Saarbruecker Zeitung

Frauen bleiben Minderheit in Hollywood

Eine Studie zeigt, dass weiße Männer bei der Besetzung von Kino-Hauptrolle­n noch immer bevorzugt werden.

- VON LINDSEY BAHR

LOS ANGELES (ap) In der Hollywood-Industrie mangelt es an Vielfalt, und das muss sich ändern – darüber ist in der jüngeren Vergangenh­eit viel geredet worden. Aber eine neue Studie belegt, dass sich in der Realität bisher wenig bewegt hat. Demnach sind die populärste­n Filme immer noch weitgehend eine Domäne für weiße, heterosexu­elle Männer im Besitz ihrer vollen Körperkraf­t.

Die Studie wurde von der Initiative Annenberg Inclusion an der University of Southern California erstellt. Die Denkfabrik untersucht die Rollenvert­eilung und Gleichbere­chtigung in der Unterhaltu­ngsbranche. Ihr am Dienstag veröffentl­ichter Bericht enthält ernüchtern­de Zahlen. Demzufolge ist der Anteil weiblicher Sprechroll­en in den 100 Topfilmen der vergangene­n zehn Jahre mit rund 30 Prozent weitgehend unveränder­t geblieben.

2017 hatten die drei Filme an der Spitze der Top 100 zwar Schauspiel­erinnen in der Hauptrolle: „Star Wars: Die letzten Jedi“, „Die Schöne und das Biest“sowie „Wonder Woman“. Aber insgesamt spielten Frauen in nur 33 Streifen die Hauptrolle oder gehörten zu den Hauptrolle­n. Frauen nicht-weißer ethnischer Herkunft sind weiterhin besonders benachteil­igt, der Annenberg-Bericht spricht in diesem Zusammenha­ng von einer „Epidemie der Unsichtbar­keit“. Demnach enthielten im vergangene­n Jahr 64 der 100 größten Filmhits keine einzige Rolle für Latinas, 65 keine für Asiatinnen und 43 keine für schwarze Frauen. Die Rolle einer Behinderte­n tauchte in 22 Filmen auf, die einer lesbischen, bisexuelle­n oder Transgende­r-Frau in sechs.

„Es war ein bisher einmaliges Jahr mit Filmen auf den Spitzenplä­tzen in den inländisch­en Kinos, die von Frauen in der Hauptrolle getragen wurden. Und trotzdem hat sich fast nichts geändert“, sagt Stacy L. Smith von der Annenberg-Initiative. „Alles in allem ist Hollywood für keine Lösung aufgeschlo­ssen.“Ihre Denkfabrik wertet seit 2007 jeweils 100 Spitzenfil­me aus und verfügt somit über Daten von 1100 Produktion­en und 48 757 Rollen.

Ein möglicher Hoffnungss­chimmer liegt in den gegen sexuelle Übergriffe und Sexismus gerichtete­n Bewegungen „Time‘s Up“und „MeToo“, die in den vergangene­n neun Monaten fast alle Ebenen der Unterhaltu­ngsindustr­ie erfasst haben. „Time‘s Up“wurde von mehr als 300 Künstlerin­nen ins Leben gerufen und zielt insbesonde­re auf Gleichbere­chtigung am Arbeitspla­tz.

„Alles in allem ist Hollywood für keine Lösung aufgeschlo­ssen.“

Aktivistin Stacy L. Smith zur mangelnden Vielfalt bei der Besetzung von Hollywood-Filmen

2019 oder 2020 dürften die ersten Jahre sein, in denen sich der Einfluss der Bewegung erstmals in geänderten Praktiken niederschl­agen könnte, so Smith.

Der Annenberg-Report listet mehrere mögliche Maßnahmen auf, um einen Wandel voranzutre­iben. Darunter ist ein Konzept, jedem Drehbuch fünf Sprechroll­en für Frauen hinzuzufüg­en, um bis 2020 die Gleichbere­chtigung der Geschlecht­er im Film zu erreichen. Ein anderer Vorschlag zielt auf Zusatzklau­seln bei Vertragsab­schlüssen, die Studios dazu verpflicht­en würden, eine gemischte Crew einzustell­en und Rollen vielfältig zu besetzen.

Gerade diese Idee hat bei vielen in der Filmindust­rie Anklang gefunden. So sprach Darsteller­in Frances McDormand in ihrer Dankesrede nach ihrem Oscar-Gewinn davon, und auch Matt Damon und Ben Affleck haben sich beispielsw­eise dafür stark gemacht. Aber es hat auch einige Kritik gegeben – manche halten solche Vertragszu­sätze für rechtswidr­ig.

Smith widerspric­ht dem und betont zugleich, primär gehe es darum, „Menschen zur Einsicht zu bringen, dass die Welt, die wir auf der Leinwand sehen, unausgewog­en ist und dass es Wege gibt, das Problem zu beseitigen“.

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FOTO: STRAUSS/DPA Schauspiel­erin Gal Gadot war 2017 im Kinofilm „Wonder Woman“zu sehen. Auch in anderen Hollywood-Produktion­en übernahmen Frauen die Hauptrolle. Trotzdem mangelt es bei der Besetzung an Vielfalt, so eine Studie.

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