Keine Zeit für Kaffeekränzchen
Judoka Josef Förch vom PSV Saarbrücken legt im Training seine Frau aufs Kreuz. Im Oktober will er Ü 30-Weltmeister werden.
Björn und Tim wurde es 27 Jahre sehr ruhig um Förch. Erst 2008 keimte der Wunsch nach dem „Training des sanften Weges“( Judo) wieder auf. Nach dem Besuch eines Judo-Turnieres entschied sich Förch, wieder mit dem Training zu beginnen und an Wettkämpfen teilzunehmen. Schmunzelnd gesteht Förch heute: „Um dieses Ziel umzusetzen, musste ich mein Leben komplett umstellen. Ich wurde Hausmann – der jedoch keine Zeit für Kaffeekränzchen hatte.“Seine Ehefrau Sylvia unterstütze ihn. Die 40-Jährige ist selbst Judoka. Sie ist heute noch die wichtigste Trainingspartnerin, Kritikerin und Anspornerin ihres Mannes, der den ersten schwarzen Gürtel trägt.
Zwei Jahre später, mittlerweile 48 Jahre alt, begann Josef Förchs Karriere so richtig. Bei deutschen Ü 30-Meisterschaften holte er den Hattrick (2010, 2011, 2012). 2015 folgte Rang drei, 2017 erneut der Titelgewinn 2017 in der Klasse bis 66 Kilogramm. Heute startet Förch in der Kategorie bis 60 Kilogramm.
Kommt man auf das Jahr 2017 zu sprechen, zaubert sich bei den Förchs ein breites Lächeln auf die Gesichter. „In Wiesbaden kämpften meine Frau und ich gemeinsam in unterschiedlichen Gewichtsklassen in der Ü 30. Da wir zum Teil gleichzeitig kämpften, konnten wir uns gegenseitig nicht viel unterstützen oder den jeweils anderen coachen. Am Ende hatte aber jeder für sich die deutsche Meisterschaft erkämpft – Sylvia in der Klasse bis 52 Kilogramm und ich in der bis 66 Kilogramm“, erklärt Josef Förch.
Parallel hierzu ging Förch trotz seines Alters bei den Männern der Ü 18 auf die Matte. Durch den zweiten Platz bei den saarländischen Einzelmeisterschaften 2017 in der 60-Kilogramm-Klasse und dem darauf folgenden dritten Rang bei den südwestdeutschen Meisterschaften qualifizierte er sich für die deutsche Meisterschaft 2018. In Bad Cannstatt zog der Athlet des PSV Saarbrücken in die Endrunde ein. Zu einer Medaille reichte es nicht. Förch wurde aber als ältester, jemals teilnehmender Judoka einer deutschen Aktiven-Meisterschaft gefeiert.
Zwischenzeitlich ist die Bundesliga auf Förch aufmerksam geworden. Er kämpft seit diesem Jahr für das Erstliga-Team Rheinland. Doch im Moment hat er nur ein Ziel vor Augen: Die Ü 30-Weltmeisterschaft im Oktober in Cancun. Dort möchte der 58-Jährige Weltmeister werden. Dafür bereitet er sich fünfmal pro Woche jeweils zwei Stunden auf der Matte vor.
Mit seiner Frau Sylvia und PSV-Trainer Martin Krämer werden Wurftechniken beidseitig eingeübt, Befreiungstechniken aus Kampfsituationen am Boden einstudiert und Konter- und Aushebetechniken wiederholt. Zudem absolviert Förch mindestens zweimal pro Woche ein Lauftraining über jeweils sechs Kilometer. Fragt man ihn, warum er alle diese Mühen auf sich nimmt, antwortet Förch gerne mit seinem Lebensmotto: „Wenn ich etwas mache, dann mache ich es richtig oder gar nicht.“