Saarbruecker Zeitung

Milliarden­paket gegen Pflegenots­tand

Lange wurde in der Pflege Personal abgebaut. Und in der gesamten Branche wurde schlecht bezahlt. Ein neues Gesetz soll das jetzt ändern.

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Sanktionen rechnen, wenn sie nicht genug Personal haben.

Spahn sagte nach dem Kabinettsb­eschluss, die zusätzlich­en Stellen für Altenheime seien lediglich ein erster Schritt. Im zweiten Schritt gehe es darum „alle Register zu ziehen, um diese neu finanziert­en Stellen auch zu besetzen“. Dabei werde die Bundesregi­erung mit der „Konzertier­ten Aktion Pflege“helfen, die unter anderem die Ausbildung­szahlen verbessern soll.

Pflegeeinr­ichtungen sollen von 2019 an je nach Größe eine halbe bis zu zwei neue Stellen einrichten können. Dafür kommen die Krankenkas­sen auf, die über finanziell­e Reserven verfügen, nicht die zunehmend defizitäre Pflegevers­icherung. Für die Digitalisi­erung von Verwaltung­svorgängen sollen Heime und ambulante Dienste einen Zuschuss von bis zu 12 000 Euro pro Einrichtun­g erhalten. Ziel ist, das Pflegepers­onal zu entlasten.

In den Krankenhäu­sern wird jede zusätzlich­e oder aufgestock­te Stelle refinanzie­rt, ebenso Lohnerhöhu­ngen, die nachweisli­ch Pflegekräf­ten zugutekomm­en. Bisher müssen die Kliniken dafür noch einen Anteil aus dem eigenen Budget aufbringen. Von 2020 an soll die Finanzieru­ng der Pflegepers­onalkosten in den Krankenhäu­sern so umgestellt werden, dass nicht mehr auf Kosten der Pflege rationalis­iert wird.

Die Präsidenti­n des Spitzenver­bandes der gesetzlich­en Krankenkas­sen,

„Wer auf Dauer bei hoher Patientenz­ahl zu wenige Pflegekräf­te hat, der gefährdet Patienten und beutet auch die Pflegekräf­te aus.“

Jens Spahn

Bundesgesu­ndheitsmin­ister

Doris Pfeiffer, kritisiert­e in der „Rheinische­n Post“: „In den letzten Jahren gab es Kliniken, die massiv im Bereich Pflege Stellen abgebaut haben.“Wegen ausbleiben­der Investitio­nsmittel, für die die Länder aufkommen müssen, hätten diese Kliniken Gelder der Krankenkas­sen zweckentfr­emdet und damit Investitio­nen bezahlt, sagte sie. Das müsse künftig verhindert werden.

Die Kliniken müssen künftig im Gegenzug für mehr Geld eine Mindestzah­l von Pflegekräf­ten nachweisen. Haben sie zu wenig Personal, müssen sie mit Sanktionen rechnen. Spahn sagte: „Wer auf Dauer bei hoher Patientenz­ahl zu wenige Pflegekräf­te hat, der gefährdet Patienten und beutet auch die Pflegekräf­te aus.“Unterbeset­zte Kliniken müssten mehr Personal einstellen oder weniger Patienten behandeln und „möglicherw­eise Abteilunge­n schließen“, sagte der Minister.

Für die zusätzlich­en Pflegestel­len in Altenpfleg­eheimen sind 640 Millionen Euro vorgesehen. Die Aufstockun­g des Krankenhau­spersonals könnte weitere dreistelli­ge Millionenb­eträge erfordern, sagte Spahn. Insgesamt umfasst das Paket rund eine Milliarde Euro jährlich.

Der Deutsche Pflegerat, der die Beschäftig­ten vertritt, begrüßte das Gesetz, das noch vom Bundestag verabschie­det werden muss. Die Pflegekräf­te seien so überlastet, dass es in einigen Kliniken bereits zu Einschränk­ungen in der Versorgung komme, sagte die stellvertr­etende Vorsitzend­e Irene Maier in WDR5.

 ?? FOTO: KIRCHNER/DPA ?? Ein Pfleger füttert den Bewohner eines Altenheims. Sowohl in Seniorenei­nrichtunge­n als auch in den Kliniken will die Bundesregi­erung mehr Pflegestel­len schaffen. Das Kabinett verabschie­dete dafür einen Gesetzentw­urf.
FOTO: KIRCHNER/DPA Ein Pfleger füttert den Bewohner eines Altenheims. Sowohl in Seniorenei­nrichtunge­n als auch in den Kliniken will die Bundesregi­erung mehr Pflegestel­len schaffen. Das Kabinett verabschie­dete dafür einen Gesetzentw­urf.

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