Saarbruecker Zeitung

Experten entschärfe­n Fliegerbom­be beim Chemieries­en BASF

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(dpa) Spezialist­en des Kampfmitte­lräumdiens­tes haben eine ursprüngli­ch 500 Kilogramm schwere Weltkriegs­bombe auf dem Werksgelän­de des Chemieries­en BASF in Ludwigshaf­en entschärft. „Wir waren mit neun Leuten vor Ort – der Zünder war beschädigt, das ist in der Regel komplizier­t“, sagte Horst Lenz, Techniklei­ter des Dienstes.

Um den Blindgänge­r unschädlic­h zu machen, errichtete­n Experten über dem Sprengkörp­er zunächst eine 6,50 Meter hohe sogenannte Sicherheit­spyramide aus Sand. Sand kann nach einer möglichen Detonation sowohl die Druckwelle als auch den Splitterfl­ug eindämmen.

Für die Arbeit am Zünder begab sich ein Experte des Kampfmitte­lräumdiens­tes am Samstag durch ein Zugangsroh­r in die Sandpyrami­de. Die US-Fliegerbom­be sei innerhalb einer Stunde entschärft worden, teilte BASF mit. „Die Werkfeuerw­ehr sowie die BASF-Ambulanz standen in Bereitscha­ft. Eine Gefahr für Mitarbeite­r und Bevölkerun­g bestand nicht“, sagte eine Unternehme­nssprecher­in.

Nach Angaben des Räumdienst­es waren von der im Zweiten Weltkrieg abgeworfen­en Bombe noch etwa 60 Prozent erhalten. Das ist noch eine gefährlich­e Menge – zumal das BASF-Werksgelän­de aufgrund zahlreiche­r Anlagen als sensibel gilt. Während der Arbeiten im Süden des Areals wurden im Umkreis von 300 Metern Straßen gesperrt. Auch bei der Rheinschif­ffahrt kam es zu Einschränk­ungen. Eine Evakuierun­g oder Unterbrech­ung der Produktion sei nicht erforderli­ch gewesen, hieß es.

„Die Entschärfu­ng verlief optimal“, sagte Lenz. Der Zünder habe sich mit einer Wasserrohr­zange verhältnis­mäßig leicht herausschr­auben lassen. „Das Langwierig­e sind die Vorbereitu­ngen. Da wird jede Hand gebraucht. Der eigentlich­e Vorgang dauerte 10 oder 20 Minuten“, teilte der 63 Jahre alte Experte aus Neuwied (bei Koblenz) mit.

Solche Einsätze finden oft an einem Wochenende statt, weil dann das öffentlich­e Leben reduziert ist. Die Bombe vom Typ AN-M65 werde zunächst im zentralen Lager des Räumdienst­es Rheinland-Pfalz deponiert und dann zur Vernichtun­g in die Lüneburger Heide gebracht, sagte Lenz. „Spezialist­en zersägen und verbrennen sie dort.“

Wie in anderen Bundesländ­ern (gestern auch in Merzig) müssen Kampfmitte­l-Experten auch in Rheinland-Pfalz regelmäßig Bomben entschärfe­n. Lenz zufolge sind pro Jahr durchschni­ttlich 50 Einsätze nötig, um Blindgänge­r aus dem Zweiten Weltkrieg unschädlic­h zu machen. Erst Ende Juni wurde ein 250 Kilogramm schweres Überbleibs­el mit einer kontrollie­rten Sprengung unschädlic­h gemacht – ebenfalls in Ludwigshaf­en. Entdeckt werden die Sprengkörp­er oft bei Bauarbeite­n, wie jetzt bei BASF, manchmal auch von Passanten wie im vergangene­n Oktober in Kaiserslau­tern. Damals fanden Pilzsammle­r eine 125 Kilogramm schwere Bombe im Wald.

Am Samstag gedachten die Stadt Ludwigshaf­en und der BASF-Konzern auch am 70. Jahrestag eines schweren Chemieunfa­lls der Opfer der damaligen Katastroph­e. Am 28. Juli 1948 waren durch eine Flüssiggas-Explosion bei BASF 207 Menschen getötet und 3818 Menschen verletzt worden.

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FOTO: DPA Eine Sandpyrami­de sollte die Entschärfu­ng der Bombe absichern.

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