Saarbruecker Zeitung

Trinken, trinken, trinken!

Die Hitze macht vor allem Senioren zu schaffen. Sie sind besonders anfällig, weil im Alter das Gefühl für Hunger und Durst schwindet.

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Bei der Hitzewelle haben die Ärzte vor allem einen Rat: Trinken, trinken, trinken! Denn die Trockenhei­t und hohen Temperatur­en, wie sie im Saarland seit Tagen herrschen, lassen den Körper schnell austrockne­n, Hitzschlag und Kreislaufk­ollaps drohen. Davon sind vor allem ältere Menschen betroffen, die oft weniger trinken.

Dabei sind betreute Senioren offenbar recht gut versorgt, wie eine Umfrage unserer Zeitung bei Altenheime­n, Krankenhäu­sern, Rettungsdi­ensten und ambulanten Pflegedien­sten ergab. Dagegen deuten die Zahl der Rettungsei­nsätze und die Aufnahmen in den Notfallamb­ulanzen darauf hin, dass die Hitze vor allem alleinlebe­nden Senioren akute gesundheit­liche Probleme beschert.

„Zur Zeit nimmt die Zahl der Patienten zu, die unter Exsikkose (Flüssigkei­tsmangel) leiden“, stellt Dr. Bernd Gehlen fest. Gehlen leitet die Geriatrie-Abteilung an der SHG-Klinik Sonnenberg in Saarbrücke­n. Sein Kollege Dr. Karlheinz Schöll vom Caritas-Klinikum Saarbrücke­n berichtet, auffällig viele Patienten mit Hitzebesch­werden kämen derzeit in die Notfallamb­ulanz. Darunter seien viele ältere Menschen.

Der Geriater betont aber, dass

Dr. Bernd Gehlen auch jüngere Menschen – wie Dachdecker – gefährdet sind. Kürzlich habe er auch einen Sanitäter gesehen, der per Infusion Flüssigkei­t bekommen musste, weil sich sein Körper im Auto überhitzt habe.

Einig sind sich die Mediziner darin, dass Senioren besonders anfällig sind, weil im Alter das Gefühl für Hunger und Durst schwindet. Dies werde noch dadurch verstärkt, dass 60 bis 80 Prozent aller Senioren unter Demenz unterschie­dlicher Ausprägung litten und oft das Trinken einfach vergäßen, sagt der saarländis­che Pflegebeau­ftragte Jürgen Bender.

Oft bekämen Ältere auch Medikament­e, die entwässern­d wirkten oder den Blutdruck senkten. Die Hitze verschärfe die Probleme noch, berichtet Gehlen. Außerdem würden viele Senioren „beim Trinken sparen“, um nicht so oft auf die Toilette zu müssen.

Die Faustregel ist: zwei bis drei Liter Flüssigkei­t am Tag. „Bei den derzeitige­n Temperatur­en lieber noch einen Liter mehr“, rät Gehlen. Chefarzt Schöll verweist aber darauf, dass das von Mensch zu Mensch unterschie­dlich ist. „Es gibt auch fitte Senioren, für die ein Liter pro Tag und Person reicht.“

Gehlen hat auch einen Rat: Wichtig sei es herauszufi­nden, was der Patient mag. „Man sollte ihm schon mal ein Gründels oder einen Smoothie hinstellen.“

Senioren in Altenheime­n oder Krankenhäu­sern oder solche, die von profession­ellen Pflegedien­sten ambulant betreut werden, sind anscheinen­d auch bei Hitze gut mit Flüssigkei­t versorgt. Ihm seien keine Missstände in dieser Hinsicht zu Ohren gekommen, sagt der Pflegebeau­ftragte Bender.

Bei Hitzewelle­n wie derzeit treffen Altenheime und Krankenhäu­ser spezielle Vorkehrung­en, um ältere Menschen vor Austrockne­n und Kreislaufk­ollaps zu schützen. So gibt es etwa spezielle „Trinkrunde­n“. Außerdem werden die Zimmer möglichst frühzeitig abgedunkel­t, damit die Sonne sie nicht zusätzlich aufheizen kann, berichtet Caritas-Geriater Schöll.

Auch im Seniorenze­ntrum des Arbeiter-Samariter-Bundes in Kirkel-Limbach und bei der Seniorenhi­lfe der Kreuznache­r Diakonie in Schwalbach gibt es nach Angaben der Leitungen momentan angesichts der hohen Temperatur­en keine Probleme. Den Bewohnern würden neben Säften und Mineralwas­ser mit Sirup auch Bowle mit Obst angeboten, betont Andreas Jene vom ASB-Seniorenze­ntrum in Kirkel-Limbach.

Und das Rezept des Leiters der Seniorenhi­lfe in Schwalbach, Andreas Roden: Nicht zu heiß und nicht zu kalt, über den Tag verteilt trinken, „Trinkproto­kolle“, falls das Trinkverha­lten unbefriedi­gend ist. Und für Menschen mit Demenz: farbige Getränke, weil sie durchsicht­ige Flüssigkei­ten nicht gut erkennen und oft denken würden: „Das Glas ist leer.“

„Bei den derzeitige­n Temperatur­en lieber noch einen Liter mehr.“

SHG-Klinik Sonnenberg

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FOTO: EPD Der Mensch soll pro Tag zwei bis drei Liter trinken – und bei der derzeitige­n Hitze lieber noch einen Liter mehr.

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