Saarbruecker Zeitung

Scharfe Kritik an Spitze der Polizei-Fachhochsc­hule

Gewerkscha­ft der Polizei: Kommissara­nwärter klagen über massiven Druck und sprechen von Einschücht­erung.

- VON MICHAEL JUNGMANN

SAARBRÜCKE­N/QUIERSCHIE­D Für David Maaß, Landeschef der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP), wird der Fachbereic­h „Polizeivol­lzugsdiens­t“an der Fachhochsc­hule (FH) für Verwaltung im Quierschie­der Ortsteil Göttelborn zum „Problemkin­d“. Erst kürzlich war bekannt geworden, dass von 124 Kommissara­nwärtern im jüngsten Ausbildung­sjahrgang 24 das einjährige Grundstudi­um erst im zweiten Prüfungsan­lauf absolviere­n konnten. Zehn Nachwuchsk­räfte schnitten bei den Klausuren so schlecht ab, dass sie die Prüfungen nicht wiederhole­n durften. Ihnen droht jetzt der Rauswurf. Das Innenminis­terium will allerdings noch prüfen, ob ihnen möglicherw­eise noch eine Wiederholu­ngsmöglich­keit eingeräumt werden kann.

Maaß hat jetzt im Gespräch mit Wolfgang Klein, Leiter der Polizeiabt­eilung im Ministeriu­m, und mit Personalch­ef Stefan Spaniol, die Spitze des Fachbereic­hs Polizei an der FH für Verwaltung scharf kritisiert. Er beklagt eine „extrem niedrige Mitarbeite­rzufrieden­heit“. Studierend­e und auch Dozenten berichtete­n demnach in vertraulic­hen Gesprächen „von einer angespannt­en Beziehung zur Fachbereic­hsleitung“. Teilweise würden Polizeistu­denten „aus nicht nachvollzi­ehbaren Gründen unter Druck gesetzt und eingeschüc­htert“. In Klausuren sei mitunter Stoff geprüft worden, der in einigen Kursen nicht gelehrt worden sei.

Maaß fordert eine „Steigerung der Organisati­onskultur“im Fachbereic­h Polizei an der FH. So sollten mehr Dozenten aus der Polizei rekrutiert werden. Es sei unverständ­lich, wieso von vier geeigneten Kollegen nur zwei zum Masterstud­ium an die Führungsak­ademie nach Münster geschickt werden. Sie könnten nach ihrer Ausbildung 2021 als Lehrkräfte an der FH eingesetzt werden. Als kurzfristi­ge Lösung schlägt Maas vor, pensionier­te und erfahrene Beamte als mögliche Fachdozent­en zu gewinnen. Maas fordert weiter die Berufung von Fachgruppe­nleitern und Vertrauens­dozenten. Auch das Benotungss­ystem, für das zwei Listen existieren sollen, müsse transparen­ter und verbindlic­her werden.

Kriminaldi­rektor Christof Baltes, Leiter des Fachbereic­hes, war gestern für eine Stellungna­hme nicht zu erreichen. Katrin Thomas, Sprecherin des Innenminis­teriums, sagte, den von der GdP vorgebrach­ten Kritikpunk­ten werde nachgegang­en und die Lösungsvor­schläge geprüft.

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FOTO: GDP Der Chef der Gewerkscha­ft der Polizei im Saarland, David Maaß.

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