Ärger über irische Billigfluglinie
Flugausfälle der Billigfluglinie Ryanair sorgen immer wieder für Frust bei Passagieren. Eine Reisegruppe aus dem Saarland kam nicht nach Barcelona.
SZ-Leserin Annette Zehren ist enttäuscht von der irischen Billigfluglinie Ryanair. Sie wollte Mitte Juli mit vier Freundinnen von Luxemburg nach Barcelona fliegen. Das Hotel war gebucht, Eintrittskarten für Veranstaltungen bereits bezahlt. Die fünf Frauen standen schon am Schalter zum Einchecken, doch um 20 Uhr stand plötzlich an der Anzeigetafel, dass der Ryanair-Flug ausfällt. „Wir wussten nicht, wie es weitergehen soll. Wir und sogar die Leute von Luxair konnten Ryanair nicht erreichen“, sagt die Leserin.
Erst einen Tag später sei ein Kontakt über einen Chat im Internet zustande gekommen. „Komplett umständlich“, sagt Zehren und erklärt: „Man schreibt einen Satz und wartet auf Antwort, dann folgt der nächste Satz und wieder warten.“
Sie hatte zwar am Vortag um kurz nach 19 Uhr eine Info-Mail von Ryanair bekommen, doch „gerade wenn man unterwegs ist, überprüft man nicht ständig seine Mails“, so Zehren. Und auch, dass die Passagiere am Luxemburger Flughafen erst spät über den Ausfall des Fluges informiert wurden, ärgert die Leserin. „Die haben das doch bestimmt schon früher gewusst.“Sie fühlt sich sowohl vom Flughafen als auch von Ryanair schlecht informiert.
Ryanair schreibt auf Nachfrage der SZ: Der Flug von Luxemburg nach Barcelona habe am 16. Juli 2018 gestrichen werden müssen, weil aufgrund von Slot-Verspätungen, die von Fluglotsen verursacht worden seien, das Nachtflugverbot in Luxemburg nicht habe eingehalten werden können. Die Kunden seien über ihre Rechte informiert und auch aufgeklärt worden. „Alle betroffenen Kunden wurden per E-Mail und SMS über diesen Umstand informiert und sind über ihre Optionen aufgeklärt worden: eine volle Rückerstattung, eine Umbuchung auf den nächsten verfügbaren Flug oder einen vergleichbaren Ersatzflug. Zudem wurde ihnen ein Hotel zur Verfügung gestellt“, steht in den Schreiben.
Dem kann unsere Leserin aber nicht ganz zustimmen. Von Ryanair
Elif Tanto sei niemand vor Ort gewesen. Einzig eine Durchsage habe darauf aufmerksam gemacht, dass es für Familien mit Kindern und Menschen mit Handicap Hotelzimmer gebe. Ersatzflüge seien auch am Folgetag ausgebucht gewesen, selbst als die fünf Frauen probiert hätten, einen Flug via Köln zu ergattern.
„Ryanair entschuldigte sich aufrichtig bei allen Kunden für diesen Flugausfall“, steht noch in der Antwort auf unsere Anfrage, allerdings auch: „Da diese Flugstreichung außerhalb der Kontrolle der Fluggesellschaft liegt, ist keine Entschädigung gemäß der EU-Verordnung EU261 fällig.“Die Frage, wohin sich denn die betroffenen Kunden nun wenden können, blieb allerdings unbeantwortet.
„Auch wir haben oftmals Probleme, Kontakt aufzunehmen“, sagt Elif Tanto von der Verbraucherzentrale des Saarlandes. Den Ticketpreis könne die SZ-Leserin zwar zurückfordern, doch auf eine weitere Entschädigung könnten sie und ihre Freundinnen nicht hoffen. „Ein Ausschlussgrund sind außergewöhnliche Umstände wie Umweltkatastrophen“, sagt sie. Dinge, für die die Fluggesellschaft eben nicht selbst verantwortlich seien. Dies könne auch bei einem Streik gelten. Anders sehe es bei technischen Defekten aus, die den Flug verhindern. Die Höhe einer Entschädigung variiere allerdings mit der Distanz, die mit dem Flugzeug zurückgelegt werden sollte. Die Entschädigung könne dann aber für jeden Passagier eingefordert werden, auch für Babys. Allerdings müssten die Umstände in jedem Einzelfall betrachtet werden. „Manchmal lohnt es sich, hartnäckig zu sein“, sagt Tanto. Im Zweifelsfall sollte man die Verbraucherzentrale, die Schlichtungsstelle für den öffentlichen Nahverkehr (SÖP) oder auch einen Anwalt kontaktieren.
„Manchmal lohnt es sich, hartnäckig zu sein.“
Verbraucherzentrale des Saarlandes
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