Saarbruecker Zeitung

Staatsanwa­lt prüft Betrugsver­dacht bei Saar-Linken

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SAARBRÜCKE­N (kir) Für möglicherw­eise manipulier­te Mitglieder­listen bei der Saar-Linken interessie­rt sich inzwischen auch die Staatsanwa­ltschaft. Die Behörde hat nach einer Anzeige Vorermittl­ungen aufgenomme­n und geht einem Betrugsver­dacht nach. Es geht um die Frage, ob der Landesverb­and mit fingierten Mitgliedsc­haften Mittel aus der staatliche­n Parteienfi­nanzierung beantragt hat.

(kir) In der Diskussion um manipulier­te Mitglieder­listen bei der Saar-Linken geht die Staatsanwa­ltschaft Saarbrücke­n jetzt einem Betrugsver­dacht nach. Dies teilte die Anklagebeh­örde mit, nachdem sie das Rücktritts­schreiben von Landesgesc­häftsführe­r Leo Stefan Schmitt geprüft hat. Schmitt hatte darin von satzungsun­d rechtswidr­igen Manipulati­on berichtet. Zuvor war bei der Staatsanwa­ltschaft eine Anzeige gegen Parteivize und Ex-Geschäftsf­ührer Andreas Neumann und den Bundestags­abgeordnet­en und ehemaligen Schatzmeis­ter Thomas Lutze eingegange­n. Beigefügt war Schmitts Rücktritts­schreiben.

Die Staatsanwa­ltschaft prüft nun, ob ein Anfangsver­dacht vorliegt und, falls ja, gegen wen sich dieser richtet. Hintergrun­d sind staatliche Gelder, die Parteien in Deutschlan­d jährlich erhalten – dies sind 0,45 Euro für jeden Euro, den die Parteien etwa als Mitgliedsb­eitrag oder Spende erhalten haben. Mit dieser Teilfinanz­ierung will der Staat die gesellscha­ftliche Verwurzelu­ng von Parteien fördern. Aus dem Rücktritts­schreiben des Geschäftsf­ührers Leo Stefan Schmitt ergebe sich, dass gegebenenf­alls diese Verwurzelu­ng fingiert worden sei, erklärte die Staatsanwa­ltschaft. Sie will nun prüfen, ob die Saar-Linke mit fingierten Mitgliedsc­haften, für die vermeintli­ch ordnungsge­mäß Mitgliedsb­eiträge gezahlt wurden, staatliche Gelder beantragt hat.

Ex-Geschäftsf­ührer Schmitt nennt in seinem Schreiben mehrere Beispiele, die belegen sollen, dass „zum Erreichen von Mandaten oder Parteifunk­tionen in größerem Umfang vor Wahlkonfer­enzen Mitglieder aufgenomme­n und in vielen Fällen auch deren Mitgliedsb­eiträge übernommen“wurden und werden. So habe sich ein Mitglied gewundert, dass die Mitgliedsc­haft kostenpfli­chtig sei, und mitgeteilt, dass die ganze Familie noch nie Beitrag bezahlt habe. Andere Mitglieder seien vor einiger Zeit ausgetrete­n und hätten sich gewundert, dass sie angeblich dennoch im Februar für ein Jahr nachbezahl­t hätten.

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