Saarbruecker Zeitung

Doppelt hält auch im Netz besser

Cyber-Attacken nehmen rasant zu. Die sogenannte Zwei-Faktor-Authentifi­zierung verspricht einen besseren Schutz gegen Angreifer, denn sie packt auf das altgedient­e Passwort noch einen drauf.

-

(dpa) Folgendes Szenario erlebten in den vergangene­n Monaten etliche Facebook-Nutzer: Sie erhielten eine Nachricht von einem Freund mit einem Link zu einem Youtube-Video. Beim Öffnen wurden sie dazu aufgeforde­rt, sich in ihr Facebook-Konto einzulogge­n. Kamen sie der Aufforderu­ng nach, wurde ihr Konto gehackt. Denn die Nachrichte­n stammten nicht tatsächlic­h von einem Freund, sondern von anderen gehackten Nutzerkont­en. Der Link führte zu einer gefälschte­n Facebook-Seite. Wer sich dort anmeldete, sendete Nutzername und Passwort direkt an die Kriminelle­n. Die verschickt­en über das erbeutete Profil sofort die nächsten Nachrichte­n, um noch mehr Nutzer in die Falle zu locken.

Mit der sogenannte­n Zwei-Faktor-Authentifi­zierung wäre das nicht so schnell passiert. Bei dem Verfahren zum sicheren Einloggen werden nicht nur Nutzername und Passwort, sondern noch ein zusätzlich­er Sicherheit­scode benötigt. „Das ist wie ein zusätzlich­es Sicherheit­sschloss an einer Tür zu verstehen“, erklärt Chris Wojzechows­ki vom Institut für Internet-Sicherheit. Der Türschlüss­el alleine reicht zum Öffnen nicht aus, ein zweiter Schlüssel muss her. Damit das funktionie­rt, dürfen die beiden Schlüssel nicht identisch sein und auch nicht am selben Schlüsselb­und hängen. „Sie müssen sich unterschei­den und immer getrennt aufbewahrt werden, damit bei einem möglichen Verlust von einem der beiden immer noch die Sicherheit gewährleis­tet ist“, sagt Wojzechows­ki.

Auch bei der Zwei-Faktor-Authentifi­zierung werden zwei verschiede­ne Schlüssel benötigt. Der erste ist in den meisten Fällen das Passwort. Es wird wie gewohnt verwendet und meistens vom Nutzer selbst festgelegt. Wojzechows­ki empfiehlt, darauf zu achten, dass es mindestens acht Zeichen lang ist, keine Namen, Geburtsdat­en und vollständi­ge Wörter enthält, dafür aber Groß- und Kleinschre­ibung sowie Sonderzeic­hen.

Der zweite Schlüssel sollte im besten Fall kein Passwort sein. Hier gibt es mehrere unterschie­dliche Konzepte, beispielsw­eise ein Hardware-Schlüssel. Nutzer bekommen in dem Fall einen physischen Schlüssel in Form einer Chipkarte oder eines Funk-Transmitte­rs. Diese werden bei Bedarf mit einem entspreche­nden Lesegerät oder dem NFC-Leser des Smartphone­s zur Anmeldung genutzt. „Diese Form der Authentifi­zierung wird besonders in größeren Unternehme­n und in Behörden gerne genutzt, in denen die Nutzer sich sehr häufig anmelden müssen“, sagt Fabian Scherschel vom Fachmagazi­n „c’t“. Der Vorteil sei die einfache Anwendung, Nachteile seien die hohen Kosten für die verwendete­n Geräte und das Risiko des leichten Verlusts.

Im Privatkund­en-Bereich hat sich besonders bei Banken und Online-Shops die Verwendung von einmaligen Codes durchgeset­zt, wie etwa das sogenannte mTAN-Verfahren. Beim Anmelden auf einer Seite oder zur Genehmigun­g einer Überweisun­g wird per SMS oder einer App ein Code verschickt, SMS: Nach Eingabe der Anmeldedat­en erhält der Nutzer eine SMS mit zusätzlich­em Sicherheit­scode. Code-Generator: Viele Banken setzen auf kleine Geräte, die gemeinsam mit der Bankkarte eine Transaktio­nsnummer zur Freigabe von Bankaufträ­gen generieren. Hardware-Schlüssel: Sie sehen zum Beispiel aus wie USBSticks und werden zur Anmeldung an den Rechner angeschlos­sen. Bei dieser Methode ist ein Login bei einem bestimmten Dienst nur möglich, wenn auch der Hardware-Schlüssel angeschlos­sen ist. Smartphone: Apps wie der Google Authentica­tor können für viele Dienste, darunter auch Facebook, genutzt werden. Sie generieren einen zusätzlich­en Sicherheit­scode zum Anmelden. der zusätzlich eingegeben werden muss. So soll sichergest­ellt werden, dass nur der Inhaber der registrier­ten Handy-Nummer diesen Code erhält, so Scherschel. Dieser Code kann nur einmal verwendet werden. Ebenfalls möglich ist ein zufällig generierte­r QR-Code, der dann mit dem Smartphone eingescann­t werden muss, um den Zugriff zu gewähren.

Der Vorteil, sich zusätzlich mit dem Smartphone einzulogge­n, ist, dass die meisten Menschen ihr Gerät immer dabei haben. Schlechter Empfang oder ein leerer Akku können dem natürlich einen Strich durch die Rechnung machen. Auch sollte auf dem Smartphone auf keinen Fall der erste Schlüssel, also das Passwort, gespeicher­t sein. Wird das Smartphone gestohlen, hätte der Dieb beide Schlüssel zur Verfügung. Bei Verlust des Geräts sollte deshalb umgehend die Bank benachrich­tigt werden.

Der zweite Schlüssel kann auch ein biometrisc­hes Merkmal sein, sodass sich der Nutzer per Fingerabdr­uck oder Gesichtser­kennung verifizier­t. Das ist schnell und bequem, da keine zusätzlich­en Daten übertragen werden müssen, wie etwa beim mTAN-Verfahren. Die meisten neueren Smartphone­s haben mittlerwei­le Fingerabdr­ucksensore­n. Allerdings ist die Biometrie auch unsicherer als andere Verfahren. Betrüger können etwa leicht an Fingerabdr­ücke kommen, da diese überall hinterlass­en werden. Das Verfahren sollte also besser nicht für hochsensib­le Daten wie beispielsw­eise Online-Banking genutzt werden.

Egal, welche Variante verwendet wird, die Experten sind sich bei einem einig: Sicherer als nur ein Passwort ist die Zwei-Faktor-Authentifi­zierung in jeder Form allemal. Wann immer ein Online-Dienst die Zweifaktor-Authentifi­zierung anbietet, sollte man sie nutzen, rät auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik. Denn doppelt hält besser.

 ?? FOTO: ANDREA WARNECKE/DPA ?? Wer beim Einloggen in ein Online-Konto zusätzlich zum Passwort einen Code eingeben muss, der aufs Handy geschickt wird, ist besser gegen Hacker geschützt. Viele Dienste bieten die Zwei-Faktor-Authentifi­zierung genannte Methode an, darunter...
FOTO: ANDREA WARNECKE/DPA Wer beim Einloggen in ein Online-Konto zusätzlich zum Passwort einen Code eingeben muss, der aufs Handy geschickt wird, ist besser gegen Hacker geschützt. Viele Dienste bieten die Zwei-Faktor-Authentifi­zierung genannte Methode an, darunter...

Newspapers in German

Newspapers from Germany