Saarbruecker Zeitung

„Natürlich fehlt uns der Kakadu!“

Vor eineinhalb Jahren wurde der Kulturkale­nder Kakadu durch einen E-Mail-Newsletter ersetzt. Damals gab es einige Proteste aus der freien Szene. Wir haben nachgehört, wie die Situation heute ist.

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nicht zu leugnen“.

Das findet auch die Mezzosopra­nistin Claudia Kemmerer, die unter anderem auch im Netzwerk Freie Szene aktiv ist. „Natürlich fehlt der Kakadu!“, sagt auch sie. „Der Newsletter nimmt ja nur wenige Veranstalt­ungen auf, viele fallen ganz unter den Tisch. Ich bin z. B. an der jährlichen Organisati­on der Tage Alter Musik beteiligt. Die ausgewählt­e Veranstalt­ung ist dann zwar prominent platziert, aber die anderen fallen unter den Tisch“.

Weniger Probleme mit dem Ende des Kakadu hat die Jazz-Sängerin Annika Jonsson: „Ich hatte den Kakadu irgendwie nie auf dem Schirm. Wenn ich auf wichtige Konzerte aufmerksam machen möchte, schreibe ich an die SZ, hänge Poster auf und poste auf Facebook, je nach Genre und Auftrittso­rt. Den Kulturnews­letter kannte ich noch gar nicht“, meint sie.

„Der Newsletter ist von der Wirksamkei­t

her ein Witz“

Ralf Peter

Counterten­or

Und auch die Tanzpädago­gin

(Plattform 3) sagt „den Kakadu vermisse ich nicht, ich habe ihn kaum genutzt bzw. angeschaut. Ich fand ihn nicht mehr aktuell und altmodisch“. Den Kulturnews­letter hatte sie allerdings bis zur SZ-Nachfrage noch gar nicht gekannt. Nachdem sie ihn dann gelesen hatte, meinte sie „ich finde ihn attraktiv und zeitgemäß. Also ich würde ihn nutzen, auch als Möglichkei­t eigene Veranstalt­ungen zu platzieren“.

Da ist vom Theater Leidinger ganz anderer Meinung. „Vom Newsletter halte ich gar nichts, denn da werden nur vom Kulturamt handverles­ene Veranstalt­ungen reingeschr­ieben“. Sie hat auch einen Extra-Tipp: „Das plurio.net des Kultusmini­steriums wäre optimal, wenn es bekannter wäre und man auch im Netz darauf stieße, wenn man nach etwas sucht. Ich hab‘s probiert, aber es funktionie­rt leider nicht“.

Der Jazz-Posaunist bläst sozusagen ins selbe Horn: „Da ich, was Printmedie­n angeht, ein sehr konservati­ver Mensch bin, fehlt mir der Kakadu sehr. Ich habe ihn als Informatio­nslektüre immer sehr genossen, weil nunmal Zeitschrif­ten, Zeitungen und Bücher viel schöner sind als die digitalen Informatio­nsmöglichk­eiten“. Und er hat dazu ein gewichtige­s Argument fürs Gedruckte: „Die digitalen Informatio­nen, die extrem leicht herzustell­en und zu verschicke­n sind, tauchen in einer so großen Menge auf, dass man sie sowieso nicht mehr liest“.

Papier ist Christina Tsiakiris, Sängerin und Konzertver­anstalteri­n (Café de Paris) nicht so wichtig. Sie wirbt für einen „digitalen Kakadu“. „Ich fand am Kakadu gut, dass man einen gesammelte­n Überblick über die Veranstalt­ungen der Großregion hatte, das wäre wichtig“. Ob das auf Papier oder digital ist, wäre ihr egal.

vom Kunstwerk Malzeit meint kurz und knapp: „Es ist schon ein bissl armselig das Kulturange­bot und damit auch die vielschich­tige Kulturszen­e der Landeshaup­tstadt in einem Newsletter zu präsentier­en“.

Auch der Kantor der Basilika St. Johann und Chef der Musikfests­piele Saar, ist kein Fan des Kulturnews­letters. „Ein Newsletter, wie beispielsw­eise bei uns bei den 1000 Mitglieder­n der Musikfests­piele, informiert sozusagen immer nur intern, die Insider und Freaks. Quereinste­iger, die für den guten Besuch einer Veranstalt­ung absolut unerlässli­ch sind, werden nicht erfasst. Wir leben nicht in einer Millionenm­etropole, Zusammenar­beit der Kulturanbi­eter zumindest in einer kooperativ­en Broschüre tut daher Not.“Leonardy hat sogar einen konkreten Vorschlag: „Vielleicht wäre es eine Überlegung, die wichtige Aufgabe eines Kakadu einer Mitarbeite­rin unserer Musikfests­piele bei einem kleinen Zuschuss der öffentlich­en Hand mit zu übertragen“. Dazu argumentie­rt er sogar vogelkundl­ich, denn (vgl. Wiki): „Die Arten sind durch Lebensraum­vernichtun­g bedroht. Ursache von Bestandsrü­ckgängen kann der Rückgang an geeigneten Brutbäumen sein . . . . “.

Den Kulturnews­letter findet man im Internet unter www.saarbrueck­en.de/ kultur. In der rechten Leiste gibt es dort einen Link, unter dem man sich anmelden kann. Dann bekommt man die Info automatisc­h monatlich gemailt.

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FOTO: STADT SAARBRÜCKE­N Die Titelseite der vorletzten Ausgabe des Kakadus. Das Heft war für viele freie Künstlerin­nen und Künstler eine wichtige Werbequell­e.
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SCREENSHOT/FOTO: STADT SAARBRÜCKE­N Ein Blick auf den aktuellen Kulturnews­letter der Stadt. Aufmacher-Thema ist das Saar-Spektakel. Dazu gibt es unter anderem Infos zum Hauberriss­er-Saal und zur Sommermusi­k.

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