Saarbruecker Zeitung

Wie Saarbrücke­n seine Bäume vor der Hitze rettet

22 Mitarbeite­r des Grünamtes begießen jetzt Pflanzen. Sie setzen auch Wassersäck­e ein.

- VON JÖRG WINGERTSZA­HN

Bäume und Pflanzen in Saarbrücke­n sollen trotz Hitzewelle nicht leiden. Darum kümmert sich das Amt für Stadtgrün und Friedhöfe. „Wir müssen Pflanzen und Bäume wässern, sonst haben wir später einen großen Ausfall. Da muss man einfach dranbleibe­n“, sagt Ursula Michel vom Amt für Stadtgrün. „Oft sieht man die Schäden nicht sofort, sondern erst nach Jahren. Dann aber wird es sehr schwer, die Bäume noch zu retten. Das bedeutet auch finanziell einen großen Verlust“, sagt Michel. Vor allem gerade erst gepflanzte Bäume könnten durch die Hitze geschädigt werden. Sie konnten noch nicht tief wurzeln und kommen schlechter an die Wasservorr­äte im Boden ran.

Erstmals setzt das Amt für Stadtgrün Wassersäck­e ein. Die mit Wasser gefüllten Beutel werden unten um den Stamm des Baumes gebunden. Sie geben kontinuier­lich Wasser ab. Beim Gießen versickere ein Großteil des Wassers im trockenen Boden. Die Wassersäck­e dagegen sicherten ein längerfris­tige Versorgung des Baumes, und das spare den Mitarbeite­rn Zeit.

Derzeit werden die Wassersäck­e nur im Bezirk Halberg eingesetzt. Gerade habe man 50 neue Beutel geordert, sagt Michel. Um an die Blumenkübe­l an Ampeln oder am Rathaus zu gelangen, sind drei Gießlanzen im Einsatz. Damit können auch diese Pflanzen vor Trockenhei­t geschützt werden.

Derzeit sind 22 Mitarbeite­r des Amtes für Stadtgrün und Friedhöfe damit beschäftig­t, Bäume und Pflanzen zu bewässern. Bäume bewässern die Stadtmitar­beiter bis zum dritten Standjahr. „Im Stadtgebie­t stehen rund 65 000 Bäume, davon 15 000 entlang von Straßen. Der Rest verteilt sich auf Grünanlage­n und Friedhöfe“, teilt Ingo Beckendorf, stellvertr­etender Pressespre­cher der Landeshaup­tstadt, mit. „Bäume sind ein wichtiges Strukturel­ement in einer Stadt und auch klimahygie­nisch wichtig“, sagt Ursula Michel. Ohne den frischen Sauerstoff, den Bäume und Pflanzen produziere­n, wäre die Stadt weniger lebenswert.

Trockenstr­ess nennt man das, was die Bäume derzeit durchmache­n. Darauf reagieren sie, indem sie vorzeitig Blätter abwerfen. Das erklärt, warum man vielerorts in der Stadt trockenes Laub am Boden sieht. Die Bäume verringern damit ihre Verdunstun­gsoberfläc­he, verlieren gleichzeit­ig aber viele Nährstoffe und leben von den Reserven im Stamm. „So sterben sie zwar nicht ab, wachsen aber auch nicht“, sagt Steven Jansen von der Universitä­t Ulm. Der Trockenstr­ess führe auch dazu, dass die Bäume weniger Energie zur Abwehr von Schädlinge­n aufbringen können. Das führe dazu, dass Borkenkäfe­r sich stark vermehren, aber auch der Eichenproz­essionsspi­nner, der in diesem Jahr im Saarbrücke­r Stadtgebie­t weit verbreitet ist.

Wer möchte, kann als Baumpate Verantwort­ung für städtische Grünfläche­n übernehmen und Anlagen bis zu 1000 Quadratmet­er pflegen. Darauf verweist Michel. Dazu gehört auch, durch Aufsicht die Anlagen vor Vandalismu­s zu schützen. Baumpaten, von denen es aktuell etwa 160 gibt, erklären sich zum Beispiel bereit, die Fläche um einen oder mehrere Bäume zu reinigen und zu mähen oder Jungbäume zu gießen. Paten kleinerer Grünfläche­n mähen Rasen, reinigen, schneiden Hecken oder pflegen Beete.

Am Anfang stand 1982 die Aktion „Grünfläche­npflege durch Bürger“, ein zunächst auf ein Jahr begrenzter Versuch, kleinere Grünfläche­n (fünf bis 1000 Quadratmet­er) der Pflege interessie­rter Bürger anzuvertra­uen, wie die Stadt mitteilt. Hinter der Aktion standen zwei grundlegen­de Gedanken: Kleinere Grünfläche­n, die aufgrund ihrer ungünstige­n Lage und geringen Größe für die städtische­n Pflegekolo­nnen unwirtscha­ftlich sind, sollen aus dem normalen Ablauf ausgeklamm­ert werden, um eine Entlastung des Pflegepers­onals zu erzielen.

Kontakt für Baumpaten: Amt für Stadtgrün und Friedhöfe, Ursula Michel, Telefon (06 81) 9 05 14 73, E-Mail: ursula.michel@saarbrueck­en.de.

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FOTO: IRIS MAURER Elke Bommer vom Grünamt der Stadt Saarbrücke­n füllt an einem Baum in Bischmishe­im einen Wassersack.
 ?? FOTO: IRIS MAURER ?? Frank Göbel benutzt eine Gießlanze, um die Blumen vor dem Saarbrücke­r Rathaus mit Wasser zu versorgen.
FOTO: IRIS MAURER Frank Göbel benutzt eine Gießlanze, um die Blumen vor dem Saarbrücke­r Rathaus mit Wasser zu versorgen.

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