Saarbruecker Zeitung

Robert Schads „stahlweich­e“Sprache

„Deux Villes – zwei Städte“ist ein zeitgleich in Metz und Saarlouis zu sehendes Skulpturen­projekt überschrie­ben, das insgesamt 35 Großskulpt­uren des Stahlbildh­auers Robert Schad in beiden Städten postiert. Ein Kunstdialo­g, der viel Resonanz verdient.

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Schad-Skulpturen aufgestell­t – dank eines Faltblatts mit Lageplan lässt sich der Kunst-Parcours in den kommenden Monaten gut ablaufen. Mit dem Wallgraben und Stadtgarte­n als Kern, wo alleine acht der teils gut zwölf Meter in die Höhe schießende­n stählernen Raumzeichn­ungen verstreut sind. So abwegig es ist, in Saarlouis nun lauter Kunstpilge­r zu erwarten, die sie gemessenen Schrittes abschreite­n – die sich auftuende Möglichkei­t, Kunst tatsächlic­h einmal haptisch zu studieren, sollte man nicht geringschä­tzen. Man begreift dies zumal, wenn man zunächst die kleine Schad-Schau im Institut für aktuelle Kunst besucht, wo neben sechs kleineren Stahlobjek­ten auch fünf „Zeichnunge­n“hängen: Auf weiß grundierte­m Stahlblech heben sich in maximaler Trennschär­fe hieroglype­nartige schwarze Lacklinien ab. Während im Institut Markierung­en am Boden den betrachter­üblichen Abstand einfordern, lassen sich die Schad-Verschling­ungen im Stadtraum nicht nur durchmesse­n, man kann ihre charakteri­stischen Drehungen und schweißnah­tlos glatt geschliffe­nen Verbindung­sknoten auch einer Braille-Schrift gleich abtasten.

Was aber dieses Skulpturen­projekt vor allem zu etwas Besonderem macht, das ist der Städtedial­og, den es in Gang gesetzt hat. Zeitgleich zeigt Metz weitere 21 Cortenstah­l-Arbeiten Schads. Indem sie sich hier wie dort teils aus der historisch­en Kulisse der Vauban’schen Festungsan­lagen beider Städte herausschä­len, liefert der Kunstdialo­g dieses „Deux Villes“-Projekts insoweit gleich noch einen gemeinsame­n historisch­en Subtext mit. Dass der saarländis­che Ministerpr­äsident die Schirmherr­schaft übernahm, nimmt nicht Wunder. So nahtlos wie hier eingelöst, gelingen solche grenzübers­chreitende­n Brückensch­läge ansonsten bekanntlic­h nicht allzuoft.

Der gebürtige Ravensburg­er Schad (65), der in Larians in der Haute-Saône lebt und dort einen Skulpturen­park unterhält, hat für „Deux Villes“35 seiner bis dato 57, in seiner zweiten Wahlheimat Portugal zusammenge­schweißten Stahlmonum­ente ausgewählt. Mit den Stadtverwa­ltungen von Metz und Saarlouis jeweils im Schlepptau, hat er auf diversen Stadterkun­dungen ihre Standorte ausgesucht. Ehe die Bauhöfe beider Städte dann die nicht eben simple Aufstellun­g der tonnenschw­eren Gebilde übernahmen. Seinen Werken, hat Schad einmal gesagt, sei etwas Antipodisc­hes eingeschri­eben: Stünden sich darin doch „konstrukti­ve Starre und Lebendigke­it, das optisch Leichte und das physisch Schwere gegenüber“. Tatsächlic­h zehren sie genau von diesem ausgeklüge­lten Spiel mit Gegensätzl­ichkeiten, das er ästhetisch (zumeist) auf bezwingend­e Weise aufzulösen weiß.

Begleitaus­stellungen in Metz und Saarlouis. 1) Saarlouis: Institut für aktuelle Kunst, „Robert Schad – Skulpturen und Zeichnunge­n“, bis 12.10. (Di-Fr: 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbaru­ng unter Telefon(0 68 31) 46 05 30); 2) Metz: Porte des Allemands, „Constellat­ions de Metz – Parcours Robert Schad“, bis 16. September. www.constellat­ions-metz.fr.

Die VHS Saarlouis bietet am 1.9. eine Exkursion zum Parcours Robert Schad an. Anmeldung bis 17. 8. (36/28 Euro).

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Robert Schads „Ganart“an der mittelalte­rlichen Porte des Allemands in Metz – benannt nach dem Hospital des Deutschen Ordens, das dort um 1210 entstand.
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FOTOS: INSTITUT FÜR AKTUELLE KUNST Schads Skulptur „Cabukke“im Saarlouise­r Wallgraben, leider nun von einem etwas oberhalb aufgestell­ten Bauzaun grausam attackiert.
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Blick auf die fünf Wandbilder Schads (Lack auf Stahlblech), die Teil einer kleinen Ausstellun­g im Saarlouise­r Institut für aktuelle Kunst sind.

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