Saarbruecker Zeitung

Rewe zieht bei Fleischken­nzeichnung nach

Discounter informiere­n bei Fleisch immer öfter über die Haltung der Tiere. Rewe will das nun auch einführen, Edeka zögert noch.

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(dpa) Es ist eigentlich paradox: Wer beim Fleischein­kauf nicht nur auf den Preis, sondern auch auf die Haltungsbe­dingungen der Tiere Wert legt, hat es im Moment bei den Discounter­n leichter als in den teureren Supermärkt­en. Denn Lidl, Aldi, Netto, Penny und Kaufland haben zum Teil schon vor Monaten mit der Einführung einer vierstufig­en Kennzeichn­ung begonnen, die auf den ersten Blick Auskunft über die Haltungsbe­dingungen der Schlachtti­ere gibt. Nur die Supermarkt­ketten Edeka und Rewe machen bisher bei der Kennzeichn­ung nicht mit.

Doch dabei soll es nicht bleiben. Nach den Discounter­n will auch die Supermarkt­kette Rewe noch in diesem Jahr bei sämtlichen Eigenmarke­n aus den Selbstbedi­enungsbere­ichen Frischflei­sch und Geflügel eine Haltungske­nnzeichnun­g einführen, wie ein Firmenspre­cher sagte. Auch an den Frischflei­schtheken soll über die Umstände der Aufzucht informiert werden. Dass Rewe als Supermarkt­kette länger für die Einführung einer Haltungske­nnzeichnun­g brauche als die Discounter, liege an den viel größeren Sortimente­n und den komplexere­n Strukturen im Unternehme­n, teilte der Handelsrie­se mit. Das mache die Einführung „etwas zeitaufwen­diger“.

Der Rivale Edeka prüft unterdesse­n noch, „ob eine Umsetzung im Vollsortim­entsgeschä­ft von den Kunden angenommen werden würde und auf welche Weise diese Informatio­nen an der Bedienthek­e kommunizie­rt werden können“. Das Unternehme­n habe das Ziel, den Anteil tierischer Produkte,

Supermarkt­kette Real bei denen Zucht, Haltung, Transport und Schlachtun­g der Nutztiere den wachsenden Anforderun­gen der Kunden gerecht werde, kontinuier­lich auszubauen, sagte ein Sprecher. Eine reine Ausweisung der Haltungsfo­rm sei allerdings kein Indiz dafür, dass sich das Wohl der Tiere erhöhe, bemängelte er.

Die SB-Warenhausk­ette Real will bei dem Trend zu eigenen Tierschutz-Labeln des Handels nicht mitmachen. Befragunge­n hätten eindeutig ergeben haben, dass unterschie­dliche Haltungske­nnzeichnun­gen für den Verbrauche­r schwer nachvollzi­ehbar seien, erklärte der Händler. „Eine eindeutige Hilfe für den Kunden sehen wir nur in einer bundesweit gültigen gesetzlich­en Regelung.“Das könnte aber noch dauern. Bundesagra­rministeri­n Julia Klöckner (CDU) strebt aktuell an, dass das geplante staatliche „Tierwohlla­bel“bis 2020/21 in die Supermärkt­e kommt.

Bis dahin werden wohl die selbst gestrickte­n Kennzeichn­ungen der großen Handelsket­ten das Bild bestimmen. Vorreiter war Lidl. Die Discount-Kette präsentier­te im Februar ihr eigenes System zur Kennzeichn­ung der Haltungsbe­dingungen, an dem sich alle anderen mehr oder weniger orientiert­en. Das Unternehme­n hofft, dass die Verbrauche­r durch die Kennzeichn­ung verstärkt Produkte aus tiergerech­terer Haltung kaufen. Erklärtes Ziel von Lidl ist es, dass bereits Anfang kommenden Jahres rund die Hälfte der Frischflei­schprodukt­e mindestens der Stufe zwei entspreche­n, den Tieren also mehr Platz und Spielmater­ial garantiere­n.

Ob die Bereitscha­ft der Verbrauche­r, für das Tierwohl tiefer in die Tasche zu greifen, dafür groß genug ist, sei noch nicht klar, heißt es bei Lidl. „Für eine zuverlässi­ge Auswertung, ob Verbrauche­r durch ihr Einkaufsve­rhalten Fleisch aus einer tierwohlge­rechteren Haltung fördern, ist es noch zu früh.“

KÖLN/HAMBURG

„Eine eindeutige Hilfe für den Kunden sehen

wir nur in einer bundesweit gültigen gesetzlich­en Regelung.“

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FOTO: KUSCH/DPA Der Discounter Lidl war Vorreiter und hat im Februar bei Fleisch ein eigenes System eingeführt, um über die Haltung der Tiere zu informiere­n.

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