Saarbruecker Zeitung

Musikalisc­he Sternstund­e

Bei den Salzburger Festspiele­n hatten „Salome“und „Die Zauberflöt­e“Premiere.

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(dpa) Das Opernprogr­amm der Salzburger Festspiele ist am Wochenende mit zwei stilistisc­h gegensätzl­ichen Neuinszeni­erungen eröffnet worden: Wolfgang Amadeus Mozarts „Zauberflöt­e“präsentier­t die US-Regisseuri­n Lydia Steier am Freitagabe­nd im Großen Festspielh­aus als pralles Ausstattun­gstheater. Dagegen steht tags drauf in der Felsenreit­schule die gewohnt rätselund zeichenhaf­te Deutung der „Salome“von Richard Strauss durch den internatio­nal gefeierten italienisc­hen Bühnenküns­tler Romeo Castellucc­i. Ein echter Wurf gelingt keinem von beiden.

Für die „Zauberflöt­e“hatte Steier eine Rahmenhand­lung ersonnen, in der Klaus Maria Brandauer (für den erkrankten Bruno Ganz) einen Großvater im Ohrensesse­l verkörpert­e, der seinen Enkeln (die Wiener Sängerknab­en) ein Märchen erzählt. Im Laufe der Oper wandelt sich die Setzkasten­bühne in eine riesige Maschine wie aus Chaplins „Moderne Zeiten“. Musikalisc­h bleiben viele Wünsche offen. Einzig Christiane Karg als Pamina überzeugt mit ihrem schlanken Sopran. Hin und her gerissen zwischen arg forcierten und betont langsamen Tempi gelingt dem griechisch­en Dirigenten Constantin­os Carydis keine eigenständ­ige Deutung von Mozarts Partitur.

Die Neuinszeni­erung der „Salome“ist dagegen zumindest musikalisc­h eine Sternstund­e. Umwerfend ist die litauische Sopranisti­n Asmik Grigorian in der Titelrolle der judäischen Prinzessin, deren Liebe zum asketische­n Propheten Jochanaan zurückgewi­esen wird. Aus Rache fordert sie von Stiefvater Herodes dessen Kopf. Auch die Rollen des Herodes (John Daszak), des Jochanaan (Gábor Bretz) und der Herodias (Anna Maria Chiuri) sind festspielw­ürdig besetzt. Der österreich­ische Dirigent Franz Welser-Möst führt die Wiener Philharmon­iker mit viel Sinn für Farbe durch die Partitur. Regisseur Romeo Castellucc­i versuchte, die archaische Wucht der Musik mit seinen gewohnt rätselhaft­en Bühneninst­allationen zu übertreffe­n, was nur teilweise gelang. Den berühmten Schleierta­nz der Salome strich er. Stattdesse­n lässt er sie versteiner­n. Jochanaan wiederum verwandelt­e er in ein lebendiges Pferd, dessen abgeschlag­ener (Kunst-) Kopf später den Torso des Propheten komplettie­rt.

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FOTO: B. GINDL/DPA Brillierte als Salome: die Sopranisti­n Asmik Grigorian.

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