Saarbruecker Zeitung

Qbing bringt Ordnung in die Fabrik

Am Anfang stand eine Forschergr­uppe, heute ist Qbing ein Unternehme­n mit Sitz in Saarbrücke­n. Mit Funk-Chips hilft es anderen Firmen.

- VON LOTHAR WARSCHEID

SAARBRÜCKE­N Eine gewisse Ordnungsli­ebe muss man als Mitarbeite­r von Qbing schon mitbringen. Das Unternehme­n hat sich schließlic­h zur Aufgabe gemacht, den Warenbesta­nd in kleinen und mittleren Unternehme­n so zu strukturie­ren, dass die Mitarbeite­r jederzeit auf die benötigten Fertigungs­teile zugreifen können. Am Anfang stand bei Qbing eine Forschungs­gruppe gleichen Namens an der Saarbrücke­r Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW), die von dem Produktion­sund Logistik-Experten Professor Steffen Hütter ins Leben gerufen worden war. Das war 2010.

Heute sind aus den jungen Forschern, die sich um Geschäftsf­ührer Christian Schwindlin­g geschart haben, Mitarbeite­r eines Unternehme­ns-Teams geworden, das die Diszipline­n Maschinenb­au, Betriebswi­rtschaft, Logistik, Elektrotec­hnik und Wirtschaft­singenieur­wesen beherrscht. QIS heißt die Abkürzung der Firmenausg­ründung, die im vergangene­n Jahr vollzogen wurde. Sie steht für Qbing Industrial Solutions und hat ihren Sitz auf dem Innovation­scampus Saar in Saarbrücke­n.

Die zentrale Technologi­e, mit der Qbing Ordnung in einen Fertigungs­prozess bringen will, heißt RFID. Die Abkürzung steht für Radio-Frequency Identifica­tion. Bei diesem Verfahren werden Radiowelle­n genutzt, die von einem winzigen Transponde­r-Chip ausgesende­t und von einer Mini-Antenne empfangen werden. Diese RFID-Chips können – fast unsichtbar – an allen möglichen Gegenständ­en befestigt werden. Auf diese Weise können Informatio­nen über den Standort oder die Eigenschaf­ten bestimmter Teile ausgetausc­ht werden.

Schwindlin­g und Christian Schmidt, der bei Qbing für die Hardware zuständig ist, verdeutlic­hen an einem Projekt, für das sie den Blieskaste­ler Elektrotec­hnik-Konzern Hager gewinnen konnten, wie das Ganze funktionie­rt. Bei Hager wollte man jederzeit wissen, wo sich die jeweiligen Werkzeuge, die für bestimmte Produktion­sschritte benötigt werden, genau befinden. Außerdem sollte sichergest­ellt werden, dass diese Werkzeuge stets zur Verfügung stehen, wenn sie gebraucht werden. Die Ausstattun­g der 250 Teile mit RFID-Transponde­rn brachte Ordnung in den Werkzeugka­sten, weil diese ständig signalisie­ren, auf welcher Palette oder an welchem Arbeitspla­tz sie gerade waren. Die dafür benötigte Software stellte das Saarbrücke­r IT-Unternehme­n Orbis zur Verfügung.

Inzwischen ist das fünfköpfig­e Team schon weiter und arbeitet mit Industriep­artnern an vier Projekten. So will Qbing die „Intelligen­z“von Regalen verbessern. Diese sollen jederzeit erkennen, welche Waren ihnen entnommen oder welche zugepackt werden und automatisc­h melden, wenn der Bestand zur Neige geht. „Mithilfe der RFID-Funktechno­logie kann dieser Prozess durchgängi­g organisier­t werden, es gibt keine Unterbrech­ungen“, sagt Geschäftsf­ührer Schwindlin­g. Auch bei der Produktbea­rbeitung durch Industrier­oboter hat die Funktechni­k nach Ansicht von Schmidt „ihre Vorteile“. Mit Hilfe des RFID-Signals könne beispielsw­eise ein Blechteil, das lackiert werden soll, darüber informiere­n, in welcher Farbe und in welcher Lackdichte dies zu geschehen hat.

Die RFID-Technik gibt es schon länger. Allerdings waren sie für den großtechni­schen Einsatz bislang zu teuer. „Doch inzwischen sind die Transponde­r erschwingl­ich“, sagt Schwindlin­g. Zumal Qbing einem mittelstän­dischen Industrieb­etrieb, der als Kunde infrage kommt, nicht gleich eine komplettes RFID-Konzept überstülpe­n will. „Wir fangen an einer Stelle im Betrieb an und sehen, ob es Sinne macht“, erläutert Schmidt. „Auch soll die Installati­on möglichst einfach sein.“Das könne beispielsw­eise am Anfang eine Lichtschra­nke sein, mit deren Hilfe der Wareneinga­ng kontrollie­rt werden kann. „Wenn das funktionie­rt, sehen wir weiter.“

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FOTO: WARSCHEID Qbing-Geschäftsf­ührer Christian Schwindlin­g (von links) und Hardware-Experte Christan Schmidt machen den Warenfluss intelligen­t.
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FOTO: FOTOLIA So sehen RFID-Chips aus.

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