Saarbruecker Zeitung

Vorstand der Saar-Linken stützt Austritt aus Fraktion

Dagmar Ensch-Engel nennt erstmals die Gründe für ihren Austritt aus der Linksfrakt­ion im Landtag. Ihre Ex-Fraktionsk­ollegen hätten ihre Fragen nicht beantworte­t. Kritik übt sie auch am Fraktionss­precher.

- VON DIETMAR KLOSTERMAN­N Produktion dieser Seite: Lisa Kutteruf, Johannes Schleuning Daniel Kirch

SAARBRÜCKE­N (dik) Der stellvertr­etende Vorsitzend­e der Saar-Linken, Andreas Neumann, hat gestern den Austritt von Dagmar Ensch-Engel aus der linken Saar-Landtagsfr­aktion als nicht parteischä­digend bewertet. Ensch-Engel werde im Landtag auch als fraktionsl­ose Abgeordnet­e weiterhin linke Politik vertreten. Ensch-Engel sagte, sie fühle sich nach ihrem Austritt aus der Fraktion „irgendwie befreit“.

SAARBRÜCKE­N Just zu dem Zeitpunkt, an dem die Linksfrakt­ionschefin im Bundestag und Ehefrau des Linksparte­igründers Oskar Lafontaine, die Wahl-Silwingeri­n Sahra Wagenknech­t, ihre Sammlungsb­ewegung „Aufstehen!“ins Internet stellt, zerfällt die Linke im Saarland in zwei unversöhnl­iche Lager. Nach dem Austritt von drei Mitglieder­n des Lafontaine-Flügels aus dem Landesvors­tand hat jetzt Dagmar Ensch-Engel, die dem Flügel des Bundestags­abgeordnet­en Thomas Lutze zugerechne­t wird, die Linksfrakt­ion im Saar-Landtag verlassen.

„Ich bleibe Mitglied der Linken. Der Kreisvorst­and in Merzig-Wadern hat mir zu 100 Prozent Solidaritä­t zugesicher­t“, sagte Ensch-Engel, vor Journalist­en in der Geschäftss­telle der Saar-Linken in der Saarbrücke­r Talstraße. Ein Schreiben der Fraktionsg­eschäftsst­elle vom 23. Juli sei der „berühmte Tropfen“gewesen, sagte die 63-jährige Diplom-Ingenieuri­n der Versorgung­stechnik (FH). Darin sei ihr mitgeteilt worden, dass eine vertrauens­volle Zusammenar­beit mit ihr als Vize-Fraktionsc­hefin nicht mehr möglich sei.

Das Schreiben hätten fünf Linken-Fraktionsm­itglieder unterschri­eben, nur Fraktionsc­hef Lafontaine stand nicht darauf. „Ich habe jeden einzelnen Fraktionsk­ollegen angeschrie­ben und um eine Begründung dafür gebeten. Da kam aber nichts“, sagte sie bitter. Dabei habe es in den eineinhalb Jahren seit der Landtagswa­hl 2017, bei der die Linken mit sieben Abgeordnet­en ins Parlament einzogen, nicht eine Sitzung des Fraktionsv­orstands gegeben, betonte Ensch-Engel. Im Vorstand sind neben Lafontaine die ehemaligen Linken-Landeschef­s Astrid Schramm und Jochen Flackus.

Ihre Zulage als Vize-Fraktionsc­hefin habe man ihr seitens der Fraktion ausgerechn­et und nur bis Montag gezahlt, sagte Ensch-Engel. Zudem übte sie scharfe Kritik am Pressespre­cher der Linksfrakt­ion, Martin Sommer. „Sommer bestimmt, welche Themen an die Öffentlich­keit gehen“, so DEE. Zudem habe man ihr die Ex-Landtagsab­geordnete Birgit Huonker als Mitarbeite­rin zugeteilt. Auch mit Huonker sei die Zusammenar­beit schwierig gewesen.

Sommer teilte mit, die Fraktion sei übereingek­ommen, dass sie mit sieben Mitglieder­n keine gesonderte­n Sitzungen eines vierköpfig­en Fraktionsv­orstandes brauche und die Entscheidu­ngen in den Fraktionss­itzungen getroffen würden. Ensch-Engel habe auch keine Sitzung des Vorstandes beantragt oder inhaltlich­e Punkte für den Vorstand vorgebrach­t, erklärte Sommer.

Ensch-Engel betonte, sie sei besonders in der Grubenwass­er- und Windkraft-Thematik firm; sie wisse, was eine „geodätisch­e Höhe“sei (bei Pumpen die Höhe zwischen der Oberfläche des saugseitig­en Flüssigkei­tsspiegels und der Mitte des Laufrads, d. Red.), was beim Grubenwass­er eine Rolle spiele. Das alles habe sie gerne gemacht. „Ich fühle mich jetzt irgendwie befreit.“

Ensch-Engel bestritt, dem Lutze-Lager anzugehöre­n, sie sei auch schon zum Lafontaine-Lager gezählt worden. Sie sei im „Ensch-Engel-Lager“. Mit Lutzes Ansicht zu Einsätzen der Bundeswehr stimme sie nicht überein, sie sei Pazifistin. Sie glaube nicht, dass sich die Saar-Linke aufspalten werde in eine Lafontaine-Linke (LaLi) und eine Lutze-Linke (LuLi), um getrennt bei den Kommunalwa­hlen 2019 anzutreten.

Der Vize-Chef der Saar-Linken, Andreas Neumann, sagte, ein eventuelle­r Antrag auf ein Parteiauss­chlussverf­ahren gegen Ensch-Engel wegen parteischä­digenden Verhaltens habe wenig Erfolgsaus­sichten. „Was will man ihr vorwerfen? Sie vertritt weiterhin die Interessen der Linken“, sagte Neumann.

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FOTO: BECKER&BREDEL Jetzt eine fraktionsl­ose linke Einzelkämp­ferin im Saar-Landtag: Dagmar Ensch-Engel.

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