 1,2 Millionen pro Jahr, die Schülerzahl bleibe aber dieselbe. Das Problem sei ein ganz zentrales Thema für die deutsche Wirtschaft.
Seit einigen Jahren werde über die Hälfte der neuen zusätzlichen Arbeitsplätze über Fachkräfte aus dem Ausland besetzt. „Das heißt, wir müssen jetzt dazu kommen, dass wir Fachkräftezuwanderung nach Deutschland bürokratisch deutlich erleichtern“. Das solle nicht nur für Akademiker, sondern auch für beruflich Qualifizierte gelten.
Schweitzer unterstrich den Unterschied zwischen den Themen Asyl und Flüchtlinge und Fachkräftezuwanderung. „Bei Fachkräftezuwanderung geht es nicht um das im Grundgesetz verfügte Recht auf Asyl, sondern da geht es darum, dass wir qualifizierte Fachkräfte nach Deutschland holen wollen, die anschließend dann hier auch Steuern zahlen und ins Sozialsystem einbezahlen und nicht zu Lasten des Sozialsystems hier leben.“Die Integration von Flüchtlingen werde aber auch in der Wirtschaft geleistet: 14 Prozent der ausbildenden Unternehmen in Deutschland bildeten Flüchtlinge aus. Über 16 Prozent hätten das in den nächsten zwei Jahren vor. Mehr als 20 000 Flüchtlinge hätten einen Ausbildungsplatz bei Unternehmen. Die „beste Integration findet über Ausbildung und Arbeit statt“, betonte der Experte.
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) warnte unterdessen davor, mit einem Einwanderungsgesetz den Zuzug von Bewerbern zu ermöglichen, die über ein Punktesystem Sprach- und Fachkompetenz nachweisen müssten, aber keinen Job.