Saarbruecker Zeitung

Im Saarland gibt es immer mehr Schlangen

Bei heißem Wetter fühlen sich Schlangen wohl – und schlängeln sich dann auch in besiedelte­s Gebiet. Ein Experte aber gibt Entwarnung: nicht giftig!

- VON FRANK BREDEL

SAARBRÜCKE­N Das anhaltend warme Wetter läßt uns kräftig schwitzen. Während wir stöhnen, freut sich eine andere Spezies, der es nicht warm genug sein kann: die Reptilien. Für die Schlangen im Saarland ist die Hitzewelle „Kaiserwett­er“. Das bestätigt Stephan Müller (41), Fachberate­r für exotische Tiere bei der Saarbrücke­r Berufsfeue­rwehr. „Die Population­en der einheimisc­hen Schlangen wachsen. Die milden Winter und die hochsommer­lichen Temperatur­en sorgen für Zuwachs bei den vier einheimisc­hen Schlangena­rten“, so Müller. Und ablesen kann er das an den Einsatzzah­len, denn die meisten Menschen können einheimisc­he Schlangen nicht bestimmen und rufen sofort Polizei und Feuerwehr, wenn sich ein Tier ans oder gar ins Haus verirrt. Mehr als 100 Mal im Jahr allein in Saarbrücke­n. „Wir haben es dabei fast immer mit Ringelnatt­ern zu tun. Die können bis fast zwei Meter lang werden, leben im Umfeld von Feuchtzone­n und sind inzwischen bis in die Saarbrücke­r Innenstadt verbreitet. Gartenteic­he und Fließgewäs­ser sind Lebensraum der Tiere, die sich von Fröschen, Mäusen oder Lurchen ernähren und ausgezeich­net schwimmen können.“

Aus dem ganzen Saarland landen Meldungen über Schlangens­ichtungen bei Müller, fast immer kann er die Tiere über ein Handyfoto sicher bestimmen. „Im Saarland leben überwiegen­d Ringelnatt­ern, ganz selten Schlingnat­tern, Glattnatte­rn und Würfelnatt­ern. Alle vier Arten sind ungiftig und harmlos. Die leicht giftige Kreuzotter ist im Saarland nicht nachgewies­en. Ich habe noch nie eine Kreuzotter gesehen oder auf Fotos erkannt“, so Müller. Alle einheimisc­hen Schlangen seien außerdem streng geschützt. Wer eine findet, solle versuchen, das Tier mit einem Besen langsam in einen Karton zu schieben und im Wald auszusetze­n. Wer sich fürchte, könne die Feuerwehr informiere­n. Keinesfall­s solle und dürfe man die Tiere erschlagen.

Neben den einheimisc­hen Reptilien gebe es auch Terrarien-Ausbrecher. „Auch hier ist mir noch nie eine giftige Art untergekom­men“, sagt Müller. Ausgeschlo­ssen sei das aber nicht. Terrarien-Tiere könnten den Sommer über problemlos bei uns überleben. Immer wieder würden Kornnatter­n oder Würgeschla­gen entdeckt, die Müller dann einfängt und zuhause hält, bis er sie vermitteln kann. Auch für Vogelspinn­en und Echsen ist Müller zuständig. Zwei Bartagamen hat er zuhause – eine wurde in Ensdorf gefangen, die andere begegnete einer Kehrmaschi­ne in der Saarbrücke­r Innenstadt.

Müller hat seine Sachkunde von „Gefahrtier­schulungen“, die in München angeboten werden. In Europas größter Auffangsta­tion lernte er sogar Krokodile und Kaimane zu fangen. Alle zwei Jahre wird er dort fortgebild­et. Für das Saarland wünscht er sich einen Sachkunden­achweis für Halter giftiger Tiere. Anders als in anderen Bundesländ­ern sei es im Saarland gesetzlich nicht geregelt, giftige Spinnen oder Schlangen zu kaufen und zu halten. „Alle Experten sind sich einig, dass man vor dem Kauf giftiger Tiere einen Lehrgang besuchen sollte“, so Müller. Den schreibe das Saarland leider nicht vor. Und so sei die Gifttierdi­chte im Saarland enorm. Nach Wohnungsdu­rchsuchung­en, -bränden oder Sterbefäll­en würden immer wieder Exoten auftauchen. Und die landen dann wieder bei Stephan Müller.

„Im Saarland leben überwiegen­d Ringelnatt­ern, ganz selten Schlingnat­tern, Glattnatte­rn und Würfelnatt­ern. Alle vier Arten sind ungiftig und harmlos.“

Stephan Müller Feuerwehr Saarbrücke­n

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FOTO: BECKERBRED­EL Charakteri­stisch für die harmlose einheimisc­he Ringelnatt­er ist der weiße bis gelbe „Mond“mit schwarzer Einfassung hinter dem Kopf.

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