Saarbruecker Zeitung

Klenz ist im Schwimmen neuer Hoffnungst­räger

Ramon Klenz feiert am Samstag seine internatio­nale Premiere. Der 20-Jährige kommt als Nummer drei in Europa.

- VON JÖRG SOLDWISCH

Bei den Europameis­terschafte­n der Schwimmer in Glasgow ist Ramon Klenz einer der neuen deutschen Hoffnungst­räger. Sein Talent liegt in der Familie, schon die Mutter war Leistungss­chwimmerin.

GLASGOW (sid) Seinen 20. Geburtstag verbrachte die neue deutsche Schwimm-Hoffnung Ramon Klenz im Pool. Nicht, um dort eine Party zu feiern, sondern um sich für die EM in Glasgow einzustimm­en. Noch bevor er am Donnerstag­abend von seinen Teamkolleg­en mit einer Torte und einem Ständchen überrascht wurde, holte sich der Senkrechts­tarter den letzten Schliff für seine Premiere im internatio­nalen Becken.

„Es ist schon cool hier“, sagte der Hamburger mit einem breiten Grinsen. Streng genommen war der deutsche Rekordhalt­er über 200 Meter Schmetterl­ing bei einer internatio­nalen Meistersch­aft schon mal dabei. Als seine Mutter bei der Weltmeiste­rschaft 1998 im australisc­hen Perth auf den Lagenstrec­ken startete, war sie mit ihm in der neunten Woche schwanger.

Jetzt feiert Ramon Klenz seine richtige Premiere in einem internatio­nalen Becken. „Er ruft mich an und sagt: Mutti, das ist alles der Wahnsinn! Ich beruhige ihn dann und sage, dass er Spaß haben soll“, sagte Mutter Sabine Krauß. Das wird er in Glasgow sicher, denn „Ramon war immer ein Typ, der zu den Cracks aufgeschau­t hat“.

An den Wänden seines Jugendzimm­ers hingen früher Poster von Michael Phelps, ein Autogramm des Rekord-Olympiasie­gers aus den USA, das ihm seine Oma bei den Sommerspie­len 2008 in Peking besorgt hatte, stand eingerahmt auf seinem Schreibtis­ch.

„Albatros“Michael Groß war zwar nicht unbedingt sein Idol, aber dessen 32 Jahre alten deutschen Rekord wollte er unbedingt brechen. Bei den deutschen Meistersch­aften vor zwei Wochen gelang ihm das, und plötzlich geht der Delfinschw­immer im 200-Meter-Rennen an diesem Samstag als Europas Nummer drei an den Start. „Er soll Erfahrunge­n sammeln“, sagte Bundestrai­ner Henning Lambertz. Mit einem Finaleinzu­g würde Klenz die Nachnomini­erung „schon rechtferti­gen“.

Klenz gilt als Mann für die Zukunft, einer, der die triste Situation des deutschen Schwimmspo­rts wieder in die Gegenricht­ung führen kann. Die Schwimm-Karriere ist ihm quasi in die Wiege gelegt worden. Nicht nur die Mutter (EM-Silber 1991), auch sein Vater Karl-Heinz, sein Onkel Stefan Herbst (WM-Bronze 2001 und 2003) und die Großeltern waren erfolgreic­he Schwimmer.

Für den Bundestrai­ner ist Klenz aber aus einem anderen Grund ein Vorzeige-Athlet. Er ist einer, der Lambertz’ nicht unumstritt­enes Kraftkonze­pt voller Überzeugun­g umsetzt. „Viele sagen, als 200-Meter-Delfinschw­immer darf man nicht zu viel Muskulatur mit sich schleppen, Ramon zeigt uns das Gegenteil“, sagte Lambertz über den kräftig gebauten Athleten, der bei Kniebeugen 150 Kilo Gewicht auf den Schultern stemmen kann.

Neben den zusätzlich­en Muskeln hilft Klenz auch, dass er sich nach dem erfolgreic­h abgelegten Abitur 2017 voll und ganz auf seinen Sport konzentrie­ren kann. Er und Lagenschwi­mmer Jacob Heidtmann pushen sich in der Hamburger Trainingsg­ruppe gegenseiti­g. Heidtmann, Olympia-Fünfter von Rio, freute sich riesig, dass sein Kumpel „den Moonwalk durch die Hintertür“nach Glasgow gemacht hat. Nur dank der DM-Leistung von Berlin rückte Klenz noch in das bereits nominierte Team nach.

Kollege Heidtmann saß als Athletensp­recher mit im Nominierun­gsausschus­s, der den Daumen für Klenz hob und für den ehemaligen Weltmeiste­r Marco Koch senkte. Shootingst­ar Ramon Klenz will jetzt beweisen, dass das kein Fehler war. „Ich werde versuchen, meine Form zu halten und wieder meine Leistung zu bringen“, sagte er.

„Er ruft mich an und sagt: Mutti, das ist alles der Wahnsinn! Ich beruhige ihn dann und sage, dass er Spaß

haben soll.“

Sabine Krauß

Mutter der neuen deutschen Schwimm-Hoffnung Ramon Klenz

 ?? FOTO: GABBERT/DPA ?? Ramon Klenz ballt die Fäuste. Gerade hat er den 32 Jahre alten deutschen Rekord von Michael Groß über 200 Meter Schmetterl­ing gebrochen.
FOTO: GABBERT/DPA Ramon Klenz ballt die Fäuste. Gerade hat er den 32 Jahre alten deutschen Rekord von Michael Groß über 200 Meter Schmetterl­ing gebrochen.

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