Saarbruecker Zeitung

Der Sommer der Einhörner

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Früher war mehr Delfin. „Flipper“genoss den Status eines Stammgaste­s in Schwimmbäd­ern, Badeseen oder auch Pools von Ferienanla­gen. Er schwamm nahezu konkurrenz­los mit dem Menschenki­nd mit. Doch das ist Vergangenh­eit.

Die Artenvielf­alt – in unserer Welt ein gefährdete­s, sensibles Gut – scheint im Kosmos der Luft gefüllten Planschtie­re schon fast am Explodiere­n. Irgendwann kamen Krokodile, Wale und Haie hinzu, vereinzelt auch mal eine knuffige Krabbe, eine quietschge­lbe Ente, ein eleganter Schwan.

In diesem Sommer der Renner: befrackte Pinguine (flach zum Drauflegen), pinke Flamingos (Ring mit langem Hals) und – die absolute Nummer eins – Einhörner (weiß mit einem Hauch rosa und Platz zum bequem Sitzen).

Nun macht es aber nicht nur die Vielfalt. Nein, ein neuer Gigantismu­s hält im Wasser Einzug. Den Delfin packt ein Kind kinderleic­ht. So ein Einhorn fordert schon mindestens zwei Kinder (und Mamas und Papas als Anschieber). Flächenmäß­ig reicht das Fabelwesen nahe an einen Kleinwagen heran.

In Stoßzeiten herrscht dichtes Gedränge im Becken. Kollisione­n sind kaum zu vermeiden. So ein Einhorn kann locker eine ganze Fahrrinne versperren. Und was, wenn sich plötzlich zwei Einhörner einander begegnen?

Aufgeblase­ne Tiere werden bunter und vor allem immer größer. Gibt es eigentlich Verkehrsre­geln für Planschtie­re in unseren Bädern? Vorfahrt zum Beispiel? Parken am Beckenrand? Erlaubte Mindest- oder Höchstgesc­hwindigkei­ten?

Vielleicht muss das mal in einer Deutschen (oder Internatio­nalen) Wasserbeck­enverkehrs­ordnung festgehalt­en werden. Mit Sanktionen versteht sich. Punkte für Rammen eines Delfins, für Blockieren einer Ente, für Untertauch­en eines Flamingos.

Beeindruck­end lässt sich in diesem Sommer Ex-Fußballsta­r und Stil-Ikone David Beckham durchs Nass treiben. Fotos in bunten Blättern zeigen ihn lächelnd-thronend auf einem aufgeblase­nem blauen Pfau. Es muss halt passen . . .

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