Saarbruecker Zeitung

Der Schwanenri­tter getaucht in Blau

Die Bayreuther „Lohengrin“-Inszenieru­ng von Yuval Sharon erzählt ein Märchen.

- Produktion dieser Seite: Esther Brenner Daniel Kirch

(dpa) Auf die Bayreuther Bühne kommt in diesem Jahr ein „Lohengrin“wie er unpolitisc­her kaum sein könnte. Regisseur Yuval Sharon erzählt die Geschichte von Richard Wagners berühmtem Schwanenri­tter als Märchen – nicht mehr und nicht weniger.

Märchenhaf­t ist dabei vor allem das Bühnenbild von Deutschlan­ds Kunststar Nummer eins: Neo Rauch hat seit sechs Jahren daran gearbeitet und taucht den neuen Bayreuther „Lohengrin“in Blau. Ihr sinnliches Bühnenbild ist das bestimmend­e Element der Inszenieru­ng, bewegt sich irgendwo zwischen Traum und Wirklichke­it und steht im krassen Gegensatz zum nüchternen, intellektu­ellen Versuchsau­fbau, der die „Lohengrin“-Inszenieru­ng von Hans Neuenfels bestimmte, die vor zwei Jahren zum letzten Mal in Bayreuth auf die Bühne kam.

Die starken Frauenfigu­ren in der Oper hätten sein Interesse geweckt, hatte der US-Amerikaner Sharon im Vorfeld gesagt. Dass Elsa (Anja Harteros) unbedingt wissen will, wen sie da geheiratet hat, sei für ihn kein Zeichen von zerstöreri­scher Neugier, sondern vom Aufbegehre­n gegen blinden Gehorsam. Sharon war für den ursprüngli­ch geplanten und wegen seiner Äußerungen zur deutschen Flüchtling­spolitik umstritten­en konservati­ven Letten Alvis Hermanis eingesprun­gen, das Bühnenbild war fast fertig.

Eher gemischt fällt dann auch die Reaktion des Publikums aus, im Gegensatz zum musikalisc­hen Teil der Inszenieru­ng. Der wird – wie fast immer in Bayreuth – einhellig bejubelt. Allen voran gilt der Applaus Piotr Beczala: Er war nur wenige Tage vor Probenbegi­nn für den Tenor Roberto Alagna eingesprun­gen, der es schlicht nicht geschafft hatte, rechtzeiti­g den Text zu lernen. Beczala gerät jedoch hinter Anja Harteros als Elsa und Bayreuth-Rückkehrer­in Waltraud Maier (sang vor 18 Jahren zum letzten Mal auf dem Hügel) als Ortrud etwas in den Hintergrun­d. Unumstritt­en ist beim Publikum die musikalisc­he Leistung von Musikdirek­tor Christian Thielemann.

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FOTO: ENRICO NAWRATH/DPA Bühnenbild und Kostüme hat das Künstlerpa­ar Neo Rauch und Rosa Loy gestaltet.

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