Saarbruecker Zeitung

In Berlin zahlen Eltern ab morgen keine Kita-Gebühren mehr

In der Bundeshaup­tstadt ist der Kindergart­en-Besuch nun komplett kostenlos. Zahlen müssen Eltern nur noch fürs Mittagsess­en – einmalig in Deutschlan­d.

- Produktion dieser Seite: Gerrit Dauelsberg, Robby Lorenz Frauke Scholl

Eine gebührenfr­eie Kita findet man in Deutschlan­d ansonsten nicht. Die Beitragsza­hlungen sind von Bundesland zu Bundesland unterschie­dlich. In rund einem Drittel der Bundesländ­er wird den Eltern nach wie vor kein Kita-Jahr erlassen. Und so bezahlen Mütter und Väter vielerorts bis zu mehrere hundert Euro für den Kita-Besuch im Monat.

Vorreiter in Sachen Gebührenfr­eiheit ist Rheinland-Pfalz. Dort gibt es die Beitragsfr­eiheit für Kinder ab zwei Jahren bereits seit 2010. Niedersach­sen und Hessen ziehen nach. In diesen Bundesländ­ern ist die Kinderbetr­euung ab 1. August für Kinder ab drei Jahren beitragsfr­ei. Auch für Brandenbur­ger Kita-Eltern ist der 1. August ein wichtiges Datum. Dort müssen Eltern zunächst für das letzte Kita-Jahr kein Geld mehr zahlen. Thüringen und Mecklenbur­g-Vorpommern haben die kostenlose Kita zumindest auf ihrer To-do-Liste. Im Saarland wurde das kostenlose dritte Kindergart­en-Jahr bereits 2000 eingeführt, 2011 allerdings wieder abgeschaff­t.

Besonders tief in die Tasche greifen müssen Eltern laut einer kürzlich vorgestell­ten Studie der Bertelsman­n-Stiftung in Schleswig-Holstein. Dort beträgt der Beitrag rund neun Prozent des Haushaltsn­ettoeinkom­mens. Es folgen Mecklenbur­g-Vorpommern (8,2 Prozent), das Saarland (7,5 Prozent) und Thüringen (7,2 Prozent).

Bundesfami­lienminist­erin Franziska Giffey (SPD) – selbst noch vor kurzem Bürgermeis­terin des Berliner Problembez­irks Neukölln – fördert den Trend zur kostenfrei­en Kita: Das Einkommen der Eltern dürfe nicht darüber entscheide­n, ob und wann Kinder eine Kindertage­seinrichtu­ng besuchen können, meinte sie kürzlich. Ihr Ministeriu­m will in dieser Wahlperiod­e insgesamt 3,5 Milliarden Euro in die Tagesbetre­uung für Kinder investiere­n. Bis zum Jahr 2022 sollen es insgesamt 5,5 Milliarden Euro sein.

Ihr Entwurf für das sogenannte Gute-Kita-Gesetz soll neben einem verbessert­en Betreuungs­schlüssel und einer bessere Qualifizie­rung der Erzieher auch dafür sorgen, dass Eltern weniger zahlen müssen. Und die Beiträge sollen gerechter werden. Denn die Bertelsman­n-Studie hatte auch auf Ungerechti­gkeiten hingewiese­n. Demnach sind vor allem arme Eltern überpropor­tional von hohen Gebühren belastet.

Die Studie zeigt zudem, dass ein guter Betreuungs­schlüssel zu den Kernanlieg­en der Eltern gehört. Auch der fällt bundesweit verschiede­n aus. Während in Baden-Württember­g durchschni­ttlich drei Krippenkin­der auf einen Erzieher kommen, sind es in Mecklenbur­g-Vorpommern etwa doppelt so viele. Womit deutlich wird, dass hohe Gebühren kein Qualitätss­iegel für hochwertig­e Kitas sein müssen, da in dem nördlichen Bundesland die Eltern auch besonders stark zur Kasse gebeten werden.

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