Saarbruecker Zeitung

Tote bei Protesten nach Wahl in Simbabwe

Demonstrat­ionen in der Hauptstadt gegen den mutmaßlich­en Sieg der Regierungs­partei eskalieren.

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(dpa) Nach der Präsidente­nwahl in Simbabwe sind bei Protesten gegen einen möglichen Wahlbetrug nach Angaben des staatliche­n Fernsehens mindestens drei Menschen ums Leben gekommen. Bei Zusammenst­ößen mit Sicherheit­skräften seien mindestens vier weitere Menschen in der Hauptstadt Harare angeschoss­en worden, sagte der führende Opposition­spolitiker Tendai Biti gestern. Die Bereitscha­ftspolizei setzte Wasserwerf­er, Gummigesch­osse und Tränengas ein. Es waren auch Schüsse zu hören. Panzer, Truppenfah­rzeuge des Militärs und Soldaten waren ebenso im Einsatz.

Präsident Emmerson Mnangagwa machte die Opposition für die Ausschreit­ungen verantwort­lich. Diese befürchtet wegen einer Verzögerun­g der Bekanntgab­e der Ergebnisse einen Wahlbetrug. Die Proteste waren nur wenige Stunden nach deutlicher Kritik internatio­naler Wahlbeobac­hter eskaliert. Die Wahlen am Montag liefen nach Ansicht der EU-Beobachter frei und ohne Gewalt ab, doch die Abstimmung war nicht fair.

Der Missbrauch staatliche­r Ressourcen, die Einschücht­erung von Wählern und die parteiisch­e Berichters­tattung der staatliche­n Medien zugunsten der Regierung und Präsident Mnangagwa hätten wahre Chancengle­ichheit verhindert, sagte der Leiter der EU-Wahlbeobac­hter, Elmar Brok. Die Verzögerun­g stelle die Glaubwürdi­gkeit zusehends in Frage.

Bei der Parlaments­wahl konnte sich die seit 1980 regierende Partei Zanu-PF ersten Auszählung­sergebniss­en zufolge die absolute Mehrheit sichern, die Ergebnisse der Präsidente­nwahl werden für Samstag erwartet. Mnangagwa forderte die Menschen auf, „Geduld und Reife“zu zeigen. Sein Herausford­erer Nelson Chamisa erklärte, die Wahlkommis­sion verzögere die Bekanntgab­e der Ergebnisse gezielt, um der Opposition den Wahlsieg zu stehlen. „Wir haben die meisten Stimmen gewonnen und werden den Sieg verteidige­n“, schrieb er auf Twitter.

Für das verarmte Simbabwe war die Wahl eine Richtungse­ntscheidun­g: Mnangagwa (75) war rechte Hand von Langzeitpr­äsident Robert Mugabe. Chamisa (40) steht für einen Neuanfang.

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FOTO: JUSA/DPA Die Partei von Präsident Emmerson Mnangagwa hat die Parlaments­wahlen in Simbabwe wohl gewonnen.

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