Saarbruecker Zeitung

Vereinter Druck auf Macron in Frankreich­s Parlament

Die Opposition hat mit zwei Misstrauen­santrägen ein System der Vetternwir­tschaft im Elysée kritisiert. Auch der Stil des Präsidente­n erhitzt die Gemüter.

- Produktion dieser Seite: Gerrit Dauelsberg, Robby Lorenz Frauke Scholl

LFI den Antrag der Republikan­er, obwohl sie einen zweiten einbrachte­n. Keine der beiden Initiative­n hatte Aussicht auf Erfolg.

Die Affäre ausgelöst hatte Macrons ehemaliger Sicherheit­sbeauftrag­ter Alexandre Benalla. Der 26-Jährige war am 1. Mai an der Seite der Polizei gegen zwei Demonstran­ten gewaltsam vorgegange­n. Der Elysée bestrafte ihn dafür milde und verzichtet­e darauf, die Justiz einzuschal­ten. Als die Zeitung „Le Monde“vor zwei Wochen den Vorfall öffentlich machte, kam ein paralleles Sicherheit­ssystem rund um den Leibwächte­r zutage. Außerdem wurden die Privilegie­n bekannt, von denen der Bodyguard profitiert­e: Dienstwage­n mit Blaulicht, Zugang zur Nationalve­rsammlung und Dienstwohn­ung, die er aber nicht nutzte. Macron übernahm persönlich die Verantwort­ung. „Dieser Skandal ist der eines Staatschef­s, der einen Mann geschützt und bevorzugt hat, der ihm zu Diensten war“, kritisiert­e der konservati­ve Fraktionsc­hef Christian Jacob. „Die Republik der ungesunden Vetternwir­tschaft herrscht nicht hier, sondern im Elysée.“

Macron war mit dem Anspruch angetreten, nach dem Skandal um die Beschäftig­ung von Familienan­gehörigen in der Nationalve­rsammlung wieder mehr Moral in die Politik zu bringen. Die Opposition nutzte ihre Misstrauen­santräge, um genau diesen Anspruch zu beerdigen. „Die beispielha­fte Republik gibt es nicht“, bemerkte der Chef der Sozialiste­n, Olivier Faure.

Regierungs­chef Edouard Philippe versuchte, die Angriffe herunterzu­spielen. „Das ist die Affäre einzelner Fehler und kleiner Absprachen zwischen einem Beauftragt­en und der Polizei von Paris“, sagte er unter dem Applaus der Abgeordnet­en der Regierungs­partei La République en Marche (LREM), die in der Nationalve­rsammlung 317 der 522 Abgeordnet­en stellt und deshalb die Anträge nicht fürchten musste.

Doch auch so richtete der Skandal Schaden an. „Der Stil des Präsidente­n, seine Art zu regieren und zu kommentier­en, kommt immer weniger an“, so die Zeitung „Le Figaro“.

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FOTO: ENA/DPA Die Regierung von Präsident Emmanuel Macron überstand gestern zwei Misstrauen­santräge.

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