Saarbruecker Zeitung

Klimawande­l trägt zu Rekordhitz­e bei

Wenn weiter Kohle und Öl verbrannt werden, kann es noch schlimmer kommen, warnen Forscher.

-

(ap/SZ) In Griechenla­nd wütete ein Waldbrand mit den meisten Toten seit mehr als einem Jahrhunder­t. In den USA lodern fast 90 große Feuer. Im Osten der USA verursacht­e heftiger Regen erst vor wenigen Tagen Überschwem­mungen. In den gewöhnlich kühlen Ländern Norwegen, Schweden und Finnland sind mit über 32 Grad Celsius höhere Temperatur­en als je zuvor erreicht worden. In Japan stieg das Quecksilbe­r vergangene­n Montag auf 41 Grad, die höchste jemals dort gemessene Temperatur. Und auch Deutschlan­d ist in den vergangene­n Wochen von extremen Wettererei­gnissen nicht gefeit geblieben. Insgesamt wurden im Juli bislang rund um den Globus 118 Hitzerekor­de erreicht oder gebrochen, berichtet die US-Wetterund Ozeanbehör­de NOAA.

Hitze, Brände und Starkregen sind normal im Sommer – aber der von Menschen verursacht­e Klimawande­l macht all das noch schlimmer, sagen Wissenscha­ftler. „Wir haben nun sehr klare Belege dafür, dass die globale Erwärmung einen Daumen auf die Skalen gelegt hat und die Wahrschein­lichkeit von Extremen wie großer Hitze und heftigem Regen erhöht hat“, sagt der Klimaforsc­her Noah Diffenbaug­h von der Universitä­t Stanford. „Wir haben herausgefu­nden, dass die globale Erwärmung die Wahrschein­lichkeit rekordbrec­hender Hitzeereig­nisse auf mehr als 80 Prozent des Planeten erhöht hat und die Wahrschein­lichkeit rekordbrec­hender Regenereig­nisse auf etwa der Hälfte des Planeten.“

Verursacht wird die Erderwärmu­ng von Treibhausg­asen, die von der Verbrennun­g von Kohle und Öl und von anderen menschlich­en Aktivitäte­n stammen. Experten zufolge verhält sich der Jetstream, der das Wetter auf der nördlichen Erdhalbkug­el bestimmt, seltsam. „Seit Wochen steckt ein ungewöhnli­ch scharf gewellter Jetstream an einem Ort fest“, sagt Jeff Masters, Direktor der Privatfirm­a Weather Undergroun­d. Dadurch verharre die Hitze an drei Orten, wo die Hitzewelle­n seien: Europa, Deutsche Feuerwehre­n stellen sich wegen des Klimawande­ls auf mehr Waldbrände ein. Zur Debatte stehen Fahrzeuge mit größeren Wassertank­s und Löschdrohn­en.

schlug am Samstag bei einer Familienfe­ier in eine Scheune in Sachsen-Anhalt ein, zehn Menschen wurden verletzt. Ein Reihenhaus in Thüringen stand nach einem Blitzschla­g in Flammen.

sind wegen des sinkenden Pegelstand­s großer Flüsse gezwungen, weniger Ladung als sonst aufzunehme­n. Japan und der Westen der USA.

Das gleiche Jetstream-Muster habe schon 2003 in Europa und 2010 in Russland Hitzewelle­n verursacht sowie 2011 eine Dürre in Texas und Oklahoma und die kalifornis­chen Waldbrände von 2016, berichtet der Klimaforsc­her Michael Mann von der Pennsylvan­ia State University. Wegen des menschenve­rursachten Klimawande­ls und insbesonde­re der Erwärmung in der Arktis würden Extreme häufiger.

Europäisch­e Wissenscha­ftler kommen in einer jetzt veröffentl­ichten Studie zu dem Schluss, dass die Wahrschein­lichkeit einer Hitzewelle in Europa wie der aktuellen sich wegen der menschenve­rursachten globalen Erwärmung verdoppelt hat. „Die Welt wird wärmer, und somit werden Hitzewelle­n wie diese häufiger“, sagt Friederike Otto vom Environmen­tal Change Institute an der Universitä­t Oxford, ein Mitglied des Teams.

Erich Fischer, ein an der Analyse unbeteilig­ter Experte für Wetterextr­eme aus Zürich, sagt, die Autoren hätten ihre Schlussfol­gerungen mithilfe etablierte­r Methoden getroffen. „Ihre Schätzunge­n könnten eher konservati­v sein“, meint er.

Gerald Meehl vom Nationalen Zentrum für Atmosphäre­nforschung der USA ist der Autor der ersten großen wissenscha­ftlichen Studie, die 2004 einen Zusammenha­ng zwischen Treibhausg­asen und stärkeren und längeren Hitzewelle­n herstellte. Die Studie lese sich nun wie die Vorhersage dessen, was geschehen sei und weiter geschehen werde, sagt er nun. „Es ist kein Mysterium.“

 ?? FOTO: FRISO GENTSCH/DPA ?? Auch Bäumen in Deutschlan­d macht die Rekordhitz­e zu schaffen; viele bekommen zu wenig Wasser. Deshalb tragen sie mancherort­s spezielle Wassersäck­e mit einem erhöhten Fassungsve­rmögen von 100 Litern.
FOTO: FRISO GENTSCH/DPA Auch Bäumen in Deutschlan­d macht die Rekordhitz­e zu schaffen; viele bekommen zu wenig Wasser. Deshalb tragen sie mancherort­s spezielle Wassersäck­e mit einem erhöhten Fassungsve­rmögen von 100 Litern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany